Der Weg für Lokale in der Illertisser Hauptstraße ist frei
Die Eigentümer der Häuser im Straßenabschnitt zwischen Hirschkreuzung und Bahnhof haben Post erhalten. Was dahintersteckt und welche Chancen sich auftun.
An die frühere Brauerei Kempter in Illertissen erinnert noch die Adolf-Kempter-Straße parallel zur Hauptstraße. Auf dem Gelände residiert heute die Sparkasse, die Grundstücke an der Hauptstraße zwischen Hirschkreuzung und Bahnhof gehörten der Brauerei. Die verkaufte ein Haus nach dem andern – immer mit der Bedingung, dass die neuen Eigentümer keine Gastronomie erlauben dürfen. Entsprechende Wünsche hat es immer wieder gegeben. Und künftig können Cafés, Bars und Restaurants im westlichen Abschnitt der Hauptstraße öffnen. Gerhard Steinle aus der Stadtverwaltung erklärt, wie es dazu kam.
Die Eigentümer von acht Anwesen entlang des Straßenabschnitts erhielten in den vergangenen Tagen ein Schreiben vom Amtsgericht Neu-Ulm. Darin wurden sie über eine Änderung in den Grundbuchblättern informiert, Abteilung II des Grundbuchs sei gelöscht worden. Was wenig spannend klingt, hat eine große Tragweite, wie Steinle schildert. Beim Verkauf der Grundstücke zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollte sichergestellt werden, dass dort keine Konkurrenzbetriebe zum Gasthof und Hotel Hirsch eröffnen, nach dem die Hirschkreuzung bis heute benannt ist. Dafür wurden sogenannte Dienstbarkeiten im Grundbuch eingetragen. Schankund Speiselokale waren für ein gutes Jahrhundert verboten. Dabei hätte es Interesse gegeben, weiß
Steinle. Anfragen von Gastronominnen und Gastronomen hätten die Eigentümerinnen und Eigentümer aber immer ablehnen müssen.
Mehrfach sei bei der Stadt der
Wunsch vorgetragen worden, sich für eine Änderung einzusetzen. Auch die Verwaltung habe immer ein Interesse gehabt, dass der Straßenabschnitt durch Lokale vielfältiger belebt werden kann. Nur: Einflussmöglichkeiten hatte die Stadt nicht. Als der frühere Gasthof an die Neu-Ulmer Immobilienfirma Externi verkauft wurde, tat sich eine Chance auf. Externi wolle Wohnungen bauen, das Schankrecht spiele für das Unternehmen keine Rolle, berichtet Steinle. Sämtliche Schankverbote wurden im Januar 2024 in den Grundbüchern gestrichen.
Der Gasthof Hirsch hat seit 1964 geschlossen, ein Kino im Gebäude machte zwei Jahre später dicht. Und seit dem Aus des Cafés Ciao 2017 gibt es im Gebäude keinen Gastronomiebetrieb mehr. Konkrete Pläne für neue Lokale gibt es Gerhard Steinle zufolge bisher nicht. Doch der Verwaltungsfachwirt ist überzeugt, dass sich das ändern wird.