Jan Schomburg
Das Licht und die Geräusche (dtv)
Es ist die große Zeit des Abschiedsnehmens – von der eigentlich doch gar nicht so unbeschwerten Zeit, jung gewesen zu sein. Johanna und Boris gehen die letzten Wochen über auf ihre gemeinsame Schule, auf eine merkwürdig unkontrollierte Klassenfahrt nach Barcelona, sie ziehen durch Dorf-Kneipen und springen nachts nackt in den See. Alles, wie man es kennt. Könnte man meinen. Doch die beiden sind das seltsamste Paar. Sie kennen sich seit Kindheit an besser als so manche Erwachsene. Sie kommen sich sehr nah, verstehen die Gedanken des anderen, ohne viele Worte darüber verlieren zu müssen. Und doch haben sie sich noch nie geküsst. Es ist eben der Frühsommer der Abschiede: Boris ist ja mit Ana-Clara aus Portugal zusammen. Einer jungen Frau, die wenig spricht und noch schwerer zu durchschauen ist. Was will er eigentlich von der geheimnisvollen Fremden? Und warum ist er von einem Tag auf den anderen verschwunden? Es muss auch die Zeit vor den Handys gewesen sein. Denn plötzlich ziehen Boris’ schwer besorgte Eltern, Ana-Clara und Johanna, die beide so etwas wie einen kryptischen Abschiedsbrief erhalten haben, auf eine altmodisch Suchexpedition: Ausgerechnet in der Einsamkeit der Berglandschaft von Island wollen sie Boris suchen – und vielleicht doch noch retten. Jan Schomburg, Drehbuchautor, Regisseur und gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Maria Schrader der Kopf hinter dem Arthouse-Welterfolg „Vor der Morgenröte“, versteht sich perfekt auf das, was kaum einem Erwachsenen gelingt: Er schreibt aus der Perspektive von Teenagern – ohne sie zu bevormunden, lakonisch witzig, gleichzeitig erschütternd ernst und passgenau in ihrem oft verwirrten Sound. Denn wirklich verstehen können sie sich selbst nicht.