Darum ging es beim Gespräch mit Claudia Roth
Ein Polizeiaufgebot hat am Freitag den Besuch der Bundespolitikerin in Babenhausen begleitet. Protestierende sind in den Dialog mit ihr getreten. Das waren die Themen.
Auch Tage danach ist der Besuch von Claudia Roth in Babenhausen noch Gesprächsthema. Wie berichtet, war die Bundespolitikerin von Bündnis 90/Die Grünen am Freitag Gast bei einer internen Veranstaltung im Schulzentrum. Ein Polizeiaufgebot begleitete den Besuch und eine kurzfristig angemeldete Versammlung, die nahe dem Schulgelände stattfand. Rund 40 Menschen, teils mit Traktoren, kamen zusammen, um einerseits ihren Ärger über bundespolitische Entscheidungen zum Ausdruck zu bringen und um andererseits den Dialog mit der in Babenhausen aufgewachsenen Kulturstaatsministerin zu suchen. Welche Themen wurden angesprochen?
Thomas Walcher war Teil der Gruppe, die sich am Freitagvormittag in Babenhausen mit Claudia Roth unterhielt. Der Fertigungsleiter in einem mittelständischen Unternehmen und Nebenerwerbslandwirt berichtet, dass die Gruppe bunt gemischt gewesen sei: Nicht nur Bauern, sondern auch Menschen, die etwa im Handwerk oder in der Pflege tätig sind, waren demnach anwesend – oder wie Walcher sagt: „der Mittelstand“. Was ihn zum Protest veranlasst hat: „Ich bin hin, damit sie sich den Themen stellt und um das Gespräch zu suchen.“Er sei in den vergangenen Wochen viel unterwegs gewesen, um mit Politikern in Kontakt zu treten. Grund sind die Probleme, mit denen die Landwirtschaft, aber auch andere Branchen zu kämpfen haben.
Walcher zeigt Videoaufzeichnungen vom Gespräch mit Claudia Roth. Ein Thema, das zur Sprache kam, war die Pflicht zur Stilllegung von vier Prozent der betrieblichen Ackerflächen, für welche es – wie jüngst beschlossen – 2024 eine Ausnahmeregelung gibt. „Die Lebensmittel werden, wenn wir sie nicht auf diesen vier Prozent produzieren, woanders produziert – unter schlimmsten Auswirkungen auf das Produkt, auf die Menschen, die da arbeiten, auf die Umwelt“, benannte eine Teilnehmerin ihre Befürchtungen. Die Lebensmittelerzeugung verlagere sich ins
Ausland, wo niedrigere Standards als hierzulande gelten.
Roth erläuterte, dass die Umwelt durch Klimaextreme wie Dürren und die Erhitzung des Meeres gefährdet sei. „Es ist die Uraufgabe von einem Umweltbundesamt zu sagen: Was tun wir zum Erhalt unserer Lebensgrundlage?“, so
Roth. „Dass das dann auch zum Teil zu Konkurrenz kommt, jetzt mit Ihnen, das muss man überwinden.“Sie wisse, dass die verschiedenen Seiten versuchen, Kompromisse zu finden, statt auf Konfrontation zu gehen. Die Antwort der Protestierenden: Wer mit Klima- und Umweltschutz argumentiere, dürfe nicht vergessen, dass es sich um ein globales Problem handele, das Deutschland allein nicht lösen kann.
Einer der Anwesenden sagte, dass er unter den derzeitigen Bedingungen für viele Bereiche der deutschen Wirtschaft schwarz sehe: „Große Industriebetriebe gehen ins Ausland. Wir Landwirte haben hier unsere Flächen, wir können nicht gehen. Das sind unsere Betriebe, das ist unsere Heimat.“Seinem Sohn könne er eine Hofübernahme aktuell nicht empfehlen. „Mit dieser Regierung geht’s nicht“, sagte er. Weitere Gesprächsinhalte drehten sich um „Bürokratiemonster“, Tierwohl und Stallumbau. Roth sicherte zu, die Problemschilderungen „mitzunehmen“. Gleichzeitig bat sie, „nicht ganz auszublenden, was los ist in dieser Welt.“Welchen Eindruck das Gespräch mit der Grünen-Politikerin bei Thomas Walcher hinterlassen hat? „Es ist schon mal gut, dass wir einen Dialog geführt haben. Man hat auf Augenhöhe gesprochen“, findet er. Trotzdem sei er sich nicht sicher, ob die Anliegen wie gewünscht ankamen.