So feiert die Stadtkapelle ihr Jubiläumsjahr
Vor 100 Jahren ist die Stadtkapelle Dietenheim gegründet worden. Ein Musiker blickt auf die bewegte Zeit zurück. Der Verein hat sich indes viel vorgenommen.
Wer das genaue Alter einer Musikkapelle feststellen will, hat es nicht leicht: Da gibt es uralte Rechnungen, meist in Kirchenbüchern festgehalten, über Honorarzahlungen an Musiker für die Mitwirkung bei festlichen Anlässen, dann wird in Chroniken anderer Vereine von Auftritten berichtet und schließlich gibt es natürlich ein Protokoll, in dem über die Gründung eines Vereins berichtet wird. In Dietenheim darf in diesem Jahr groß gefeiert werden – und das geschieht auch.
Die Stadtkapelle Dietenheim ist genau solch ein Fall: Aus Kirchenrechnungen früherer Zeiten wurde anno 1984 heraus gefunden, dass seit 1812 regelmäßig musiziert wurde, was dem Verein die „ProMusica“-Plakette des Bundespräsidenten einbrachte, und aus dem Jahr 1924 ist die offizielle Vereinsgründung nachgewiesen, sodass heuer mit vollem Recht das „Hundertjährige“gefeiert wird.
All diese Nachweise zu finden und festzuhalten, ist die Aufgabe des Chronisten, und dafür prädestiniert ist natürlich ein Musiker, der die Hälfte des Vereinsjahrhunderts als Aktiver miterlebt und mitgestaltet hat: Für Max Semler sind die 50 Jahre nicht nur als Vereinsfunktionär, sondern auch privat von größter Bedeutung: „Als Schlagzeuger hat man auf der Bühne den besten Überblick“erzählt er, und erinnert sich lächelnd daran, wie er anfangs der 70er-Jahre von seinem hoch gelegenen Aussichtsplatz die bis dahin einzige Musikerin vorn im Klarinettenregister entdeckte. Es folgte 1979 die erste Musikantenhochzeit der Stadtkapelle, und wenig später wurde aus der Klarinettistin Jutta Semler die Konzertmoderatorin, die ihr Amt 30 Jahre lang versiert ausübte.
Das Ehepaar war nicht nur musikalisch aktiv, denn der Handwerksmeister stellte auch sein früheres Schreinereigebäude für die legendäre Giaßabar zur Verfügung, die heute an anderer Stelle zu den großen Attraktionen der Ranzenburger Fasnet zählt. Die Fasnet und die Historische Bürgerwehr
sind auch der Grund dafür, dass die Stadtkapelle im Laufe des Jahres in dreierlei Kleidungsvariationen auftritt: Neben der schwäbischen Tracht mit der roten Weste trägt man auch die Uniform der Bürgerwehr mit den rot-weißen „Schwalbennestern“an den Schultern als Kennzeichen der Militärmusik, und zum Fasnetsumzug wird der „Ranzenburger Narrenmarsch“mit rot-blauer Weste, weißen Hosen und dem klassischen Dreispitz-Hut zelebriert.
Natürlich wird auch konzertant auf hohem Niveau musiziert: Schon aus den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen verzeichnet die Chronik große Erfolge bei überregionalen Musikfesten, und heute gehört das Jahreskonzert zu den bedeutendsten musikalischen Ereignissen im Kulturkalender der Stadt. Vor Kurzem wurde es vom bisherigen Termin, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, um wenige Wochen vorverlegt. Seitdem dient die Stadthalle und nicht mehr die Sporthalle als Bühne, was beim stets zahlreichen Publikum gut ankam.
Die weiteren regelmäßig wiederkehrenden Auftritte im Jahreslauf sind auch Bestandteile des Programms im Jubiläumsjahr: Vatertagsfest am Badesee, Standkonzert zum Muttertag am Seniorenzentrum und „Altstadthockete“im
August gehören dazu. Aber auch einige besondere Anlässe werden vorbereitet. So findet am 21. April ein Benefizkonzert in der Stadtpfarrkirche St. Martinus statt. Dort war anno 1925 einer der ersten öffentlichen Auftritte zur Einweihung des damals umgebauten Gotteshauses gespielt worden. Am 23. Juni wird das alljährliche FestlesAngebot durch ein „Frühschoppen-Picknick“auf der Halde ergänzt, und am 20. Juli heißt es in der Reithalle „Rock & Brass in Concert – Stadtkapelle and friends meet Rockband Red Sunset“, womit sicherlich auch für die junge Generation ein Anreiz geboten wird, bei dem Cross-over-Anlass zweierlei Stilformen der Unterhaltungsmusik zu genießen. Ähnlich wird es wohl am 12. Oktober werden, wenn es in der Stadthalle heißt „Oktoberfest meets Malle“womit alles gesagt ist und dem Publikum auch außerhalb der Fasnetszeit ein Grund zum Feiern geboten wird.
Mit dem Jahreskonzert am 30. November in der Stadthalle wird das Jubiläumsjahr seinen hoch qualifizierten Ausklang finden. Wer sich näher dafür interessiert, findet in allen Dietenheimer Geschäften einen Flyer. Auch die Homepage der Stadtkapelle bietet alle Informationen stets auf neuestem Stand.