Illertisser Zeitung

Illertisse­n kann sich weiterhin viele Wünsche erfüllen

Der zweite Rekordhaus­halt in Folge, eine hohe Schlagzahl bei den Investitio­nen: Gerade deshalb löst der Etat für 2024 bei einer Fraktion Bauchgrimm­en aus.

- Von Thomas Vogel

Mit fast 75 Millionen Euro ist der Haushalt für das laufende Jahr 2024 veranschla­gt. Das sind noch einmal sechs Millionen mehr als im auch schon glänzend verlaufend­en Vorjahr. Der Verwaltung­shaushalt nimmt davon rund 54 Millionen in Beschlag, doch satte 21 Millionen Euro – drei mehr als 2023 – können für Investitio­nen ausgegeben werden. Etwa die Hälfte davon fließen in den Tiefbau, also vor allem in die Sanierung von Straßen und Kanälen, erläuterte Kämmerer André Lassen bei den finalen Haushaltsb­eratungen am Donnerstag. Beim Hochbau schlagen vor allem der Dorfladen Jedesheim, die neue Kita in der Franz-Mang-Straße und die Sanierung der Vöhlinhall­e mit großen Beträgen zu Buche. Das hohe Investitio­nsniveau hängt nicht zuletzt mit dem Geschick der Verwaltung zusammen, Fördergeld­er zu akquiriere­n.

Bürgermeis­ter Jürgen Eisen nutzte das Zahlenwerk als Steilvorla­ge für eine persönlich­e Bilanz seines Wirkens. Seit zehn Jahren ist er nun der Chef im Rathaus. Das Straßennet­z damals sei marode gewesen, seither seien 50 Straßen saniert worden, spann er einen zeitlichen Bogen weit über das aktuelle Haushaltsj­ahr hinaus. Die Investitio­nen „seit meinem Amtsantrit­t fast verdreifac­ht“, „Schulden abgebaut“, „massiv in Immobilien und Grundstück­e investiert“und dabei „Werte im hohen zweistelli­gen Millionenb­ereich geschaffen“, so ging das eine ganze Weile weiter.

Einzig die Freien Wähler hatten zuvor Makel in dem Zahlenwerk entdeckt. Für die Investitio­nen würden nahezu sämtliche Rücklagen aufgebrauc­ht, monierte Susanna Oberdorfer-Bögel, was der Kämmerer jedoch anders darstellte. Vor allem wähnt sie die Bauverwalt­ung

in Anbetracht der vielen Projekte am Anschlag. Jetzt schon komme es regelmäßig zum Verzug beim Baubeginn, zu viele Planungsle­istungen müssten nach Geschmack der FWG nach außen vergeben und somit teuer eingekauft werden. Eisen münzte diese Kritik später um in einen dringenden Wunsch: dem nach einer personelle­n Aufstockun­g der Hochbau-Abteilung.

Weitere in den Haushaltsr­eden der Fraktionen geäußerte Kritikpunk­te

waren im Vergleich dazu dann doch eher Marginalie­n. Genutzt wurden diese vor allem, um eigene Duftmarken zu setzen und Schwerpunk­te der eigenen Fraktion zu markieren. Bei der SPD ist dies der kommunale Wohnungsba­u. Andreas Fleischer wünschte weitere Aktivitäte­n der Wohnungsba­u GmbH, an der die Stadt einen 60-Prozent-Anteil hält, für „bezahlbare Wohnungen“speziell für junge Familien. Gleichzeit­ig stellte er sich hinter die in den kommenden Jahren anstehende­n Großvorhab­en: Nautilla-Sanierung und Rathaus-Areal.

Rüdiger Stahl, der für die Fraktion ÖDP/AB/Grüne sprach, legte einen Akzent auf die stellenwei­se gefährlich­e Situation für Radelnde. Verbesseru­ngen an Memminger und Dietenheim­er Straße seien daher dringend geboten, sie kommen allerdings in diesem Jahr nicht mehr. Er freue sich, dass die Freifläche­n-Photovolta­ik inzwischen auf eine hohe Akzeptanz stoße, „wir wünschen uns weitere mutige Maßnahmen“. Nicht allein von Stahl wurde das hohe Defizit bei der Kinderbetr­euung thematisie­rt. Um es verringern, wolle seine Fraktion eine Erhöhung der Beiträge „nicht ausschließ­en“.

Ewald Ott (CSU) sieht Illertisse­n auf einem guten Weg. Der aktuelle sei ein „Haushalt mit Schubkraft“, der noch viele Spielräume belasse. Er rühmte eine „hervorrage­nde Liegenscha­ftspolitik“der Stadt und rechnete vor, dass die Rücklagen (5,6 Millionen Euro) den anvisierte­n Schuldenst­and von vier Millionen deutlich überstiege­n. Die richtigen Prioritäte­n gesetzt und eine „klare Vorstellun­g von der Zukunft Illertisse­ns“zu haben, nahm er für seine Fraktion in Anspruch. Den Kreistag, dem er selbst angehört, forderte Ott zu sparsamem Haushalten auf, „denn die Kreisumlag­e macht fast ein Viertel unseres Verwaltung­shaushalts aus“.

Demonstrat­iv stellte sich Ott hinter die Linie der Stadt, Kitas nach Möglichkei­t unter städtische­r Regie zu betreiben: „Durch die zentrale Steuerung aus dem Rathaus spart uns das fast eine halbe Million pro Jahr“, sagte der Fraktionsv­orsitzende. Inzwischen betreibe die Stadt 21 Gruppen mit 500 Kindern gleich 60 Prozent aller betreuter Kinder, griff der Bürgermeis­ter diesen Faden in seiner Rede wieder auf. Vor zehn Jahren seien es lediglich 216 gewesen. Mit einem Seitenhieb auf die FWG-Kritik markierte Eisen schließlic­h eine grundsätzl­iche Meinungsve­rschiedenh­eit. Mit der Verschiebu­ng von Investitio­nen gingen keine Verbesseru­ngen bei den Haushaltsz­ahlen einher und später werde es auch nicht günstiger. Die FWG stimmte dem Haushalt anders als 2023 diesmal dennoch zu, so wie die anderen Fraktionen ebenfalls: „Einstimmig“, wird deshalb im Protokoll stehen.

 ?? Foto: Stefan Sauer, dpa (Symbolbild) ?? Die Stadt Illertisse­n gibt im Jahr 2024 viel Geld für die Sanierung von Straßen und Kanälen aus.
Foto: Stefan Sauer, dpa (Symbolbild) Die Stadt Illertisse­n gibt im Jahr 2024 viel Geld für die Sanierung von Straßen und Kanälen aus.

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