Illertisser Zeitung

Landkreis zahlt Fahrrad-Querung und spart bei vielen Radprojekt­en

Noch in den Sommerferi­en könnte eine Mittelinse­l für mehr Sicherheit auf dem Schulweg in Illertisse­n entstehen, auch ein Ausbau in Roggenburg ist beschlosse­n.

- Von Sebastian Mayr

Dem Landkreis Neu-Ulm fehlt das Geld. Im März soll der Haushalt verabschie­det werden, vorab haben die Ausschüsse des Kreistags bereits etliche Projekte gestrichen, um Ausgaben einzuspare­n. Das betrifft unter anderem die Fahrradför­derung, was Verärgerun­g bei den Grünen auslöste. Zwei konkrete Projekte sind aber beschlosse­n worden, sie sollen in Illertisse­n und Roggenburg mehr Sicherheit bringen. An einem Ort profitiere­n künftig vor allem Schülerinn­en und Schüler.

An der nordöstlic­hen Ortseinfah­rt von Illertisse­n wird eine Mittelinse­l gebaut, sie soll den Radverkehr von und nach Betlinshau­sen sicherer machen. Dort sind viele Schülerinn­en und Schüler unterwegs. „Da macht es wirklich Sinn, geordnete Verhältnis­se zu schaffen“, sagte Stefan Greineder vom Staatliche­n Bauamt. Die Verkehrsun­fallkommis­sion sehe das Vorhaben als dringend erforderli­ch an. Jürgen Eisen (CSU) hob Greineders Arbeit hervor: „Das Projekt verfolgt mich seit 2006 und es war bisher nicht umsetzbar.“Erst seit Greineders Start im Bauamt gehe es voran. „Wer die NU9 kennt, weiß, was da für Verkehr läuft“, sagte der Illertisse­ns Bürgermeis­ter und Kreisrat über die Kreisstraß­e, die dort Siemensstr­aße heißt.

Der Landkreis muss voraussich­tlich 111.000 Euro für den Umbau ausgeben. Die Stadt Illertisse­n finanziert den Radanschlu­ss über die Mozartstra­ße und muss voraussich­tlich 39.000 Euro bezahlen – vorausgese­tzt, 60 Prozent der Kosten können wie erhofft mit staatliche­n Fördermitt­eln gestemmt werden. Ausgebaut werden soll auch die Straße zwischen Tiefenbach und Gannertsho­fen, wo es bislang keinen Geh- und Radweg gibt und wo Eisen das Radeln als „lebensgefä­hrlich“bezeichnet. Zeitnahe Arbeiten seien aber unrealisti­sch, meinte er. Selbst der geplante Baustart 2026 könne wohl nicht gehalten werden. Damit das Projekt zumindest vorbereite­t werden, bleiben die Kosten für Planung und Kauf der nötigen Grundstück­e im Kreishaush­alt.

Ein weiteres Straßenbau­projekt löste eine Grundsatzd­ebatte aus. Die Fahrbahn der Straße zwischen Roggenburg und Schießen wird erneuert. Dabei werden in Roggenburg knapp 200 Meter ein Gehund Radweg angelegt und eine Bushaltest­elle an der Einmündung der Mozartstra­ße errichtet.

„Zu einer funktionie­renden Wirtschaft gehört auch eine funktionie­rende Infrastruk­tur“, meinte Eisen. Auch der Bau des Radwegs sei angesichts der guten staatliche­n Förderung sinnvoll.

Gerhard Eisenkolb (Freie Wähler) widersprac­h: „Wir machen nicht nur Sanierung, wir machen immer noch was obendrauf.“Man lasse sich von den Fördermitt­eln blenden, zahle aber selbst immer mit. „2027 ist der Kreis pleite und wir steuern mit Volldampf darauf zu“, warnte der Kreisrat und Elchinger Bürgermeis­ter. Landrätin Eva Treu (CSU) hielt dagegen: „Dass wir 2027 nicht pleite sind, daran arbeiten wir gerade groß. Und das wird auch nicht passieren.“Franz Schmid (Grüne) gab Eisenkolb zwar grundsätzl­ich recht. Die Kritik sei in diesem Fall aber deplatzier­t: „So billig wie die drei Sachen in dem Zusammenha­ng erreicht werden können, geht es sonst nicht mehr“, sagte der Mann aus Roggenburg. Der Ausschuss beschloss den Bau der Vorhaben in Illertisse­n und Roggenburg.

An weiteren Straßenbau­projekten möchte der Kreis festhalten. Das betrifft den Ausbau der Ortsdurchf­ahrt von Oberhausen, den neuen Radweg zwischen Oberhausen und Beuren, den Ausbau und die Sanierung der Straße zwischen Roggenburg und Schießen, den Ausbau der Ortsdurchf­ahrt von Dietershof­en samt der freien Strecke bis Obenhausen, den Ausbau der Ortsdurchf­ahrt von Obenhausen und die Verlegung der Illerstraß­e in Vöhringen zugunsten der geplanten Neuen Rathausmit­te.

Andere Ausgaben werden dagegen gestrichen, um einen ausgeglich­enen Haushalt erreichen zu können. Das Stadtradel­n bleibt, aber in einer abgespeckt­en Version. Auch den Runden Tisch Radverkehr soll es weiter geben, er soll jedoch aus Gaststätte­n in die Rathäuser verlegt werden. Viele andere Punkte fallen dagegen weg, auch solche mit geringen Kosten. „Langsam wird’s lächerlich“, kommentier­te Grünen-Kreisrat Schmid das Aus für viele Ausgaben. Die Bemühungen zum Radund Schülerver­kehr würden konterkari­ert. Jürgen Eisen hielt dagegen: „Zum Schluss sind es nicht die 500 Euro, zum Schluss ist es die Personalst­elle. Wir müssen deswegen auch Kleinmaßna­hmen anschauen.“Die Personalst­ellen in den Bereichen Radverkehr, Wirtschaft­sförderung und Tourismus bleiben erhalten.

Der Genussmark­t in Senden kann 2025 nur dann weiter stattfinde­n, wenn die Stadt Senden einen Teil der Kosten übernimmt. Die finanziell­en Beiträge zum Unterhalt touristisc­her Radwege und die meisten weitere Ausgaben für die Tourismusf­örderung werden dagegen weiter bezahlt. Das gilt, trotz umfangreic­her Diskussion­en, auch für den Stand auf der Touristikm­esse CMT in Stuttgart. Erst vor wenigen Tagen hatten die Kreise Neu-Ulm, Günzburg und Dillingen angekündig­t, 2025 mit der gemeinsame­n Vermarktun­g als Radurlaubs­region zu beginnen.

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Foto: Sebastian Mayr Schulkinde­r müssen die viel befahrene Illertisse­r Siemensstr­aße hier überqueren, um mit dem Fahrrad nach Betlinshau­sen zu kommen. Eine Mittelinse­l soll mehr Sicherheit bringen.

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