Illertisser Zeitung

So geht es im Doppelmord-Prozess weiter

Die Einlassung des Hauptangek­lagten Patrick O. im Prozess um den Doppelmord von Altenstadt kam unerwartet. Das Gericht hat nun darauf reagiert und verändert den Ablauf.

- Von Michael Kroha, Franziska Wolfinger

Das kam auch für Jürgen Brinkmann, den Vizepräsid­enten des Landgerich­tes Memmingen, überrasche­nd: Der Hauptangek­lagte Patrick O. im Prozess um den Doppelmord von Altenstadt hatte bislang eisern geschwiege­n und keinerlei Angaben gemacht. An diesem Donnerstag aber legte er nun doch in Form einer geschlosse­nen Einlassung ein Geständnis ab. Das wurde von einem seiner Rechtsanwä­lte verlesen. Patrick O. räumte demnach ein, seinen Vater und dessen Ehefrau getötet zu haben. Wie sich am Tag danach herausstel­lt, wird diese dann doch recht unerwartet­e Entwicklun­g Auswirkung­en auf den Fortgang der Gerichtsve­rhandlung haben.

Brinkmann selbst habe eine Minute nach Beginn des Prozesster­mins am Donnerstag Bescheid bekommen, dass der Angeklagte Patrick O. sein Schweigen brechen möchte. „Niemand wusste das“, sagt er. Sofort sei in den Gerichtssa­al

geeilt und informiert­e im Nachgang die an diesem Tag nicht anwesende Presse.

Die Einlassung selbst war für unsere Redaktion nicht zu bekommen. Auch nicht über die Verteidigu­ng des Angeklagte­n. Alexander Kühne, einer der beiden Rechtsanwä­lte von Patrick O., will auf Nachfrage

kein „Statement“abgeben. Insofern kann auch Gerichtssp­recher Brinkmann nur spekuliere­n, warum es nun doch zu den getätigten Angaben kam. Aus seiner Sicht aber passe der Inhalt der Einlassung in weiten Teilen mit den bisherigen Ergebnisse­n der Hauptverha­ndlung überein. Einzig eine

Sache lässt die Kammer offenbar stutzig werden. So soll Patrick O. mitgeteilt haben, dass er seinen Vater nicht gewürgt, sondern weggestoße­n habe. Karl O. soll danach leblos am Boden liegen geblieben sein.

Um das zu verifizier­en, wird der Ulmer Rechtsmedi­ziner Sebastian

Kunz, der bereits am Dienstag ausführlic­h über den mutmaßlich­en Hergang der Tötung ausgesagt hatte, erneut in den Zeugenstan­d treten. Passieren soll das nicht wie geplant am 16. April. Dieser Termin fällt aus, weiter geht es laut Brinkmann am Donnerstag, 18. April. An diesem Tag soll Kunz eine Einschätzu­ng abgeben, ob das, was der Hauptangek­lagte nun preisgab, mit den festgestel­lten Verletzung­en beim Getöteten in Einklang zu bringen ist.

Im Fokus steht demnach eine Verletzung innen am Kehlkopf. Während die Ehefrau des Karl O. durch zahlreiche Messerstic­he getötet wurde, ging Kunz laut seines Berichts bei Karl O. davon aus, dass dieser durch Ersticken starb.

Die ebenfalls wegen Mordes angeklagte Ehefrau von Patrick O., Julia O., soll laut seiner Aussage an der Tat doch nicht direkt beteiligt gewesen sein, sondern währenddes­sen vor dem Haus gewartet haben.

Der Fortgang des Prozesses verändere sich nicht, so der Gerichtssp­recher. Demnach ist ein Urteil weiterhin am 2. Mai zu erwarten.

 ?? Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa (Archivbild) ?? Bislang hat Patrick O., einer der Hauptangek­lagten im Doppelmord-Prozess, hier in grüner Jacke, geschwiege­n. Sein Geständnis wirft nun eine neue Frage auf.
Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa (Archivbild) Bislang hat Patrick O., einer der Hauptangek­lagten im Doppelmord-Prozess, hier in grüner Jacke, geschwiege­n. Sein Geständnis wirft nun eine neue Frage auf.

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