(UMORIGES MIT (UT
&ERKELEIEN AUS DER 3CHWEIZ DIALEKTALE $IALEKTIK AUS 3ACHSEN
Das ist es doch, wofür man die Kleinkunst liebt – die erhellenden Grenzerfahrungen. Und keine Grenze teilt Deutschland grausamer als das Überwechseln von einer Dialekt-Zone in die andere. Überall regiert der dumpfe Provinzialismus. Und den können nur Kabarettisten souverän überspielen. Oder eben, wie es hier so schön heißt: „Mir san mir ... und mir ooch“. Man ahnt es bereits, für den West-Ost-Abend von besonderer Brisanz hat sich Helmut Schleich noch mal in den Janker von Franz Josef Strauß gezwängt. Und sein Genosse Uwe Steimle quält sich unter die Fellkappe von Erich Honecker. So kennt man die beiden Humor-Giganten aus München und Dresden aus dem BR-Klassiker „SchleichFernsehen“. Auf einer Bühne standen sie gemeinsam aber noch nie. Höchste Zeit also für eine Wiedervereinigung. „Dialekt ist eine wunderbar eindeutige Grenze“, heißt es von dem bayerisch-sächsischen Duo. „Ich höre sofort, du gehörst nicht zu uns. Aber ich habe dich trotzdem lieb. Das ist dialektale Dialektik.“Wie schön! (Lustspielhaus, 12./13.7.)
Keine besonderen, schon gar keine sächselnden Fremdsprachenkenntnisse braucht man für das sicher furiose Gastspiel des weitgereisten Star-Komikers Eddie Izzard, der mit seiner „Force Majeure“-Show erstmalig auf Deutsch gastieren wird. Längst hat er Rumblödeln zu einer hohen Kunstform geadelt. Den Madison Square Garden in New York hatte er schon restlos ausverkauft. Die „höhere Macht“brachte ihn zuletzt in 45 Länder auf fünf Kontinente – darunter auch in humorbefreite Zonen wie Russland, China und Indonesien. Erst kürzlich trat Izzard in allen 50 Staaten der USA auf – und das üblicherweise auf vier Sprachen, nämlich auf Englisch, Französisch, Spanisch und jetzt eben auf Deutsch. Not to be missed, wie der Kenner sagt! (Freiheizhalle, 14.7.)
Auch für den lasziven Spaß von The Filly Follies & Friends braucht man bekanntermaßen keine Sprachkenntnisse. Ohnehin dürften nicht nur dem Liebhaber von Classic- und Neo-Burlesque der Mund wortlos offen stehen: Für die „Munich Allstars“-Show hat man die bekanntesten Talente der Szene zusammengetrommelt. (Drehleier, 7./8.7.)
Bei ihren Auftritten sollte man die Ohren allerdings schon spitzen – und das nicht nur für die mitreißend schwofende Musik. Die Broccolis, bestehend aus Philipp Winghart, der unter dem Künstlernamen Tschernophil bereits die Kabarettbühnen unsicher machte, und dem Gitarristen und Songwriter Kevin Martens („Buck Roger & The Sidetracker“), bringen in einer fruchtbaren Symbiose tolle Songs und komödiantisch-freche Texte zusammen. Schon bald sprießen die Lieder wie Unkraut. (Heppel & Ettlich, 10.7.)
Rosskopf & Kulpa sind ebenfalls ein bestens eingespieltes Duo, das sich auf höheren Blödsinn und zu Musikkabarett veredelte Unsinnsongs versteht. Dabei kreisen die Texte um bitterböse Themen, die gerne auch mal makaber, immer aber hinterfotzig ironisch gestrickt sind. (Drehleier, 15.7.)
Er wird kommen – der französische Nationalfeiertag. Und auf selbigen freut sich wie ein blutiges Hacksteak Münchens teasender Tanzfranzose Graf Julius von Badaboum. Unter dem Motto Cocorico Tonight hat er frankophile Stars der Szene versammelt, die alle den Schlachtgesang „Liberté, Egalité, Cabaret!“anstimmen. (Heppel & Ettlich, 14.7. –16.7)
Gesellschaftkritisches Kabarett, kombiniert mit frecher Lied-Volkskunst: Das ist die Spezialität von Chris Gnerlich. Und im Solo „Deppen & Spinner“rollte er sie aus. Für Selbstkritik lässt er trotzdem immer noch Platz. „Ganz ehrlich – die Unterhaltung war Gnerlich“, heißt es bei ihm. (Schlachthof, 8.7.)
Nichts mehr beweisen muss sich und seinen Fans Münchens beliebtester Schweizer: Deswegen macht Christian Überschall so weiter. „Von Speed Dating bis Nordic Stalking“hat er seine Ferkelei genannt, die an schmierige Klassiker wie „Cunnilingus ist kein Honigschlecken“und die intimen Weisheiten des Sexualforschers Dr. G. Sprüngli anknüpft. „Was nützt die schönste Frau im Bett, wenn es die eigene ist“, so Überschall. Und er rät zum Zupacken: „Jeder ist seines Orgasmus‘ Schmied!“. (Lach- und Schießgesellschaft, 9. bis 11.7.)
Geht’s noch schwiemeliger? Aber gern! Auf die „Besetzungscouch“lockt die Impro-Truppe Isar148 seine Mitglieder. Selbige ist ja ein skandalumwittertes Möbelstück, auf dem wichtige Entscheidungen getroffen werden – gegen eine kleine, wenn auch oft nicht ganz freiwillige und frivole Gegenleistung. In der Show-Variante geht es um ein prickelndes Casting der besonderen Art. (Einstein Kultur, 20.7.)