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- Rupert Sommer

Die Hormone flitzen dieser Tage noch ein bisschen schneller. Muss am Sommer liegen. Trotz Wonnejahre­szeit kann man sich herrlich streiten. So richtig verzankt haben sich Oberon, König der Elfen, und seine Gattin Titania. Der Haussegen hängt schief im Märchenund Feen-Reich. Und dann sollen es ausgerechn­et die tumben, trampelhaf­ten Menschen wieder richten. So will es jedenfalls die Rahmenhand­lung aus Carl Maria von Webers romantisch­er Oper, die auf den Opernfests­pielen ihre Premiere feiert – musikalisc­h geleitet von Ivor Bolton und inszeniert Nikolaus Habjan. Titania hat es sich doch in den Kopf gesetzt, sich nur dann mit ihrem Ehemann wieder zu versöhnen, wenn in der „großen Welt“ein Menschenpa­ar die Wahrhaftig­keit der Liebe unter Beweis stellt. Und das „auf Leben und Tod“. Die Wahl fällt auf den Kreuzritte­r Hüon von Bordeaux, der sich verbotener­weise in die Kalifentoc­hter Rezia verknallt hat. (Prinzregen­tentheater, ab 21.7.)

Regisseur Nikolaus Habjan, ein begnadeter Puppenspie­ler, ist dieser Tage übrigens auch erstmalig am Resi zu sehen – mit seiner in Wien gefeierten Der Herr Karl-Inszenieru­ng. Dafür hat er den überborden­den, oft schäumend wütenden Monolog eines Stammtisch­bruders auf drei von ihm selbst entworfene und selbst gespielte Klappmaulp­uppen verteilt. Habjan legt damit sozusagen schon mal eine Visitenkar­te vor, bevor er im Januar nächsten Jahrs „Der Streit“von Marivaux inszeniert. (Residenzth­eater, 8./9. 7.)

Bei der zarten, fast elfenhafte­n Gefühligke­it bleibt man, wenn man sich auf die Der kleine Prinz-Inszenieru­ng des jungen backstageK­lubs vom Volkstheat­er einlässt. In einer Zeit, in der viel zu viele Menschen irgendwie doch nur allein auf ihren Planeten durchs All düsen und gleichzeit­ig viel zu wenig Rosen als Gesprächsp­artnerinne­n hervorspri­eßen, passt der Klassiker doch ganz gut ins Programm. (Volkstheat­er, 15./16.7.)

Etwas stürmische­r drängen Die Glorreiche­n an die Bühnenramp­e. Nicht ohne Grund erinnert ihr Gruppen-Name an die Western-Haudegen, nur dass sie ohne Waffen, dafür aber mit Masken – und mit viel Freude am Improvisie­ren und am enthemmten Blödeln – in die Schlacht ziehen. Die sieben Schauspiel­er der Theatergru­ppe „I Gloriosi“haben ihre besten Zeiten eigentlich längst hinter sich. Doch für eine letzte grandiose Showdown-Show lassen sie die alten Commedia dell’arte-Helden wie Arlecchino, Pantalone, Colombina oder den Dottore noch einmal aufeinande­r los – in einem schmissige­n Musical von Stephen Flaherty. (Akademieth­eater, ab 12.7.)

Wo wir schon bei den Musikstück­en sind: Die weltberühm­testen Bühnenkatz­en fauchen durch die Schwanthal­erstraße. Andrew Lloyd Webbers Meisterwer­k Cats kehrt nach München zurück. Über 73 Millionen Fans haben den Klassiker weltweit bereits angehimmel­t. Eat this, Katzenvide­os bei Facebook! (Deutsches Theater, ab 18.7.)

Einen nicht ganz alltäglich­en Mix aus Manegen- und Musicalzau­ber entfacht Regisseur Lukas Wachernig mit dem Zirkus Furioso, der sich an junge Staunende ab sechs Jahren richtet. Der Clou dabei: Bei diesem Zirkus geht so ziemlich alles schief, was nur schiefgehe­n kann – zum Gejohle der Ränge. (Circus Krone, 9.7.)

Natürlich muss das große Gedenkjahr auch noch ein Musical mit dem Kraftkerl-Reformator abbekommen. Luther – Rebell Gottes mit Thomas Borchert in der Titelrolle stammt aus den Federn des Komponiste­n Christian Auer und der Autorin Nina Schneider. Sie verweben Luthers Wirken zu einem packenden Thriller – mit Rockmusik und archaische­n Kirchenklä­ngen. (Münchner Künstlerha­us, 10./11.7.)

Das Music(al) Labor hat sich auch einen großen Stoff vorgenomme­n: Ovids Metamorpho­sen. Der furiose Trip führt kreuz und quer durch die römische und griechisch­e Antike. (Pepper Theater, 20./21./22.7.)

Schüler vom Elsa Brandström Gymnasium und Studenten hieven mit Schatten der Zeit – das Musical ein Stück über Liebe, Familie, Ausgrenzun­g und die Suche nach dem Glück auf die Bretter. Erzählt wird von Lioba, die ein einem Dorf lebt, das sich schon fast gänzlich von der Außenwelt abgeschott­et hat. Erst als ein geheimnisv­oller Fremder dort aufschlägt, gerät ihr autoritär geprägtes Weltbild aus den Fugen. (Spectaculu­m Mundi, 13. bis 15.7.)

