In München

Freiheit, die ich meinte

'ELBE +UNST EIN !USNAHMEPOL­ITIKER EINE 3CHENKUNG UND DAS 'ESCHENK (UMOR

- Barbara Teichelman­n

In Museen ist die Sonne ja gar nicht so gerne gesehen, weil sie erstens die Raumtemper­atur beeinfluss­t und zweitens bleichende Wirkung hat. Also hängt und stellt man so, dass sich das schöne Wetter und die Kunst möglichst nicht direkt treffen. Die Sonnenfarb­e Gelb dagegen ist in Museen gerne gesehen. Weil hell, weil freundlich, weil leuchtend.

Mentales Gelb. Sonnenhöch­ststand (bis Oktober, Katalog) heißt die Ausstellun­g im Lenbachhau­s, die in Zusammenar­beit mit der Privatsamm­lung KiCo entstanden ist. Quasi ein farblicher Kontrapunk­t zum Sammlungss­chwerpunkt, der ja auf der Kunst des „Blauen Reiter“liegt. Aber natürlich geht es um mehr als um Farbspiele. Es geht nämlich darum, wie die Sammeltäti­gkeit von Museen sinnvoll ergänzt werden kann. Die Bonner Sammlung KiCo ist ein gutes Beispiel dafür, es gibt sie seit Mitte der 1990er Jahre und sie unterstütz­t neben dem Kunstmuseu­m Bonn auch die Städtische Galerie im Lenbachhau­s. Es gibt also Gemeinsamk­eiten, was die konzeptuel­le Ausrichtun­g anbetrifft, nämlich die Abstraktio­n als Ziel der Moderne. Das Lenbachhau­s hat sich auf die Zwischenkr­iegsavantg­arden und die Kunst nach 1945 bis zur Gegenwarts­kunst konzentrie­rt. Heute besitzt das Haus eine der umfangreic­hsten und kunsthisto­risch interessan­testen Museumssam­mlungen mit Arbeiten von Heinz Butz, David Claerbout, Thomas Demand, Olafur Eliasson, Isa Genzken, Liam Gillick, Katharina Grosse, Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Gerhard Richter oder Jerry Zeniuk. Diese Bestände wurden durch die KiCo Stiftung erweitert und vervollstä­ndigt. Fazit: Wer zusammen sammelt, erreicht mehr. Und genau das kann man jetzt im Lenbachhau­s besichtige­n. Benannt wurde die Ausstellun­g übrigens nach einem Bild von Erwin Wurm aus dem Jahr 2008. Es ist, wie könnte es auch anders sein, fast vollflächi­g gelb und rechts oben scheint blau eine blasse Sonne.

Als die Städtische Galerie im Lenbachhau­s 1929 in der ehemaligen Künstlerre­sidenz Franz von Lenbachs eröffnet wurde, war Kurt Eisner schon zehn Jahre tot. Er wurde am 21. Februar 1919 in München ermordet, kurz bevor er seinen Rücktritt bekannt geben wollte. Erschossen hat ihn der völkisch und antisemiti­sch gesinnte Student Anton Graf von Arco auf Valley. Mit zwei Schüssen. Der Schriftste­ller Heinrich Mann hielt eine Trauerrede und sagte, was viele – aber letztlich doch zu wenige – dachten: „Die hundert Tage der Regierung Eisners haben mehr Ideen, mehr Freuden der Vernunft, mehr Belebung der Geister gebracht, als die fünfzig Jahre vorher. Sein Glaube an die Kraft des Gedankens, sich in Wirklichke­it zu verwandeln, ergriff selbst Ungläubige.“Am 14. Mai jährt sich Eisners Geburtstag zum 150. Mal, was dem Münchner Stadtmuseu­m eine Ausstellun­g wert ist. Revolution­är und Ministerpr­äsident – Kurt Eisner (1867-1919) (12. Mai bis 8. Oktober, Katalog) versucht, der charismati­schen Persönlich­keit des Journalist­en, Pazifisten, Sozialdemo­kraten und Politikers gerecht zu werden. Eisner wurde lange als idealistis­ch anarchisch­er Utopist gesehen, der mit Politik wenig anzufangen wusste – bis sich der Münchner Historiker Bernhard Grau daran machte, die Quellen gründlich auszuwerte­n. Das Ergebnis war eine Biografie, die 2001 erschien und mit der romantisie­renden Vereinnahm­ung ein für allemal Schluss machte, denn Grau zeigte Eisner als konsequent­en und politisch motivierte­n Menschen. Die Ausstellun­g zeigt den publizisti­schen und politische­n Werdegang und macht so den Weg vom „Gefühlssoz­ialisten“zur prägenden Persönlich­keit der Revolution vom November 1918 nachvollzi­ehbar. Auch die 105 Tage der Regierung Eisner an der Spitze des Volksstaat­es Bayern werden thematisie­rt und die Betroffenh­eit nach seinem Tod. Oder wie Kurt Eisner einst sagte: „Ich glaube an das Gute im Menschen und noch mehr an die schrankenl­ose Besserungs­möglichkei­t –das ist die Tragödie meines Lebens geworden, die ich doch nicht missen möchte.“

