Ohne Musik geht in dieser WG nichts
„5ZimmerKücheBad“ist der Titel des Konzertes von Vox Orange in Roggenburg. Die fünf Musiker bilden eine Wohngemeinschaft, die ihresgleichen sucht.
Roggenburg In dieser WG ist jede Menge Swing drin. Wer möchte da nicht mit wohnen? In Roggenburg ist es ein ausverkaufter Saal voller potenzieller Interessentinnen und Interessenten. Das hängt natürlich mit den Bewohnern von „5ZimmerKücheBad“zusammen: Christiane (Reismüller), Barbara (Lutz) Michaela (Klocke), Cornelius (Menig) und Wolfram (Schild), besser bekannt als „Vox Orange“. Das Verbindende dieser nun schon 30 Jahre dauernden WG – die Musik. Für die, die das aktuelle Programm der fantastischen Fünf nicht kennen: Sie laufen zu voller A-CapellaHochform auf.
Was sich „Vox Orange“im Laufe seiner drei Jahrzehnte für einen Namen gemacht haben, das zeigte schon mal der donnernde, lang anhaltende Applaus des Publikums im Refektorium des Klosters – bevor das Quintett auch nur einen Ton gesungen hatte. Verdiente Vorfreude sozusagen und zurecht. Wie im (richtigen) WG-Leben servierten die Sängerinnen und Sänger Emotionen, Eigenheiten, Macken, allzu Menschliches jedes einzelnen ‘Mitbewohners’ in einem A-Capella-Menü aus Jazz, Volkslied, Chanson, Evergreen, Schlager, gewürzt mit einer guten Portion Swing, flotter Choreografie und einer ordentlichen Prise Humor.
Können wird dabei großgeschrieben. Harmonie pur. Was für ein Vergnügen, dem Einklang der Stimmen im Vielklang zuzuhören. Instrumente? Brauchen „Vox Orange“nicht. Sind die Fünf doch wahre Stimmkünstler in dieser Hinsicht. Nur ahnen lässt es sich angesichts der Leichtigkeit im Rampenlicht, welche Arbeit, Disziplin und Konzentrationsfähigkeit für so ein Konzert nötig ist.
Was eine weitere Stärke der Gruppe ausmacht, ist ihr Witz, der auch nicht davor zurückschreckt, den Klassiker „Es klappert die Mühle“im Rap-Stil aufzupeppen. Da springt halt mal der moderne Müller nackt in den winterlich-eiskalten See. Auch Volkslieder gehen eben mit der Zeit. Oder die Persiflage
auf den „Sandmann“, der heutzutage auf dem Bau schuftet und – seine starken Muskeln machen’s möglich – jede Frau rumkriegt. Hat mal jemand dran gedacht, dass der „Sandmann“auch verheiratet ist? Arme „Sandy“, so heißt die Betrogene nämlich. Herrlich, ihr Klagelied. Das kunstvolle Verweben unterschiedlichster Genres und deren Neuinterpretation ist auch so eine Spezialität der schwarz-orange gekleideten Truppe.
„Wir haben in den 30 Jahren unglaublich viele Stücke noch nicht gemacht.“Diese Aussage steht für die feine Ironie des Quintetts, die ihr Programm durchzieht und trefflich zum mehrsprachigen musikalischen Repertoire passt. Ach ja, aber unglaublich viele Stücke haben „Vox Orange“auch schon einstudiert. Humperdinck, Stockhausen, Aerosmith, Rammstein: „Dieses Rendezvous muss noch warten“, meinte Christiane Reismüller am Ende eines gefeierten und ausdauernd beklatschten Auftritts, der vom Bildungszentrum für Familie, Umwelt und Kultur am Kloster Roggenburg organisiert worden war. Man darf gespannt sein...