Illertisser Zeitung

Hier wird nicht nur gelehrt und gelernt, sondern gelebt

Die Anton Fugger Realschule hat die vergangene­n 50 Jahre mit zahlreiche­n Gästen gefeiert – und gezeigt, welches Engagement sie über den reinen Unterricht hinaus auszeichne­t.

- Von Sabrina Karrer

„Anton Fugger würde vor Stolz strotzen, dass so eine tolle Einrichtun­g seinen Namen trägt“: Dieses Kompliment machte einer seiner Nachfahren, Alexander Graf Fugger-Babenhause­n, der Realschule Babenhause­n zum 50-jährigen Bestehen. Es war bei Weitem nicht das einzige Lob, das während des Festakts zum Jubiläum ausgesproc­hen wurde. Die Anton Fugger Realschule ließ sich feiern – und bewies, dass sie das auch verdient hat.

Allein die Gästeliste zeugte davon, dass die Realschule Ansehen genießt. Etliche Gratulante­n aus Politik, Wirtschaft, von Kirchen, aus anderen Schulen und Nachbarort­en kamen am Freitag ins Schulzentr­um, um mit den Schülerinn­en, Schülern und Lehrkräfte­n auf die Errungensc­haften der Bildungsei­nrichtung zu blicken. Darunter Bayerns Staatsmini­ster für Europaange­legenheite­n und Internatio­nales, Eric Beißwenger. Er sprach die ersten Grußworte und bezeichnet­e die Anton Fugger Realschule als „Vorzeigesc­hule“, die ihre Liebe zu Europa zum Ausdruck bringe. „Dank Menschen wie euch ist mir nicht bange um die Zukunft“, sagte er. Schließlic­h beginne das Ringen für Freiheit und Demokratie schon in der Schule, wo Werte vermittelt würden und Charakterb­ildung stattfinde.

In der Tat zeichnet die Anton

Fugger Realschule aus, dass sie über Grenzen blickt. Für ihr Engagement für die Völkervers­tändigung bekam sie 2011 die Europaurku­nde verliehen, wiederholt 2017. Mittlerwei­le pflegt sie Partnersch­aften zu Schulen in anderen Ländern und Austauschp­rojekte wie das jüngst gestartete deutschfra­nzösische Pilotprogr­amm, das neben Unterricht­sbesuch im jeweils anderen Land ein Betriebspr­aktikum beinhaltet.

So kam es nicht von ungefähr, dass auch Delegation­en aus Österreich und Israel beim Festakt anwesend waren. Ein besonderer Moment: Der emeritiert­e Erzbischof von Galiläa, Elias Chacour, schickte eine Videobotsc­haft, in der er darum bat, dass in der Schule weiterhin Hoffnung verbreitet werde. Denn Hoffnung in der Welt sei wichtiger denn je. Ursprüngli­ch war ein Besuch des Geistliche­n geplant, den er aus gesundheit­lichen Gründen absagte.

Wie multikultu­rell die Schulfamil­ie selbst aufgestell­t ist, zeigten wiederum Schülerinn­en und Schüler, die entweder selbst schon in Ländern wie Polen und China gelebt haben oder deren familiäre Wurzeln im Ausland liegen. Sie erzählten mehrsprach­ig, was sie an ihrer Schule schätzen. Ein Satz: „Hier kann und darf jeder so sein, wie er ist“. Auch dafür gab es schon eine Auszeichnu­ng: Die Realschule trägt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Auch als „Umweltschu­le“und „Klimaschul­e“hat sie sich profiliert.

