7ENN DIE (ITZE DIE %MOTIONEN HOCHKOCHT
:OFF -ISSGUNST AUFGEDECKTE ,EBENSLGEN FAUCHENDE +ATZEN UND NATRLICH GANZ HEI¼E ,IEBESAFFªREN
Die Hormone flitzen dieser Tage noch ein bisschen schneller. Muss am Sommer liegen. Trotz Wonnejahreszeit kann man sich herrlich streiten. So richtig verzankt haben sich Oberon, König der Elfen, und seine Gattin Titania. Der Haussegen hängt schief im Märchenund Feen-Reich. Und dann sollen es ausgerechnet die tumben, trampelhaften Menschen wieder richten. So will es jedenfalls die Rahmenhandlung aus Carl Maria von Webers romantischer Oper, die auf den Opernfestspielen ihre Premiere feiert – musikalisch geleitet von Ivor Bolton und inszeniert Nikolaus Habjan. Titania hat es sich doch in den Kopf gesetzt, sich nur dann mit ihrem Ehemann wieder zu versöhnen, wenn in der „großen Welt“ein Menschenpaar die Wahrhaftigkeit der Liebe unter Beweis stellt. Und das „auf Leben und Tod“. Die Wahl fällt auf den Kreuzritter Hüon von Bordeaux, der sich verbotenerweise in die Kalifentochter Rezia verknallt hat. (Prinzregententheater, ab 21.7.)
Regisseur Nikolaus Habjan, ein begnadeter Puppenspieler, ist dieser Tage übrigens auch erstmalig am Resi zu sehen – mit seiner in Wien gefeierten Der Herr Karl-Inszenierung. Dafür hat er den überbordenden, oft schäumend wütenden Monolog eines Stammtischbruders auf drei von ihm selbst entworfene und selbst gespielte Klappmaulpuppen verteilt. Habjan legt damit sozusagen schon mal eine Visitenkarte vor, bevor er im Januar nächsten Jahrs „Der Streit“von Marivaux inszeniert. (Residenztheater, 8./9. 7.)
Bei der zarten, fast elfenhaften Gefühligkeit bleibt man, wenn man sich auf die Der kleine Prinz-Inszenierung des jungen backstageKlubs vom Volkstheater einlässt. In einer Zeit, in der viel zu viele Menschen irgendwie doch nur allein auf ihren Planeten durchs All düsen und gleichzeitig viel zu wenig Rosen als Gesprächspartnerinnen hervorsprießen, passt der Klassiker doch ganz gut ins Programm. (Volkstheater, 15./16.7.)
Etwas stürmischer drängen Die Glorreichen an die Bühnenrampe. Nicht ohne Grund erinnert ihr Gruppen-Name an die Western-Haudegen, nur dass sie ohne Waffen, dafür aber mit Masken – und mit viel Freude am Improvisieren und am enthemmten Blödeln – in die Schlacht ziehen. Die sieben Schauspieler der Theatergruppe „I Gloriosi“haben ihre besten Zeiten eigentlich längst hinter sich. Doch für eine letzte grandiose Showdown-Show lassen sie die alten Commedia dell’arte-Helden wie Arlecchino, Pantalone, Colombina oder den Dottore noch einmal aufeinander los – in einem schmissigen Musical von Stephen Flaherty. (Akademietheater, ab 12.7.)
Wo wir schon bei den Musikstücken sind: Die weltberühmtesten Bühnenkatzen fauchen durch die Schwanthalerstraße. Andrew Lloyd Webbers Meisterwerk Cats kehrt nach München zurück. Über 73 Millionen Fans haben den Klassiker weltweit bereits angehimmelt. Eat this, Katzenvideos bei Facebook! (Deutsches Theater, ab 18.7.)
Einen nicht ganz alltäglichen Mix aus Manegen- und Musicalzauber entfacht Regisseur Lukas Wachernig mit dem Zirkus Furioso, der sich an junge Staunende ab sechs Jahren richtet. Der Clou dabei: Bei diesem Zirkus geht so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen kann – zum Gejohle der Ränge. (Circus Krone, 9.7.)
Natürlich muss das große Gedenkjahr auch noch ein Musical mit dem Kraftkerl-Reformator abbekommen. Luther – Rebell Gottes mit Thomas Borchert in der Titelrolle stammt aus den Federn des Komponisten Christian Auer und der Autorin Nina Schneider. Sie verweben Luthers Wirken zu einem packenden Thriller – mit Rockmusik und archaischen Kirchenklängen. (Münchner Künstlerhaus, 10./11.7.)
Das Music(al) Labor hat sich auch einen großen Stoff vorgenommen: Ovids Metamorphosen. Der furiose Trip führt kreuz und quer durch die römische und griechische Antike. (Pepper Theater, 20./21./22.7.)
Schüler vom Elsa Brandström Gymnasium und Studenten hieven mit Schatten der Zeit – das Musical ein Stück über Liebe, Familie, Ausgrenzung und die Suche nach dem Glück auf die Bretter. Erzählt wird von Lioba, die ein einem Dorf lebt, das sich schon fast gänzlich von der Außenwelt abgeschottet hat. Erst als ein geheimnisvoller Fremder dort aufschlägt, gerät ihr autoritär geprägtes Weltbild aus den Fugen. (Spectaculum Mundi, 13. bis 15.7.)