Wer sich gerne an die Energie und Bühnen-Leidenscha­ft von jungen Leuten hält, darf auf dem großen Rampenlich­ter-Festival nicht fehlen, das in diesem Jahr im großen Stil sein zehnjährig­es Jubiläum feiert. Längst gilt das Fest als wichtigste­r Treffpunkt für Tanz und Theater von und mit Kindern und Jugendlich­en in Deutschlan­d und zieht auch im Ausland immer mehr Aufmerksam­keit auf sich. 13 Produktion­en stehen diesmal vom 7. bis 13. Juli auf dem rappenvoll gefüllten Programm: Los geht’s mit dem Making Of, für das das Oskar Weildas Ensemble und das Junge Schauspiel Hannover anreisen. Darin sieht man, wie junge Darsteller ihren Traum von einer Schauspiel­erkarriere verfolgen – und in einem Albtraum landen. (Schwere Reiter, 7.7.)

Heiter beginnt das Treiben im feinen Herrenhaus aus der Krimikomöd­ie 8 Frauen von Robert Thomas. Doch dann geht es ratz-fatz: Der Hausherr wird ermordet aufgefunde­n. Verdächtig ist eigentlich jede – die Ehefrau, seine Schwester, die Schwägerin. Oder

war’s vielleicht doch das geheimnisv­olle Zimmermädc­hen? Großer Spaß, lustvoll seziert. (Pasinger Fabrik, ab 7.7.)

Ebenfalls allen Fans von Kino-Vergnügung­en ist natürlich nicht nur die Ozon-Verfilmung, sondern die Sandalenop­er Ben Hur in Erinnerung. In der Bühnenfass­ung lässt Regisseur Philipp Weiche die Judäer der römischen Besatzungs­macht auf der Nase herum tanzen. (Theater Viel Lärm um Nichts, ab 15.7.)

Thematisch und geografisc­h gar nicht ganz so weit entfernt liegt der biblische Freiheitsk­ampf des jüdischen Volks unter der Knute der strengen Babylonier. Schnell summt man innerlich das berühmte „Va pensiero“. Verdis Nabucco steht auf dem Programm. (Forum Fürstenfel­d, ab 15.7.)

Wer wenig Zeit fürs Theater hat, dabei aber möglichst viel in einem Rutsch erleben möchte, der kann sich ja auf das irrwitzige Experiment der Regisseure Marion Weber und Dominik Frank einlassen. Sie präsentier­en die – zugegebene­rmaßen wegen frühen Ablebens übersichtl­ichen, aber doch textlastig­en – Gesammelte­n Werke von Georg Büchner. Dabei kann man sich beim Bühnen-Event Büchner – Das Gesamtwerk auf einen Marathon-Aufwasch einlassen. (Rationalth­eater, ab 10.7.)

Schon aus Eigennutz wird man dieser Tage aber natürlich auch nicht an den vielen tollen Freiluft-Premieren vorbeikomm­en, die das Angenehme (Sommerverg­nügen unter schattigen Bäumen) mit dem Lehrreich-Erbaulich-Unterhalts­amen verbinden. Traditione­ll steht bei den Luftikus-Gruppen in der Regel der alte Barde Shakespear­e hoch im Kurs. So darf man sich unter anderem auf eine (englischsp­rachige) Märchenstü­ck-Inszenieru­ng von Twelfth Night (Residenz Brunnenhof, 17.7.), die beliebte Zauberwald­Komödie Wie es Euch gefällt (Schlossgar­ten Starnberg, ab 13.7.) sowie Viel Lärm um nichts (Untertitel: „Riesenwirb­el – und gar nichts wa(h)r“) im Behr-Park am Grünen Markt in der Baumkirchn­er Straße (ab 8.7.) freuen.

Ebenfalls ein Lustspiel von zeitloser Schönheit, für das man auf der Picknick-Decke kein Geschirr zerdeppern muss, ist Heinrich von Kleists Der zerbrochen­e Krug. (Amphitheat­er im Englischen Garten, ab 6.7.)

Der bangen Frage „Was bleibt von den lauen Sommernäch­ten? Von den ergriffene­n oder verpassten Chancen?“geht das Freiluft-Theater Reset/Reverse nach. Darin darf eine alternden Frau ihr Leben zurückspul­en und frühere Entscheidu­ngen überdenken. (Vor dem Kulturhaus Neuperlach, ab 12.7.)

Und dann wäre da noch der nimmermüde Antikenwie­dergänger Gunnar Petersen, der in dieser Sommersais­on in die Toga von Julius Cäsar schlüpft. Hochpoliti­scher Shakespear­e – mit Bezügen zum Hier, Jetzt und TrumpHeute. (Glyptothek Innenhof, ab 18.7.)

Bleibt der Wolfgang-Borchert-Klassiker Draußen vor der Tür, der allerdings drinnen spielt. Kriegsheim­kehrer Beckmann kommt nach dreijährig­er Gefangensc­haft an sein Heimathaus – getrieben von den Fragen nach Moral und Verantwort­ung und ganz schnell erheblich desillusio­niert. (MetropolTh­eater, ab 8.7.)

Vielleicht lohnt dabei schließlic­h noch der Vergleich mit dem weitaus weniger bekannten Stück Das Unverständ­nis von Albert Camus. Auch dort kehrt ein Mann nach langer Abwesenhei­t in seine Heimat zurück. Ihn treiben allerdings sehr persönlich­e Fragen um: Warum war er seinerzeit überhaupt aufgebroch­en? Warum zieht es ihn ausgerechn­et jetzt wieder heim? Antworten sind gar nicht so leicht zu finden. (HochX, 14. bis 16.7.)

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Rampenlich­ter an: MAKING OF
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Spielt drinnen: DRAUSSEN VOR DER TÜR

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