Freiheit, die ich meinte
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In Museen ist die Sonne ja gar nicht so gerne gesehen, weil sie erstens die Raumtemperatur beeinflusst und zweitens bleichende Wirkung hat. Also hängt und stellt man so, dass sich das schöne Wetter und die Kunst möglichst nicht direkt treffen. Die Sonnenfarbe Gelb dagegen ist in Museen gerne gesehen. Weil hell, weil freundlich, weil leuchtend.
Mentales Gelb. Sonnenhöchststand (bis Oktober, Katalog) heißt die Ausstellung im Lenbachhaus, die in Zusammenarbeit mit der Privatsammlung KiCo entstanden ist. Quasi ein farblicher Kontrapunkt zum Sammlungsschwerpunkt, der ja auf der Kunst des „Blauen Reiter“liegt. Aber natürlich geht es um mehr als um Farbspiele. Es geht nämlich darum, wie die Sammeltätigkeit von Museen sinnvoll ergänzt werden kann. Die Bonner Sammlung KiCo ist ein gutes Beispiel dafür, es gibt sie seit Mitte der 1990er Jahre und sie unterstützt neben dem Kunstmuseum Bonn auch die Städtische Galerie im Lenbachhaus. Es gibt also Gemeinsamkeiten, was die konzeptuelle Ausrichtung anbetrifft, nämlich die Abstraktion als Ziel der Moderne. Das Lenbachhaus hat sich auf die Zwischenkriegsavantgarden und die Kunst nach 1945 bis zur Gegenwartskunst konzentriert. Heute besitzt das Haus eine der umfangreichsten und kunsthistorisch interessantesten Museumssammlungen mit Arbeiten von Heinz Butz, David Claerbout, Thomas Demand, Olafur Eliasson, Isa Genzken, Liam Gillick, Katharina Grosse, Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Gerhard Richter oder Jerry Zeniuk. Diese Bestände wurden durch die KiCo Stiftung erweitert und vervollständigt. Fazit: Wer zusammen sammelt, erreicht mehr. Und genau das kann man jetzt im Lenbachhaus besichtigen. Benannt wurde die Ausstellung übrigens nach einem Bild von Erwin Wurm aus dem Jahr 2008. Es ist, wie könnte es auch anders sein, fast vollflächig gelb und rechts oben scheint blau eine blasse Sonne.
Als die Städtische Galerie im Lenbachhaus 1929 in der ehemaligen Künstlerresidenz Franz von Lenbachs eröffnet wurde, war Kurt Eisner schon zehn Jahre tot. Er wurde am 21. Februar 1919 in München ermordet, kurz bevor er seinen Rücktritt bekannt geben wollte. Erschossen hat ihn der völkisch und antisemitisch gesinnte Student Anton Graf von Arco auf Valley. Mit zwei Schüssen. Der Schriftsteller Heinrich Mann hielt eine Trauerrede und sagte, was viele – aber letztlich doch zu wenige – dachten: „Die hundert Tage der Regierung Eisners haben mehr Ideen, mehr Freuden der Vernunft, mehr Belebung der Geister gebracht, als die fünfzig Jahre vorher. Sein Glaube an die Kraft des Gedankens, sich in Wirklichkeit zu verwandeln, ergriff selbst Ungläubige.“Am 14. Mai jährt sich Eisners Geburtstag zum 150. Mal, was dem Münchner Stadtmuseum eine Ausstellung wert ist. Revolutionär und Ministerpräsident – Kurt Eisner (1867-1919) (12. Mai bis 8. Oktober, Katalog) versucht, der charismatischen Persönlichkeit des Journalisten, Pazifisten, Sozialdemokraten und Politikers gerecht zu werden. Eisner wurde lange als idealistisch anarchischer Utopist gesehen, der mit Politik wenig anzufangen wusste – bis sich der Münchner Historiker Bernhard Grau daran machte, die Quellen gründlich auszuwerten. Das Ergebnis war eine Biografie, die 2001 erschien und mit der romantisierenden Vereinnahmung ein für allemal Schluss machte, denn Grau zeigte Eisner als konsequenten und politisch motivierten Menschen. Die Ausstellung zeigt den publizistischen und politischen Werdegang und macht so den Weg vom „Gefühlssozialisten“zur prägenden Persönlichkeit der Revolution vom November 1918 nachvollziehbar. Auch die 105 Tage der Regierung Eisner an der Spitze des Volksstaates Bayern werden thematisiert und die Betroffenheit nach seinem Tod. Oder wie Kurt Eisner einst sagte: „Ich glaube an das Gute im Menschen und noch mehr an die schrankenlose Besserungsmöglichkeit –das ist die Tragödie meines Lebens geworden, die ich doch nicht missen möchte.“
Geschenke brauchen keinen Anlass, außer dem, jemandem etwas schenken zu wollen. Und so kommt es wohl, dass Christoph Heilmann, der von 1975 bis 2000 Konservator der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen war, der Neuen Pinakothek jetzt ein bedeutendes Gemälde des französischen Romantikers Eugène Delacroix schenkte. Es heißt „Zwei
Pferde vor einem Stall“, wurde zwischen 1825 und 1827 in Öl auf Holz gemalt und ist 40,5 x 63,5 cm groß. Und ist ab sofort in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Bisher gab es dort vier Gemälde von Delacroix, die sein Interesse an literarischen Stoffen zeigen, wie zum Beispiel „Der sterbende Valentin“, das 1826 während seiner intensiven Beschäftigung mit Goethes „Faust“entstanden ist. Mit dem neuen Gemälde kommt also eine neue Facette des Künstlers dazu, die wirklichkeitsnahe und einfühlsame. Hingehen und gleich alle fünf Bilder anschauen!
Und anschließend rüber ins Valentin
Karlstadt Musäum, wo das Comicfestival München (25. bis 28. Mai) das „vernünftigste Magazin der Welt“mit einer Ausstellung ehrt: 50 Jahre Deutsches MAD (12. Mai bis 11. Juli). Was 1952 in den USA als farbiges Comic-Heft begann und rücksichtslos echte Helden wie Superman, Batman oder die Disney-Figuren verarschte, feierte noch größere Erfolge, als es zu einem schwarzweißen Satire-Magazin wurde. 1967 erschien es dann zum ersten Mal in Deutschland und blieb und wurde Kult. Eingeladen sind die MAD-Zeichner Peter Kuper (Spion & Spion), I. Astalos, Dieter Stein, Martin Frei und Tom Bunk. Hingehen, eh klar.
Und was man auch nicht vergessen sollte, am 21. Mai ist internationaler
Museumstag. Zum 40. Mal. Das diesjährige Motto: „Spurensuche. Mut zur Verantwortung!“Klingt politisch korrekt und auch ein bisschen, na sagen wir es ruhig, langweilig. Aber letztlich hat man es ja selbst in der Hand, was man draus macht. Alle Infos zu Sonderführungen gibt es unter museumstag.de. An diesem schönen Sonntag ist der Eintritt in den städtischen Museen der Eintritt frei. Auch politisch korrekt.