Wer sich gerne an die Energie und Bühnen-Leidenschaft von jungen Leuten hält, darf auf dem großen Rampenlichter-Festival nicht fehlen, das in diesem Jahr im großen Stil sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Längst gilt das Fest als wichtigster Treffpunkt für Tanz und Theater von und mit Kindern und Jugendlichen in Deutschland und zieht auch im Ausland immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. 13 Produktionen stehen diesmal vom 7. bis 13. Juli auf dem rappenvoll gefüllten Programm: Los geht’s mit dem Making Of, für das das Oskar Weildas Ensemble und das Junge Schauspiel Hannover anreisen. Darin sieht man, wie junge Darsteller ihren Traum von einer Schauspielerkarriere verfolgen – und in einem Albtraum landen. (Schwere Reiter, 7.7.)
Heiter beginnt das Treiben im feinen Herrenhaus aus der Krimikomödie 8 Frauen von Robert Thomas. Doch dann geht es ratz-fatz: Der Hausherr wird ermordet aufgefunden. Verdächtig ist eigentlich jede – die Ehefrau, seine Schwester, die Schwägerin. Oder
war’s vielleicht doch das geheimnisvolle Zimmermädchen? Großer Spaß, lustvoll seziert. (Pasinger Fabrik, ab 7.7.)
Ebenfalls allen Fans von Kino-Vergnügungen ist natürlich nicht nur die Ozon-Verfilmung, sondern die Sandalenoper Ben Hur in Erinnerung. In der Bühnenfassung lässt Regisseur Philipp Weiche die Judäer der römischen Besatzungsmacht auf der Nase herum tanzen. (Theater Viel Lärm um Nichts, ab 15.7.)
Thematisch und geografisch gar nicht ganz so weit entfernt liegt der biblische Freiheitskampf des jüdischen Volks unter der Knute der strengen Babylonier. Schnell summt man innerlich das berühmte „Va pensiero“. Verdis Nabucco steht auf dem Programm. (Forum Fürstenfeld, ab 15.7.)
Wer wenig Zeit fürs Theater hat, dabei aber möglichst viel in einem Rutsch erleben möchte, der kann sich ja auf das irrwitzige Experiment der Regisseure Marion Weber und Dominik Frank einlassen. Sie präsentieren die – zugegebenermaßen wegen frühen Ablebens übersichtlichen, aber doch textlastigen – Gesammelten Werke von Georg Büchner. Dabei kann man sich beim Bühnen-Event Büchner – Das Gesamtwerk auf einen Marathon-Aufwasch einlassen. (Rationaltheater, ab 10.7.)
Schon aus Eigennutz wird man dieser Tage aber natürlich auch nicht an den vielen tollen Freiluft-Premieren vorbeikommen, die das Angenehme (Sommervergnügen unter schattigen Bäumen) mit dem Lehrreich-Erbaulich-Unterhaltsamen verbinden. Traditionell steht bei den Luftikus-Gruppen in der Regel der alte Barde Shakespeare hoch im Kurs. So darf man sich unter anderem auf eine (englischsprachige) Märchenstück-Inszenierung von Twelfth Night (Residenz Brunnenhof, 17.7.), die beliebte ZauberwaldKomödie Wie es Euch gefällt (Schlossgarten Starnberg, ab 13.7.) sowie Viel Lärm um nichts (Untertitel: „Riesenwirbel – und gar nichts wa(h)r“) im Behr-Park am Grünen Markt in der Baumkirchner Straße (ab 8.7.) freuen.
Ebenfalls ein Lustspiel von zeitloser Schönheit, für das man auf der Picknick-Decke kein Geschirr zerdeppern muss, ist Heinrich von Kleists Der zerbrochene Krug. (Amphitheater im Englischen Garten, ab 6.7.)
Der bangen Frage „Was bleibt von den lauen Sommernächten? Von den ergriffenen oder verpassten Chancen?“geht das Freiluft-Theater Reset/Reverse nach. Darin darf eine alternden Frau ihr Leben zurückspulen und frühere Entscheidungen überdenken. (Vor dem Kulturhaus Neuperlach, ab 12.7.)
Und dann wäre da noch der nimmermüde Antikenwiedergänger Gunnar Petersen, der in dieser Sommersaison in die Toga von Julius Cäsar schlüpft. Hochpolitischer Shakespeare – mit Bezügen zum Hier, Jetzt und TrumpHeute. (Glyptothek Innenhof, ab 18.7.)
Bleibt der Wolfgang-Borchert-Klassiker Draußen vor der Tür, der allerdings drinnen spielt. Kriegsheimkehrer Beckmann kommt nach dreijähriger Gefangenschaft an sein Heimathaus – getrieben von den Fragen nach Moral und Verantwortung und ganz schnell erheblich desillusioniert. (MetropolTheater, ab 8.7.)
Vielleicht lohnt dabei schließlich noch der Vergleich mit dem weitaus weniger bekannten Stück Das Unverständnis von Albert Camus. Auch dort kehrt ein Mann nach langer Abwesenheit in seine Heimat zurück. Ihn treiben allerdings sehr persönliche Fragen um: Warum war er seinerzeit überhaupt aufgebrochen? Warum zieht es ihn ausgerechnet jetzt wieder heim? Antworten sind gar nicht so leicht zu finden. (HochX, 14. bis 16.7.)