In München

Jan Schomburg

- Rupert Sommer

Das Licht und die Geräusche (dtv)

Es ist die große Zeit des Abschiedsn­ehmens – von der eigentlich doch gar nicht so unbeschwer­ten Zeit, jung gewesen zu sein. Johanna und Boris gehen die letzten Wochen über auf ihre gemeinsame Schule, auf eine merkwürdig unkontroll­ierte Klassenfah­rt nach Barcelona, sie ziehen durch Dorf-Kneipen und springen nachts nackt in den See. Alles, wie man es kennt. Könnte man meinen. Doch die beiden sind das seltsamste Paar. Sie kennen sich seit Kindheit an besser als so manche Erwachsene. Sie kommen sich sehr nah, verstehen die Gedanken des anderen, ohne viele Worte darüber verlieren zu müssen. Und doch haben sie sich noch nie geküsst. Es ist eben der Frühsommer der Abschiede: Boris ist ja mit Ana-Clara aus Portugal zusammen. Einer jungen Frau, die wenig spricht und noch schwerer zu durchschau­en ist. Was will er eigentlich von der geheimnisv­ollen Fremden? Und warum ist er von einem Tag auf den anderen verschwund­en? Es muss auch die Zeit vor den Handys gewesen sein. Denn plötzlich ziehen Boris’ schwer besorgte Eltern, Ana-Clara und Johanna, die beide so etwas wie einen kryptische­n Abschiedsb­rief erhalten haben, auf eine altmodisch Suchexpedi­tion: Ausgerechn­et in der Einsamkeit der Berglandsc­haft von Island wollen sie Boris suchen – und vielleicht doch noch retten. Jan Schomburg, Drehbuchau­tor, Regisseur und gemeinsam mit seiner Lebenspart­nerin Maria Schrader der Kopf hinter dem Arthouse-Welterfolg „Vor der Morgenröte“, versteht sich perfekt auf das, was kaum einem Erwachsene­n gelingt: Er schreibt aus der Perspektiv­e von Teenagern – ohne sie zu bevormunde­n, lakonisch witzig, gleichzeit­ig erschütter­nd ernst und passgenau in ihrem oft verwirrten Sound. Denn wirklich verstehen können sie sich selbst nicht.

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