Wie Maikäfer unter den Maibaum kommen
Der Frauenbund Bellenberg hat sich vor mehr als 30 Jahren ein besonderes Backwerk einfallen lassen. Dieses ist seitdem fester Bestandteil der Maifeiern im Ort.
Feuerwehr löscht Brand in einem Container
Zu einem „Feuer in einem Container, das auf ein Haus überzugreifen droht“sind die Feuerwehren Tiefenbach, Bellenberg und Illertissen am Sonntagnachmittag kurz nach 15 Uhr alarmiert worden. Die örtliche Wehr hatte nur ein paar Meter von ihrem Gerätehaus bis zum Brandobjekt zurückzulegen und konnte das Feuer deshalb löschen, noch bevor die benachbarten Wehren zur Unterstützung eingetroffen waren. In einem Container waren Kartonagen und anderer Bauschutt in Brand geraten. Das frisch renovierte ehemalige Rathaus, an dessen Rückseite der Container stand, blieb unversehrt. Dank des schnellen Einsatzes war kein Schaden entstanden, sodass Feuerwehren, Polizei und Rettungsdienst bald wieder abrücken konnten. Die Ursache des Brandes ist dem Polizeibericht zufolge unklar. Wahrscheinlich sei jedoch, dass dieser durch Unachtsamkeit entstanden sein könnte, teilte die Illertisser Polizei am Montag mit – beispielsweise durch das unbedachte Wegwerfen einer noch glimmenden Zigarette. (wis, AZ)
Wie bestellt, schwärmen am Vorabend zum 1. Mai in Bellenberg die Maikäfer aus. Wenn am Dienstag, 30. April, um 18 Uhr auf dem Festplatz rund um den Maibaum die traditionelle Feier beginnt, warten die hell und dunkel glasierten Käfer mit einer Auflage von 500 Stück auf Abnehmer und Abnehmerinnen. Manche kämen sogar von auswärts oder frühzeitig, um auch wirklich Maikäfer zu erhaschen, weiß Irene Schmid, Vorsitzende des Frauenbunds Bellenberg. Seit mehr als 30 Jahren fänden sie reißenden Absatz.
Heuer waren rund 20 Maikäferbäckerinnen sowie zwei Helfer im Einsatz, und gebacken wurde von morgens bis abends in der Schulküche der Uli-Wieland-Schule in Vöhringen. Routine und ausgeklügelte Logistik tragen bei ihrem süßen Handwerk dazu bei, dass am Abend 500 Exemplare fix und fertig zum Verkauf bereitliegen. Der Erlös geht nach Brasilien an die Kooperative „Pedro Segundo“, welche Frauen zur Selbsthilfe unterstützt. Es passt zum Frauenbund Bellenberg, der über einen privaten Kontakt einige sogar selbst kennengelernt hat und ihnen seitdem die Einnahmen spendet.
Doch die Maikäferproduktion hat andere Ursprünge und lässt sich auf eine Faschingslaune zurückführen. Einige aus dem Frauenbund waren als verkleidete Maikäfer, den „Moizele“, unterwegs, erzählt Franziska Bucher. Als in den 1980er-Jahren der damalige Bürgermeister Roland Bürzle den Zweigverein des katholischen Frauenbunds zur Teilnahme an der Maibaumfeier einlud, wollten sich die Frauen auch einbringen. Schnell war die Idee geboren, dass die einstigen „Moizele“das entsprechende süße Gebäck herstellten, um sich damit für die Einladung zu bedanken. Im Gegenzug habe die Gemeinde veranlasst, dass der Frauenbund wie andere Vereine mit einer Tafel am Maibaum aufgeführt wird, erinnert sich Bucher.
Die gebackenen Maikäfer, damals sogar noch mit angeklebten Papierfüßchen, gingen weg wie warme Semmeln und sind seitdem fester Bestandteil der Bellenberger Maifeiern. Ebenso aber auch zum Termin im Jahresprogramm des Frauenbunds, der folglich die Produktion systematisierte. Zunächst fiel die Entscheidung, auf den Kauf der Papierfüßchen zu verzichten, denn sie wurden gleich nach dem Erwerb weggerissen, da logischerweise nicht zum Verzehr geeignet. Anfangs stand den Frauen die Backstube der Bäckerei Kiechle zur Verfügung und mit deren Transporter wurden die Rohlinge zum Glasieren in die Schulküche der Lindenschule Bellenberg gebracht. Als beides nicht mehr möglich war, wurde in Privathaushalten gebacken und in Klassenzimmern glasiert, bis der Schulhausumbau auch diese Möglichkeit zunichtemachte. Darauf fragte Schmid erfolgreich in der Stadt Vöhringen um Asyl in deren Schule nach.
Dort ist der Backtag durchgetaktet: In drei Schichten werden die Käfer gebacken. Die ausgekühlten Rohlinge bekommen erst unten und dann oben ihre Glasur, was wieder zu Wartezeiten führt. Die Flügel werden mit hellerer Schokolade aufgetragen und die Zeichnungen von Flügel und Augen erfolgen in weißer Schokolade. Mit Annemarie, Andrea und Anna Maier sind Oma, Mutter und Enkelin vertreten, die Familie hat das Maikäferbacken zum generationenübergreifenden Ehrenamt erkoren. Bestens aufgelegt beschreibt die 13-Jährige „das gesellige Voranschaffen als sehr angenehm“, zumal ihr die Frauenbundvorsitzende als frühere Lehrerin vertraut ist. Generell verbreiteten Maikäfer gute Laune, findet Schmid und schmunzelt ebenfalls. Denn ihr Enkel hat am 1. Mai Geburtstag und selbstverständlich würden zur Feier des Tages Maikäfer verzehrt. „Das ist seit drei Jahren so und er gibt eine Runde im Kindergarten aus.“
Mit Enrico Günther und Erwin Schmid waren auch zwei helfende Männer dabei. Wie alle Frauen hatten sie Schürzen umgebunden und sollten vor allem Aufgaben wie das Hin- und Herbringen der Kühlschränke oder den Transport von Utensilien wie Backbleche und wiederverwendbare Faltschachteln für den Verkauf übernehmen. Rührmaschine und Zubehör wie Pinsel bringt jede aus dem Privathaushalt mit, ergänzt Schmid die Liste. Die erforderlichen Lebensmittel bestellt sie beim örtlichen Lebensmittelmarkt, die Glasurmengen erwirbt sie direkt aus der Bäckerei und die benötigten 90 Eier bekämen sie von Anfang an von der örtlichen Eierhandlung
Leinfelder-Furtner zählt sie auf.
Auch die Rezeptur für den Maikäfer war damals schnell gefunden, indem sich die Frauen praktischerweise an der Herstellung des „Amerikaners“orientieren: ein Rührteig aus Mehl, Eier, Butter, Milch, Zucker, Vanillezucker und Backpulver. Für die besondere geschenkt,
Form wird er mit Spritzbeutel aufs Backblech gebracht.
Während Enrico Günther sein erstmaliges Mitwirken im Backteam als „sehr angenehm und nett“bezeichnet, hat Erwin Schmid darin schon Routine. Daher vermag er auch eine Prognose zu stellen: „Wir haben heuer ein gutes Käferjahr.“