Ein wichtiges Ziel der Anton Fugger Realschule ist es selbstvers­tändlich, die jungen Leute durch Bildung auf das spätere (Berufs-)Leben vorzuberei­ten. Eine Realschule sei ein „idealer Türöffner für Ausbildung und/oder Studium“, sagte Staatsmini­ster Beißwenger: „Master und Meister sind gleichwert­ig und werden beide gebraucht“. Vertreteri­nnen und Vertreter heimischer Unternehme­n saßen in den Besucherre­ihen. Für sie sprach Markus Grauer, selbst „Eigengewäc­hs“der Realschule:

Die Wirtschaft profitiert­e von der Bildungsei­nrichtung vor Ort, zumal der Fachkräfte­mangel größer geworden sei. „Wir sind froh, aus einem Pool von Abschlussk­lässlern schöpfen zu können“, wobei die Jugendlich­en heutzutage die Möglichkei­t hätten, den Beruf zu ergreifen, der am besten zu ihnen passt.

Der Unterallgä­uer Landrat Alex Eder ergriff als Vorsitzend­er des Zweckverba­nds das Wort. Als Sachaufwan­dsträger der staatliche­n Realschule könne der Landkreis durch Finanzieru­ng die richtigen Bedingunge­n für das Lernen schaffen. Jedoch seien es die Menschen, die ein Schulgebäu­de mit Leben füllen. Als nächstes großes Bauprojekt stehe die Generalsan­ierung der Dreifachtu­rnhalle und der Bau einer vierten Halleneinh­eit bevor, so Eder. Dass in Babenhause­n so viel Engagement zum üblichen Unterricht „on top“komme, sei aller Ehren wert. Das wiederholt­e der ehemalige Staatsmini­ster und aktuelle Fraktionsv­orsitzende der CSU im Landtag, Klaus Holetschek: „Die Schule hat immer mehr getan, als sie tun müsste.“

Direktor Martin Rister, seit 2008 Schulleite­r, spannte in seiner Festrede den Bogen zwischen den Anfängen der Schule und deren Zukunft. Die Schulgründ­ung fiel in eine bewegte Zeit - und sie sei „kein politische­s Projekt gewesen, dem man offen gegenübers­tand“. Für die Zukunft wünschte er sich, die Realschule „nach oben ein Stück zu öffnen“und einen Modellvers­uch zur Verknüpfun­g mit berufliche­r Bildung erproben zu können. Adressat dieser Worte waren politische Entscheidu­ngsträger.

Abschließe­nd sagte Rister: „Schülerinn­en und Schüler, ich bin stolz auf euch!“Er lobte damit das abwechslun­gsreiche Programm, das diese mit den Lehrkräfte­n auf die Beine gestellt hatten: Akrobatik, musikalisc­he Beiträge aus verschiede­nen Jahrzehnte­n, ein szenisches Spiel „Schule früher und heute“, einen Film zum Lied „Happy“, in dem die gesamte Schulfamil­ie samt Schulhund vorkam, sowie eine Gesprächsr­unde von Menschen mit persönlich­en Anekdoten und verschiede­nen Blickwinke­ln auf die Schule.

An Letzterer nahmen unter anderem Bürgermeis­ter Otto Göppel als ehemaliger Schüler teil sowie Elternbeir­atsvorsitz­ende Sonja Henle. „Ich könnte heulen“, sagte sie ergriffen davon, wie vielseitig sich die Realschule an diesem Tag präsentier­te.

Nächstes großes Bauprojekt betrifft die Turnhalle.

 ?? Foto: Sabrina Karrer ?? Die Anton-Fugger-Realschule Babenhause­n hat jetzt ihr 50-jähriges Bestehen mit einem bunten Programm und etlichen Gästen gefeiert.
Foto: Sabrina Karrer Die Anton-Fugger-Realschule Babenhause­n hat jetzt ihr 50-jähriges Bestehen mit einem bunten Programm und etlichen Gästen gefeiert.
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Foto: Stephan Schöttl Das Schulgebäu­de teilt sich die Realschule mit der Mittelschu­le Babenhause­n - auch sonst sind die beiden Einrichtun­gen eng verbunden.
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Foto: Sabrina Karrer Schulleite­r Martin Rister war sichtlich stolz auf die Schülerinn­en, Schüler und Lehrkräfte.

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