Roboter, die Tore schießen oder an Aufgaben scheitern
Im Wolfgang-Eychmüller-Haus traf sich am Wochenende der Nachwuchs im Roboterbau zum Wettbewerb. Dabei geht es um viel mehr als allein die technische Kompetenz.
Ein Haus ist zusammengestürzt, so lautet das Szenario. Drinnen liegen Verletzte und wohl auch Tote, betreten kann man es nicht. Zu gefährlich. Die Feuerwehr schickt daher Roboter los, um sie zu bergen. Hier endet der gedankliche Bogen, denn die Aktion läuft diesmal nur modellhaft ab: Die „Feuerwehr“besteht aus technikbegeisterten Jugendlichen und das kollabierte Haus ist in Wirklichkeit ein Parcours aus der Modell-Welt, zusammengezimmert aus Brettern, die Gänge und Räume bilden. Die Roboter aber sind echt, und damit willkommen auf dem „Robo Cup Junior“2024 im Vöhringer Wolfgang-Eychmüller-Haus.
Das Kulturzentrum war am Wochenende Schauplatz eines Events, bei dem Teams ihre selbst gebauten Roboter in Wettbewerbe schicken. Mal geht es um die Rettung von Menschen, die hier im Spiel mit Kugeln dargestellt sind, mal um Soccer, also um Fußball. Hier treten entweder zwei Roboter oder auch zwei Roboter-Duos gegeneinander an. Ein Tor ist auch hier ein Tor, und die Schiedsrichter sind mit echten Pfeifen ausgestattet, mit denen sie den Spielablauf dirigieren. Die dritte Disziplin, die an den beiden Tagen des Cups ausgetragen wird, nennt sich „On Stage“. Die kleinen, sich selbst steuernden Gefährte(n) führen hier Choreografien auf oder auch mal ein „Theaterstück“.
Der erste Eindruck aber ist der: Es wuselt. Das ist auch kein Wunder, wenn 250 Nachwuchs-Roboter-Begeisterte in einem Saal zusammentreffen. Der Stab des veranstaltenden Vereins Robotics Competence Center Illertal, kurz Rocci, kommt noch dazu, und Fans ebenfalls, darunter auch Bürgermeister Michael Neher. Im Foyer war eine Werkstatt-Zone eingerichtet, wo die Software neue Befehle bekam und auch noch an der Hardware kurzfristige Änderungen vorgenommen werden konnten.
Bei den Soccer-Entscheiden wurden dann sogar noch die Pausen dazu genutzt, Erfahrungen aus dem Spielverlauf von soeben noch in die Software einzupflegen. Es lassen sich sogar noch weitere Analogien ziehen. Es gibt Jubel und mitunter enttäuschte Gesichter, dominierende Mannschaften und solche, die überfordert sind. All das zeigt sich daran, wie deren Roboter mit den teils doch recht komplexen Aufgaben zurechtkommen. Und somit, wie ausgefeilt die selbst gebauten Maschinchen sind und wie koordiniert und zielgerichtet sie dank der verbauten Sensoren agieren. So manches packt die Steigung nicht, scheitert an eingebauten Schikanen oder verirrt sich im Dschungel der Räume.
Hilflose Roboter, da überkommen einen schnell mal menschliche Gefühle. Üben kann man für das Turnier nur bis zu einem gewissen Punkt: „Die Parcours“, erklärt Martin Werdich von Rocci, „werden erst zum Wettbewerb eingerichtet.“ Ein Modulsystem, das viele Varianten erlaube.
Entsprechend müssten die Teilnehmenden bei der Vorbereitung neben ihrem Know-how gerade auch ihre Erfahrungen mit einbringen, jedenfalls bedeuteten diese in der Regel einen Vorsprung vor den Mitbewerbern mit weniger davon. Irgendwann ist man im Gespräch mit ihm beim autonomen Fahren angelangt, wo der definitive Durchbruch ja noch aussteht. Den Leistungsgedanken aber will Werdich nicht überstrapazieren. Beruflich ist er zwar im IT-Bereich tätig, als Vertreter des Veranstalters aber spricht er eher wie ein Pädagoge: „Zu meinen Aufgaben zählt es auch, Niederlagen aufzufangen.“
Der Nachwuchs solle in erster Linie mit viel Spaß an die Aufgaben herangehen. Natürlich geht es auch um ein höheres Ziel. Die besten Teams des Vöhringer Turniers, sie stammten aus ganz Süddeutschland, sind für die deutsche Meisterschaft im April in Kassel qualifiziert.