Bunte Präsente
Färber, Kafka, Darrieux, Japanese Indies, Schmidt und Sagerer
Über Filme nachdenken. Über Filme schreiben. Über Filme sprechen. Wer könnte das besser als Helmut Färber. Ihm ist im Filmmuseum eine Carte blanche gewidmet. Mit großartigen Werken, u.a. Acto da Primavera (Der Leidensweg Jesu in Curalha) von Manoel de Oliveira, der ein Passionsspiel, den Alltag im Dorf und die Dreharbeiten zu einem ethnografischen Film verbindet. (Fr 14. und Do 27.4.)
Hanns Zischler hat ein großartiges Buch über Kafkas Kinoerlebnisse geschrieben, seine Recherchen immer weiter fortgesetzt und bei Galiani eben eine erweiterte Neuauflage herausgegeben. Die Reihe Mit Kafka im Kino zeigt den aktuellen Stand. Da es in Deutschland ja keine konsequente Sicherung der alten, dem Zerfall preisgegebenen Filme gab und gibt, ist das auch Arbeit gegen die Resignation, für die Errettung der Wahrnehmungswelten von einst. (Filmmuseum, ab Di 18.4.)
Danielle Darrieux war eine der ganz großen französischen Schauspielerinnen. Sie trat in acht Jahrzehnten in über 100 Filmen auf, am Ende ihrer Karriere in François Ozons 8 Frauen, einerKriminalkomödie mit Gesangseinlagen, die den Diven des französischen Kinos große Auftritte bot, in Anatole Litvaks Melodram Mayerling, das die tragische Liebesgeschichte zwischen Rudolf von Österreich-Ungarn und der 17-jährigenMary Vetsera erzählt, undnatürlich in Max Ophüls‘ Meisterwerken (die aber erst in Heft 9 zu finden sind). Filmmuseum, ab Di 25.4. bis Mi 3.5.)
Alexeij Sagerer, heute unumstrittenes Urgestein der Münchner Freien Theaterszene, begann in den frühen 60ern an Theater und Filmen zu arbeiten. 1973 entstand sein Film Aumühle. Das Dorf gleichen Namens geriet in die Schlagzeilen, als hier ein Heim für behinderte Kinder errichtet werden sollte. Pfarrer und Bürger protestierten, das Heim wurde in Brand gesetzt, der Leiter verprügelt – und Sagerer zeigt das Ungeheuerliche der Geschichte. Premiere der restaurierten Fassung, Mi 26.4. Rio-Filmpalast.
Drei Spielfilme hat Eckhart Schmidt 2016 in Italien gedreht. Drei Filme, die von der Liebe handeln, von Leidenschaft und Tod, von imperialem Terror und der Macht des Individuums. „Experimentelle Filme, wie sie noch nie zuvor gedreht worden sind. Jenseits des kommerziellen Kinos … die Geschichten erzählen voller Tiefgang und Glamour, Wahrheit und Wahnsinn.“Love and Death in the Afternoon dreht sich um ein 17-jähriges Mädchen und die Liebe zu einem älteren Mann, der in ihren Armen stirbt. In Mein schönster Sommer erinnert sich ein 17-jähriges Mädchen an den Sommer ihrer ersten Liebe, die in einer Katastrophe endet. In Princess – Voices From Hell terrorisiert eine Stimme aus der römischen Vergangenheit ein Mädchen und will es in den Selbstmord treiben. (Werkstattkino, Fr 13.4. bis Mi 19.4.)
Unter dem Titel Hachimiri Madness – Japanese Indies from the Punk Years zeigte das Berlinale Forum 2016 eine Auswahl neu digitalisierter japanischer 8-mm-Filme aus den Jahren 1977 bis 1990, die den rebellischen Geist dieser Zeit atmen. Viele der heute profilierten Regisseure Nippons debütierten mit langen Spielfilmen in diesem Format. Im Werkstattkino (Do 20. bis Mi 26.4.)