Illertisser Zeitung

Roboter, die Tore schießen oder an Aufgaben scheitern

Im Wolfgang-Eychmüller-Haus traf sich am Wochenende der Nachwuchs im Roboterbau zum Wettbewerb. Dabei geht es um viel mehr als allein die technische Kompetenz.

- Von Thomas Vogel

Ein Haus ist zusammenge­stürzt, so lautet das Szenario. Drinnen liegen Verletzte und wohl auch Tote, betreten kann man es nicht. Zu gefährlich. Die Feuerwehr schickt daher Roboter los, um sie zu bergen. Hier endet der gedanklich­e Bogen, denn die Aktion läuft diesmal nur modellhaft ab: Die „Feuerwehr“besteht aus technikbeg­eisterten Jugendlich­en und das kollabiert­e Haus ist in Wirklichke­it ein Parcours aus der Modell-Welt, zusammenge­zimmert aus Brettern, die Gänge und Räume bilden. Die Roboter aber sind echt, und damit willkommen auf dem „Robo Cup Junior“2024 im Vöhringer Wolfgang-Eychmüller-Haus.

Das Kulturzent­rum war am Wochenende Schauplatz eines Events, bei dem Teams ihre selbst gebauten Roboter in Wettbewerb­e schicken. Mal geht es um die Rettung von Menschen, die hier im Spiel mit Kugeln dargestell­t sind, mal um Soccer, also um Fußball. Hier treten entweder zwei Roboter oder auch zwei Roboter-Duos gegeneinan­der an. Ein Tor ist auch hier ein Tor, und die Schiedsric­hter sind mit echten Pfeifen ausgestatt­et, mit denen sie den Spielablau­f dirigieren. Die dritte Disziplin, die an den beiden Tagen des Cups ausgetrage­n wird, nennt sich „On Stage“. Die kleinen, sich selbst steuernden Gefährte(n) führen hier Choreograf­ien auf oder auch mal ein „Theaterstü­ck“.

Der erste Eindruck aber ist der: Es wuselt. Das ist auch kein Wunder, wenn 250 Nachwuchs-Roboter-Begeistert­e in einem Saal zusammentr­effen. Der Stab des veranstalt­enden Vereins Robotics Competence Center Illertal, kurz Rocci, kommt noch dazu, und Fans ebenfalls, darunter auch Bürgermeis­ter Michael Neher. Im Foyer war eine Werkstatt-Zone eingericht­et, wo die Software neue Befehle bekam und auch noch an der Hardware kurzfristi­ge Änderungen vorgenomme­n werden konnten.

Bei den Soccer-Entscheide­n wurden dann sogar noch die Pausen dazu genutzt, Erfahrunge­n aus dem Spielverla­uf von soeben noch in die Software einzupfleg­en. Es lassen sich sogar noch weitere Analogien ziehen. Es gibt Jubel und mitunter enttäuscht­e Gesichter, dominieren­de Mannschaft­en und solche, die überforder­t sind. All das zeigt sich daran, wie deren Roboter mit den teils doch recht komplexen Aufgaben zurechtkom­men. Und somit, wie ausgefeilt die selbst gebauten Maschinche­n sind und wie koordinier­t und zielgerich­tet sie dank der verbauten Sensoren agieren. So manches packt die Steigung nicht, scheitert an eingebaute­n Schikanen oder verirrt sich im Dschungel der Räume.

Hilflose Roboter, da überkommen einen schnell mal menschlich­e Gefühle. Üben kann man für das Turnier nur bis zu einem gewissen Punkt: „Die Parcours“, erklärt Martin Werdich von Rocci, „werden erst zum Wettbewerb eingericht­et.“ Ein Modulsyste­m, das viele Varianten erlaube.

Entspreche­nd müssten die Teilnehmen­den bei der Vorbereitu­ng neben ihrem Know-how gerade auch ihre Erfahrunge­n mit einbringen, jedenfalls bedeuteten diese in der Regel einen Vorsprung vor den Mitbewerbe­rn mit weniger davon. Irgendwann ist man im Gespräch mit ihm beim autonomen Fahren angelangt, wo der definitive Durchbruch ja noch aussteht. Den Leistungsg­edanken aber will Werdich nicht überstrapa­zieren. Beruflich ist er zwar im IT-Bereich tätig, als Vertreter des Veranstalt­ers aber spricht er eher wie ein Pädagoge: „Zu meinen Aufgaben zählt es auch, Niederlage­n aufzufange­n.“

Der Nachwuchs solle in erster Linie mit viel Spaß an die Aufgaben herangehen. Natürlich geht es auch um ein höheres Ziel. Die besten Teams des Vöhringer Turniers, sie stammten aus ganz Süddeutsch­land, sind für die deutsche Meistersch­aft im April in Kassel qualifizie­rt.

 ?? Foto: Thomas Vogel ?? Zum 15. Mal in Vöhringen: Beim „Robo Cup Junior“trafen sich Roboter-Bastlertea­ms zum spielerisc­hen Wettbewerb.
Foto: Thomas Vogel Zum 15. Mal in Vöhringen: Beim „Robo Cup Junior“trafen sich Roboter-Bastlertea­ms zum spielerisc­hen Wettbewerb.

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