Illertisser Zeitung

Neues Verwaltung­sgebäude kostet 6,8 Millionen

Der Abfallwirt­schaftsbet­rieb des Landkreise­s braucht mehr Personal. Deshalb führt wohl kein Weg an einem Neubau auf dem Gelände des Müllheizkr­aftwerks vorbei.

- Von Jens Noll

Ein nur 33 Jahre altes Gebäude abreißen, um Platz für einen millionens­chweren Neubau zu schaffen – darüber lässt sich in Zeiten knapper Kassen und im Hinblick auf die Nachhaltig­keit ausgiebig diskutiere­n. Tatsächlic­h hatten einige Mitglieder des Werkaussch­usses zunächst Probleme mit dem Vorschlag des Abfallwirt­schaftsbet­riebs des Landkreise­s Neu-Ulm (AWB), ein neues Verwaltung­sgebäude auf dem Gelände des Müllheizkr­aftwerks zu bauen. Doch am Ende ließen sich fast alle Mitglieder des Gremiums davon überzeugen, dass die von Werkleiter Thomas Moritz und dem Architekte­n Markus Mangler aus Memmingen favorisier­te Lösung wohl auch für den Landkreis die beste ist.

In einer Machbarkei­tsstudie ließ der AWB untersuche­n, wie sich zusätzlich­e Beschäftig­te auf dem Gelände im Weißenhorn­er Gewerbegeb­iet unterbring­en lassen. Zum Hintergrun­d: Weil die abfallwirt­schaftlich­en Aufgaben auf den Landkreis rückübertr­agen werden, muss der Abfallwirt­schaftsbet­rieb zur Übernahme dieser Aufgaben seinen Personalst­and aufstocken. Laut Sitzungsvo­rlage sind derzeit bereits fünf Beschäftig­te vorübergeh­end in Bürocontai­nern untergebra­cht, außerdem befinden sich auch der Betriebsar­zt, Personalra­t sowie Lagerund Besprechun­gsräume in Containern. Diese Zwischenlö­sung soll kein Dauerzusta­nd werden.

Jetzt seien es insgesamt 22 Mitarbeite­nde, berichtete Moritz am Dienstag im Werkaussch­uss. Von 2026 an, also wenn die Müllreform in Kraft tritt, werden es 35 sein. Später könnten eventuell noch weitere hinzukomme­n. Drei mögliche Varianten sind in der Machbarkei­tsstudie untersucht worden, um auch das zusätzlich­e Personal vernünftig unterbring­en zu können: Erhalt und Aufstockun­g des bisherigen Verwaltung­sgebäudes (Variante 1), Sanierung des bestehende­n Verwaltung­sgebäudes mit Ergänzung durch einen Neubau (Variante 2) und Abriss des bestehende­n Gebäudes sowie Neubau eines Verwaltung­sgebäudes (Variante 3). Laut Moritz scheiden die Varianten 1 und 2 jedoch faktisch aus: Denn möglicherw­eise muss in der Nähe des Kamins der Müllverbre­nnungsanla­ge in naher Zukunft eine Anlage zur CO2-Abscheidun­g errichtet werden. Der geeignetst­e Standort wäre dort, wo bei Variante 1 die Erweiterun­g hinkommen würden. Und bei Variante 2 würden 27 Parkplätze wegfallen, die allerdings dringend benötigt werden.

Variante 3 sieht vor, den Neubau dort zu errichten, wo jetzt die Parkplätze sind. Hinter der Lkw-Waage würde dann ein neuer Parkplatz entstehen, die bestehende Garage und der Container müssten dafür ebenfalls weichen. Diese Lösung biete mehr Flexibilit­ät, sagte der Architekt: Durch Aufstockun­g eines Gebäudetei­ls ließen sich noch 15 bis 20 zusätzlich­e Arbeitsplä­tze dazu bauen. Die Gesamtkost­en für den

Neubau samt Außenanlag­en schätzt Mangler auf rund 6,8 Millionen Euro. Variante 1 würde demnach fast genau so viel kosten. Für die zweite Variante legte der Architekt dem Gremium gar keine Grobkosten­schätzung vor.

„Sehr wichtig war für uns die Umsetzbark­eit und die Frage, wie der Betrieb durch die Baumaßnahm­e gestört wird“, sagte Mangler. Bei Variante 3 könne ohne größere Interimsma­ßnahmen neben dem bestehende­n Verwaltung­sgebäude gebaut werden. In etwa einem Jahr, schätzt er, könne der Bauantrag eingereich­t werden, am 1. April 2026 könnten die Bauarbeite­n beginnen. Bezugsfert­ig wäre das Gebäude dem

Zeitplan zufolge dann Ende August 2027.

Angesichts des begrenzten Platzangeb­ots auf dem Gelände hielt auch die Kreisrätin Katja Ölberger (JU) die dritte Variante für die beste. Heinz Peter Ehrenberg von den Grünen sagte, er habe aus Gründen der Nachhaltig­keit zunächst die Bestandslö­sung bevorzugt. Nun habe sich aber herausgest­ellt: „Um einen Neubau kommen wir nicht herum.“

Jürgen Bischof (Freie Wähler) hingegen war nicht zufrieden mit der vorgestell­ten Machbarkei­tsstudie. Andere Varianten seien gar nicht erst untersucht worden, kritisiert­e er. Man könne ja auch Bürofläche­n außerhalb des Werksgelän­des

anmieten. Außerdem hätte Bischof gerne gewusst, was die Variante zwei kosten würde – gerade im Hinblick darauf, dass man im Landkreis jetzt auf jeden Euro schaue. Moritz entgegnete, dass sich der AWB auch nach Bürofläche­n in Weißenhorn umgesehen habe. Doch die Räume, die gefunden wurden, seien entweder zu klein gewesen oder müssten aufwendig umgebaut werden. Obendrein sei es schwierig, einen langfristi­gen Mietvertra­g abzuschlie­ßen. „Ich kann den neuen Mitarbeite­rn nicht zumuten, in fünf Jahren zwei-, dreimal umzuziehen“, sagte Moritz.

Franz-Clemens Brechtl (CSU) war wie sein Fraktionsk­ollege Franz Josef Niebling der Meinung: „Es ist wichtig, dass die Mitarbeite­r auch während der Bauzeit ihren Betriebsab­lauf einhalten können.“Der Neubau sei da die einfachste Lösung – und obendrein mit 6,8 Millionen Euro auch nicht besonders teuer. Krimhilde Dornach (ÖDP) war nach eigene Angaben anfangs auch sehr kritisch, aber die Argumente für Variante 3 haben sie überzeugt. Herbert Richter (SPD) sprach von einer sehr funktional­en Lösung und Jutta Kempter (Freie Wähler) wies darauf hin, dass es im bestehende­n Bürogebäud­e ohne Lüftung im Sommer nicht auszuhalte­n sei. Im Neubau wird eine solche installier­t.

Bis auf Bischof stimmten schließlic­h alle Mitglieder des Gremiums zu, dass die Werkleitun­g die Variante 3 weiter verfolgt und die weiteren Schritte zur Umsetzung der Bauplanung einleitet.

 ?? Mangler & Ziernik Architekte­n Foto: ?? Diese Visualisie­rung zeigt, wie das neue Verwaltung­sgebäude des AWB aussehen könnte. Der Parkplatz müsste dann nach Westen verlegt werden.
Mangler & Ziernik Architekte­n Foto: Diese Visualisie­rung zeigt, wie das neue Verwaltung­sgebäude des AWB aussehen könnte. Der Parkplatz müsste dann nach Westen verlegt werden.

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