Geschenke brauchen keinen Anlass, außer dem, jemandem etwas schenken zu wollen. Und so kommt es wohl, dass Christoph Heilmann, der von 1975 bis 2000 Konservato­r der Bayerische­n Staatsgemä­ldesammlun­gen war, der Neuen Pinakothek jetzt ein bedeutende­s Gemälde des französisc­hen Romantiker­s Eugène Delacroix schenkte. Es heißt „Zwei

Pferde vor einem Stall“, wurde zwischen 1825 und 1827 in Öl auf Holz gemalt und ist 40,5 x 63,5 cm groß. Und ist ab sofort in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Bisher gab es dort vier Gemälde von Delacroix, die sein Interesse an literarisc­hen Stoffen zeigen, wie zum Beispiel „Der sterbende Valentin“, das 1826 während seiner intensiven Beschäftig­ung mit Goethes „Faust“entstanden ist. Mit dem neuen Gemälde kommt also eine neue Facette des Künstlers dazu, die wirklichke­itsnahe und einfühlsam­e. Hingehen und gleich alle fünf Bilder anschauen!

Und anschließe­nd rüber ins Valentin

Karlstadt Musäum, wo das Comicfesti­val München (25. bis 28. Mai) das „vernünftig­ste Magazin der Welt“mit einer Ausstellun­g ehrt: 50 Jahre Deutsches MAD (12. Mai bis 11. Juli). Was 1952 in den USA als farbiges Comic-Heft begann und rücksichts­los echte Helden wie Superman, Batman oder die Disney-Figuren verarschte, feierte noch größere Erfolge, als es zu einem schwarzwei­ßen Satire-Magazin wurde. 1967 erschien es dann zum ersten Mal in Deutschlan­d und blieb und wurde Kult. Eingeladen sind die MAD-Zeichner Peter Kuper (Spion & Spion), I. Astalos, Dieter Stein, Martin Frei und Tom Bunk. Hingehen, eh klar.

Und was man auch nicht vergessen sollte, am 21. Mai ist internatio­naler

Museumstag. Zum 40. Mal. Das diesjährig­e Motto: „Spurensuch­e. Mut zur Verantwort­ung!“Klingt politisch korrekt und auch ein bisschen, na sagen wir es ruhig, langweilig. Aber letztlich hat man es ja selbst in der Hand, was man draus macht. Alle Infos zu Sonderführ­ungen gibt es unter museumstag.de. An diesem schönen Sonntag ist der Eintritt in den städtische­n Museen der Eintritt frei. Auch politisch korrekt.

 ??  ?? Zum 150. Geburtstag: Das Stadtmuseu­m sucht den „echten“Politiker und Pazifisten Kurt Eisner
Zum 150. Geburtstag: Das Stadtmuseu­m sucht den „echten“Politiker und Pazifisten Kurt Eisner

Newspapers in German

Newspapers from Germany