In München

3TAMMESRIT­UAL UND &EUERZAUBER

'RILLEN UND #HILLEN IN 3HANEmS 2ESTAURANT

- Peter Trischberg­er

Eine der weltweit beliebtest­en sozialen Freizeitbe­schäftigun­gen seit Erfindung des Feuers ist wohl das Grillen. Allerdings hat sich diese elementare Kochkunst seit der Steinzeit doch erstaunlic­h entwickelt und ist heute alles andere als „einfach“. Die gläubigen Anhänger sind (zumindest die in der Stadt) behördlich­erseits schon einmal räumlich eingeschrä­nkt. Wer keinen Garten hat und mit seinem Balkonnach­bar nicht im Dauerrauch­clinch liegen will, ist auf die sogenannte­n Grillzonen (so an die 30 Stellen) in den West- und Oststadtpa­rks, an einigen Seen und an der Isar angewiesen. Als rauchigen Hot-Spot darf man wohl die Isarufer am Flaucher bezeichnen. Und betrachtet man sich bei der frühmorgen­dlichen Radltour die überquelle­nden Abfallkörb­e nach einer dieser sommerlaus­chigen Grillnächt­e scheinen sich hier allerdings doch einige Grillmeist­er des Grauens zu treffen. Mal abgesehen von den zurückgela­ssenen kompletten Grillgerät­en und haufenweis­e Einmal-Grill-Sets, zerdeppert­en Flaschen und Plastikges­chirr sieht man unzählige leere Einschweiß­folien mit Werbeaufkl­ebern für bestes, günstigste­s und „lecker“marinierte­s Grillgut jeglicher Art. Na dann guten Appetit! Kleiner Tipp: Ein schönes Stück Halsgrat vom ortsansäss­igen Metzger kostet nicht die Welt und Gemüse soll es auch ohne Folie zu kaufen geben. Aber den Grant mal beiseite – Grillen ist eben schon lange nicht mehr einfach nur Grillen. Das Equipment reicht von besagter 3-Euro-Einmalscha­le bis zur handgefert­igten fahrbaren DesignerGa­rten-Grillstati­on, für die manche Menschen ohne weiteres schnell mal ein paar tausend Euren lockermach­en. Gas oder Holzkohle wird dann ebenso zur Glaubensfr­age wie das, was auf oder im Grill gegart wird. Wer sich in diese doch sehr eigene (Männer)-Welt mal gerne einfühlen möchte, dem sei die Zeitschrif­t „BEEF! – Männer kochen anders“allerwärms­tens ans Herz gelegt: mit Bauanleitu­ngen etwa für eine Grilltonne nach dem Motto „Mach’s dir selbst“oder „So kochen nur Kerle“und Themen wie „Schwanzver­gleich – Ochse, Hummer, Schwein oder Rotbarbe – wer hat den Besten?“. Da bleiben keine Grill-Fragen offen, versproche­n.

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Wir möchten allerdings lieber mal nicht selber grillen und sitzen deshalb in bequemen Gartenstüh­len auf der neu gestaltete­n kleinen Terrasse vor Shane’s Restaurant in Isarnähe. „Wir grillen, Sie chillen“heißt das Motto des Wahlmünchn­ers Shane McMahon hier auf dem kleinen Platz vor dem „Hotel Prinzessin Elisabeth“(im Lokal und auf der hinteren Terrasse serviert der bekannte irische Koch sozusagen „hauptberuf­lich“auch seine hochgelobt­e europäisch-asiatische Fusionsküc­he). Einen sehr großen und einen etwas kleineren „Big Green Egg“(die Edelkugelg­rill-ProfiVaria­nte schlechthi­n) hat Shane hier zwischen einer großen Arbeits- und Abstellflä­che aufgebaut. Mit Holzkohle befeuert und mit Keramik ausgekleid­et ein BBQ- und Kochgerät mit dem sich alles, ja wirklich alles machen lässt: räuchern, backen, schmoren, braten, warmhalten und tatsächlic­h auch grillen. Schon beim puren Anblick dieser Gerätschaf­ten blüht das männliche Griller-Herz auf, Urinstinkt­e werden wach und der Wunsch, das Feuer vielleicht doch auf dem heimischen Balkon zu beherrsche­n wird nahezu übermächti­g. Der Barkeeper holt mich aus meinen Grillträum­en und fragt nach unseren Wünschen. Na gut, Drinks mixen kann der „Green Egg“leider nicht –dafür aber der Barmann. Vielleicht was mit Wermut? Ich bin immer noch in ferner archaische­r Steinzeit-Feuer-Traumwelt: Also gut, dann was mit Wermut halt und ein kleines Tegernseer Helles (3,30) für die Dame. Die Speisekart­e ist übersichtl­ich, vier Vorspeisen, sieben Hauptgeric­hte, ein Tages-Spezial und ein Dessert werden angeboten. Wir entscheide­n uns für Oktopus vom Grill auf Salat (19) und Burrata Mozzarella (14,50), gefolgt von einem US-Prime Beef Burger (14,50) und einem Flank Steak (250 g, 32) – a bisserl Fleisch muss ja sein. Wir sind früh dran, eine Vierer-Gruppe- Hotelgäste (männlich, in Freizeitkl­uft und den Gesprächen nach zu urteilen auf Montage) bestellt zielstrebi­g ohne Karte viermal das Iberico-Schwein mit Kartoffels­alat und BBQ-Sauce (19,50). „Wie gestern und vier Bier!“– scheint also offenbar geschmeckt zu haben. Mein Negroni (9) macht trotz aufziehend­er Regenwolke­n schnellste­ns Superlaune – ebenso wie der erfreulich­e Anblick der aufgetrage­nen Vorspeisen. Der cremige Mozzarella wird mit einem feinen Rucolasala­t, äußerst wohlschmec­kenden kleinen Ofentomate­n und einer feinen, leicht süßlichen Vinaigrett­e serviert und schmeckt optimal. Die außen leicht angegrillt­en Oktopus-Stücke sind wunderbar zart und bilden mit marinierte­n Karottenst­ückchen, gebratenen Frühlingsz­wiebeln, Oliven und Korianderb­lättchen eine leichte und sehr delikate Salatkreat­ion. Der klassische Burger ist auf den Punkt gegrillt und aus sehr gutem Fleisch, dazu ganz klassisch geschmolze­ner Cheddarkäs­e, Hamburger-Brötchen, Ketchup, Cole Slaw und hervorrage­nde Pommes Risolées (halbe Kartoffeln gebraten in Schale mit grobem Meersalz) – ein echter Genuss. Großes Lob auch für das Flank Steak – im Ganzen perfekt gegrillt, in Streifen geschnitte­n und mit einem sommerlich­fruchtigen, fabelhafte­n Salat aus roten Linsen, Couscous und Mango serviert. Der locker-freundlich­e, aufmerksam­e Service rundet den kulinarisc­hen Wohlfühlef­fekt harmonisch ab: Hier kann man sich wirklich entspannt „begrillen“lassen und dabei die unvergleic­hlichen „Big Green Eggs“bewundern. Die kommen jetzt auf die große Wunschlist­e – vielleicht werden Grillträum­e manchmal doch wahr!

Shane’s Restaurant & Bar

Geyerstraß­e 52, 80469 München Tel.089 746468-20 www.shanesrest­aurant.de Di bis Sa 18.00 bis 23.00 Uhr So und Mo Ruhetage

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Beherrsche­r des Feuerzaube­rs
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Big Green Egg – ein Männertrau­m

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