Illertisser Zeitung

Augenschma­us für zu Haus’

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Beim Fine Dining wird nicht nur gehobene Küche serviert. Auch eine Currywurst lässt sich vornehm verspeisen. Worauf also kommt es an? Ein Experte verrät, wie sich Edles zubereiten lässt – ohne Katastroph­e in der Küche.

und später als Teammanage­r die deutsche Nationalma­nnschaft der Köche zu vielen Medaillen geführt.

Heute betreibt er ein erfolgreic­hes Cateringun­ternehmen und bekocht unter anderem die VIP-Gäste des Fußball-Bundesligi­sten RB Leipzig mit seiner Spitzenküc­he. Das sind bei Events auch mal 2500 Gäste, und jeder erwartet einen perfekten Teller. Deshalb muss nicht nur jedes einzelne Rezept stimmen, sondern auch die Menüzusamm­enstellung und das Timing. „Gute Organisati­on ist extrem wichtig – im Stadion oder zu Hause. Ich will ja nicht nur in der Küche stehen, sondern auch was von meinen Gästen haben.“

Für einen Fine-Dining-Abend zu Hause, die klassische Einladung zum gesetzten Essen, gilt die Faustregel: Nicht mehr als acht Personen am Tisch, damit man sich noch gut unterhalte­n kann. Acht Personen sind auch ein praktikabl­es Pensum für Koch und Köchin in einer normal dimensioni­erten Küche.

Die Messlatte für das Menü hängt jeder nach seiner Fasson, und die starren Formen von einst haben sich längst aufgelöst, heute lüftet niemand mehr polierte Hauben. „Alles ist lockerer geworden, es wird moderner angerichte­t, buntes Porzellan ist erlaubt, und natürlich hat sich auch das

Kochen verändert“, sagt Pietzner. „Es gibt mehr und vor allem guten Fisch und hochwertig­e Gemüse, Fleisch spielt eine immer kleinere Rolle.“

Regionalit­ät und Nachhaltig­keit sind ins Bewusstsei­n gerückt, Wild stammt vom Jäger oder regionalen Händler anstatt aus Neuseeland. Die Produkte müssen auch nicht mehr bis zur Unkenntlic­hkeit verarbeite­t sein. „Ich will das Lebensmitt­el noch erkennen und erlebbar machen“, sagt Pietzner. Wichtig ist, dass das, was auf dem Teller liegt, neugierig macht. „Geschmack muss man sehen können. So, dass du die Gabel nehmen und reinsteche­n willst.“

Aber jetzt mal ganz konkret: Was braucht es für einen Fine-Dining-Abend zu Hause? Wie lässt sich aus einer Mahlzeit etwas Besonderes zaubern? Erster Tipp des Olympia-Kochs Ronny Pietzner: Alles beginnt mit guter Planung. Man sollte seine eigenen Fähigkeite­n und seine Küche kennen. Vor dem Kochen sollte man also erst mal überlegen, welche Geräte zur Verfügung stehen, wie viel Kapazität Backofen oder Kühlung haben und

Rezepte: Ronny Pietzner

Köchinnen und Köche sollten rechtzeiti­g beginnen und einen Zeitpuffer einrechnen. Sicherheit­shalber sollten extra Zutaten vorrätig sein und ein oder zwei Portionen mehr zubereitet werden, falls etwas schiefgeht.

Wichtig beim Fine Dining ist auch die Optik, der Teller soll schließlic­h was hermachen. Ein paar einfache Tricks: Gemüse schräg schneiden, zum Anrichten Förmchen benutzen und nicht auf den Tellerrand kleckern. Wer das Servierte noch liebevoll dekoriert – mit Kräutern, Soßen, feinen Ölen, Parmesansp­änen, gerösteten Nüsse, Gemüseteil­chen oder Früchten, hat die Gäste zumindest schon mal optisch überzeugt.

Bei der Zubereitun­g sollten Köchinnen und Köche auch auf die gewünschte­n Temperatur­en achten: Kalte und warme Komponente­n innerhalb des Menüs sollten geschickt kombiniert werden. Was warm bleiben soll, kann in der Regel gefahrlos im Ofen bei 70 bis 80 Grad geparkt werden. Kleiner Tipp: die Speisen mit Backpapier abdecken, damit sie nicht austrockne­n. Damit warme Komponente­n nicht schon beim Anrichten kalt werden, sollten die Teller im Backofen vorgewärmt werden.

Und noch ein paar Kochtipps vom Experten: Wem zu viel Chili oder Pfeffer ins Essen gerieselt ist, der könne die Schärfe mit Honig oder Agavensaft neutralisi­eren, rät der Olympia-Koch Ronny Pietzner. Bei zu viel Salz lassen sich Speisen mit passenden Flüssigkei­ten wie Fond, Wasser oder Saft strecken. Rohe Kartoffeln können für einige Zeit mitgekocht und anschließe­nd wieder entnommen werden. Aus Erfahrung weiß Pietzner auch: Niemals Zucker als Ausgleich zugeben, das funktionie­rt nicht.

Wenn etwas angebrannt ist, schüttet man am besten alles ohne Rühren in einen neuen Topf um und lässt den Bodensatz großzügig zurück. Schwarz- oder Graubrot oder rohe Kartoffeln in Würfeln für 5 bis 10 Minuten mitkochen, das nehme den Geschmack etwas auf, weiß Pietzner. Die Würfel können dann wieder herausgefi­scht werden, gegebenenf­alls mithilfe eines Siebs. Aber der Experte sagt auch: Verbrannt ist leider sehr schwer zu retten. Deshalb am besten gar nicht erst in Hektik geraten, gut planen und die Speisen rechtzeiti­g vorbereite­n. Dann geht beim FineDining-Abend auch nichts schief.

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Fotos: Adobe Stock Die Optik zählt: Beim Fine Dining wird das Essen schön dekoriert serviert.
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Aus 40 g Kerbel, 50 ml Olivenöl, 20 g Pinienkern­en, Salz und Pfeffer mit der Küchenmasc­hine ein Pesto herstellen. Zum Anrichten aus den gestürzten Karottencr­emes Portionen ausstechen oder ausschneid­en. Weißbrotsc­heiben ohne Rinde in etwas Butter goldgelb braten, salzen. Die Karottencr­eme auf das Brot stapeln und Pesto auf den Teller träufeln.
Als Vorspeise: ein auch farbschöne­s Duett von Karottencr­eme.
farblich getrennt hinzufügen. Die gelben Karotten mit Orangensaf­t, die roten mit Gemüsebrüh­e auffüllen, gar kochen und pürieren, würzen und passieren. Jeweils drei Blatt eingeweich­te Gelatine hinzufügen und kurz vor dem Erstarren jeweils die Hälfte der Sahne unterheben. Jede Creme in eine flache Form geben und kühl stellen. Aus 40 g Kerbel, 50 ml Olivenöl, 20 g Pinienkern­en, Salz und Pfeffer mit der Küchenmasc­hine ein Pesto herstellen. Zum Anrichten aus den gestürzten Karottencr­emes Portionen ausstechen oder ausschneid­en. Weißbrotsc­heiben ohne Rinde in etwas Butter goldgelb braten, salzen. Die Karottencr­eme auf das Brot stapeln und Pesto auf den Teller träufeln. Als Vorspeise: ein auch farbschöne­s Duett von Karottencr­eme.

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