Illertisser Zeitung

So feiert die Stadtkapel­le ihr Jubiläumsj­ahr

Vor 100 Jahren ist die Stadtkapel­le Dietenheim gegründet worden. Ein Musiker blickt auf die bewegte Zeit zurück. Der Verein hat sich indes viel vorgenomme­n.

- Von Wilhelm Schmid

Wer das genaue Alter einer Musikkapel­le feststelle­n will, hat es nicht leicht: Da gibt es uralte Rechnungen, meist in Kirchenbüc­hern festgehalt­en, über Honorarzah­lungen an Musiker für die Mitwirkung bei festlichen Anlässen, dann wird in Chroniken anderer Vereine von Auftritten berichtet und schließlic­h gibt es natürlich ein Protokoll, in dem über die Gründung eines Vereins berichtet wird. In Dietenheim darf in diesem Jahr groß gefeiert werden – und das geschieht auch.

Die Stadtkapel­le Dietenheim ist genau solch ein Fall: Aus Kirchenrec­hnungen früherer Zeiten wurde anno 1984 heraus gefunden, dass seit 1812 regelmäßig musiziert wurde, was dem Verein die „ProMusica“-Plakette des Bundespräs­identen einbrachte, und aus dem Jahr 1924 ist die offizielle Vereinsgrü­ndung nachgewies­en, sodass heuer mit vollem Recht das „Hundertjäh­rige“gefeiert wird.

All diese Nachweise zu finden und festzuhalt­en, ist die Aufgabe des Chronisten, und dafür prädestini­ert ist natürlich ein Musiker, der die Hälfte des Vereinsjah­rhunderts als Aktiver miterlebt und mitgestalt­et hat: Für Max Semler sind die 50 Jahre nicht nur als Vereinsfun­ktionär, sondern auch privat von größter Bedeutung: „Als Schlagzeug­er hat man auf der Bühne den besten Überblick“erzählt er, und erinnert sich lächelnd daran, wie er anfangs der 70er-Jahre von seinem hoch gelegenen Aussichtsp­latz die bis dahin einzige Musikerin vorn im Klarinette­nregister entdeckte. Es folgte 1979 die erste Musikanten­hochzeit der Stadtkapel­le, und wenig später wurde aus der Klarinetti­stin Jutta Semler die Konzertmod­eratorin, die ihr Amt 30 Jahre lang versiert ausübte.

Das Ehepaar war nicht nur musikalisc­h aktiv, denn der Handwerksm­eister stellte auch sein früheres Schreinere­igebäude für die legendäre Giaßabar zur Verfügung, die heute an anderer Stelle zu den großen Attraktion­en der Ranzenburg­er Fasnet zählt. Die Fasnet und die Historisch­e Bürgerwehr

sind auch der Grund dafür, dass die Stadtkapel­le im Laufe des Jahres in dreierlei Kleidungsv­ariationen auftritt: Neben der schwäbisch­en Tracht mit der roten Weste trägt man auch die Uniform der Bürgerwehr mit den rot-weißen „Schwalbenn­estern“an den Schultern als Kennzeiche­n der Militärmus­ik, und zum Fasnetsumz­ug wird der „Ranzenburg­er Narrenmars­ch“mit rot-blauer Weste, weißen Hosen und dem klassische­n Dreispitz-Hut zelebriert.

Natürlich wird auch konzertant auf hohem Niveau musiziert: Schon aus den Jahren zwischen den beiden Weltkriege­n verzeichne­t die Chronik große Erfolge bei überregion­alen Musikfeste­n, und heute gehört das Jahreskonz­ert zu den bedeutends­ten musikalisc­hen Ereignisse­n im Kulturkale­nder der Stadt. Vor Kurzem wurde es vom bisherigen Termin, dem zweiten Weihnachts­feiertag, um wenige Wochen vorverlegt. Seitdem dient die Stadthalle und nicht mehr die Sporthalle als Bühne, was beim stets zahlreiche­n Publikum gut ankam.

Die weiteren regelmäßig wiederkehr­enden Auftritte im Jahreslauf sind auch Bestandtei­le des Programms im Jubiläumsj­ahr: Vatertagsf­est am Badesee, Standkonze­rt zum Muttertag am Seniorenze­ntrum und „Altstadtho­ckete“im

August gehören dazu. Aber auch einige besondere Anlässe werden vorbereite­t. So findet am 21. April ein Benefizkon­zert in der Stadtpfarr­kirche St. Martinus statt. Dort war anno 1925 einer der ersten öffentlich­en Auftritte zur Einweihung des damals umgebauten Gotteshaus­es gespielt worden. Am 23. Juni wird das alljährlic­he FestlesAng­ebot durch ein „Frühschopp­en-Picknick“auf der Halde ergänzt, und am 20. Juli heißt es in der Reithalle „Rock & Brass in Concert – Stadtkapel­le and friends meet Rockband Red Sunset“, womit sicherlich auch für die junge Generation ein Anreiz geboten wird, bei dem Cross-over-Anlass zweierlei Stilformen der Unterhaltu­ngsmusik zu genießen. Ähnlich wird es wohl am 12. Oktober werden, wenn es in der Stadthalle heißt „Oktoberfes­t meets Malle“womit alles gesagt ist und dem Publikum auch außerhalb der Fasnetszei­t ein Grund zum Feiern geboten wird.

Mit dem Jahreskonz­ert am 30. November in der Stadthalle wird das Jubiläumsj­ahr seinen hoch qualifizie­rten Ausklang finden. Wer sich näher dafür interessie­rt, findet in allen Dietenheim­er Geschäften einen Flyer. Auch die Homepage der Stadtkapel­le bietet alle Informatio­nen stets auf neuestem Stand.

 ?? Fotos: Wilhelm Schmid, Archiv Stadtkapel­le Dietenheim ?? Die Stadtkapel­le tritt auch als Musikzug der Historisch­en Bürgerwehr auf wie hier beim Stadtjubil­äum 2023. Rechts Dirigentin Christina Klampfl, links an den Pauken Max Semler.
Fotos: Wilhelm Schmid, Archiv Stadtkapel­le Dietenheim Die Stadtkapel­le tritt auch als Musikzug der Historisch­en Bürgerwehr auf wie hier beim Stadtjubil­äum 2023. Rechts Dirigentin Christina Klampfl, links an den Pauken Max Semler.
 ?? ?? Eines der ältesten Bilder zeigt die Aktiven der Stadtkapel­le in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunder­ts vermutlich im Biergarten der früheren Gaststätte Grüner Baum.
Eines der ältesten Bilder zeigt die Aktiven der Stadtkapel­le in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunder­ts vermutlich im Biergarten der früheren Gaststätte Grüner Baum.

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