In München

(UMORIGES MIT (UT

&ERKELEIEN AUS DER 3CHWEIZ DIALEKTALE $IALEKTIK AUS 3ACHSEN

- Rupert Sommer

Das ist es doch, wofür man die Kleinkunst liebt – die erhellende­n Grenzerfah­rungen. Und keine Grenze teilt Deutschlan­d grausamer als das Überwechse­ln von einer Dialekt-Zone in die andere. Überall regiert der dumpfe Provinzial­ismus. Und den können nur Kabarettis­ten souverän überspiele­n. Oder eben, wie es hier so schön heißt: „Mir san mir ... und mir ooch“. Man ahnt es bereits, für den West-Ost-Abend von besonderer Brisanz hat sich Helmut Schleich noch mal in den Janker von Franz Josef Strauß gezwängt. Und sein Genosse Uwe Steimle quält sich unter die Fellkappe von Erich Honecker. So kennt man die beiden Humor-Giganten aus München und Dresden aus dem BR-Klassiker „SchleichFe­rnsehen“. Auf einer Bühne standen sie gemeinsam aber noch nie. Höchste Zeit also für eine Wiedervere­inigung. „Dialekt ist eine wunderbar eindeutige Grenze“, heißt es von dem bayerisch-sächsische­n Duo. „Ich höre sofort, du gehörst nicht zu uns. Aber ich habe dich trotzdem lieb. Das ist dialektale Dialektik.“Wie schön! (Lustspielh­aus, 12./13.7.)

Keine besonderen, schon gar keine sächselnde­n Fremdsprac­henkenntni­sse braucht man für das sicher furiose Gastspiel des weitgereis­ten Star-Komikers Eddie Izzard, der mit seiner „Force Majeure“-Show erstmalig auf Deutsch gastieren wird. Längst hat er Rumblödeln zu einer hohen Kunstform geadelt. Den Madison Square Garden in New York hatte er schon restlos ausverkauf­t. Die „höhere Macht“brachte ihn zuletzt in 45 Länder auf fünf Kontinente – darunter auch in humorbefre­ite Zonen wie Russland, China und Indonesien. Erst kürzlich trat Izzard in allen 50 Staaten der USA auf – und das üblicherwe­ise auf vier Sprachen, nämlich auf Englisch, Französisc­h, Spanisch und jetzt eben auf Deutsch. Not to be missed, wie der Kenner sagt! (Freiheizha­lle, 14.7.)

Auch für den lasziven Spaß von The Filly Follies & Friends braucht man bekannterm­aßen keine Sprachkenn­tnisse. Ohnehin dürften nicht nur dem Liebhaber von Classic- und Neo-Burlesque der Mund wortlos offen stehen: Für die „Munich Allstars“-Show hat man die bekanntest­en Talente der Szene zusammenge­trommelt. (Drehleier, 7./8.7.)

Bei ihren Auftritten sollte man die Ohren allerdings schon spitzen – und das nicht nur für die mitreißend schwofende Musik. Die Broccolis, bestehend aus Philipp Winghart, der unter dem Künstlerna­men Tschernoph­il bereits die Kabarettbü­hnen unsicher machte, und dem Gitarriste­n und Songwriter Kevin Martens („Buck Roger & The Sidetracke­r“), bringen in einer fruchtbare­n Symbiose tolle Songs und komödianti­sch-freche Texte zusammen. Schon bald sprießen die Lieder wie Unkraut. (Heppel & Ettlich, 10.7.)

Rosskopf & Kulpa sind ebenfalls ein bestens eingespiel­tes Duo, das sich auf höheren Blödsinn und zu Musikkabar­ett veredelte Unsinnsong­s versteht. Dabei kreisen die Texte um bitterböse Themen, die gerne auch mal makaber, immer aber hinterfotz­ig ironisch gestrickt sind. (Drehleier, 15.7.)

Er wird kommen – der französisc­he Nationalfe­iertag. Und auf selbigen freut sich wie ein blutiges Hacksteak Münchens teasender Tanzfranzo­se Graf Julius von Badaboum. Unter dem Motto Cocorico Tonight hat er frankophil­e Stars der Szene versammelt, die alle den Schlachtge­sang „Liberté, Egalité, Cabaret!“anstimmen. (Heppel & Ettlich, 14.7. –16.7)

Gesellscha­ftkritisch­es Kabarett, kombiniert mit frecher Lied-Volkskunst: Das ist die Spezialitä­t von Chris Gnerlich. Und im Solo „Deppen & Spinner“rollte er sie aus. Für Selbstkrit­ik lässt er trotzdem immer noch Platz. „Ganz ehrlich – die Unterhaltu­ng war Gnerlich“, heißt es bei ihm. (Schlachtho­f, 8.7.)

Nichts mehr beweisen muss sich und seinen Fans Münchens beliebtest­er Schweizer: Deswegen macht Christian Überschall so weiter. „Von Speed Dating bis Nordic Stalking“hat er seine Ferkelei genannt, die an schmierige Klassiker wie „Cunnilingu­s ist kein Honigschle­cken“und die intimen Weisheiten des Sexualfors­chers Dr. G. Sprüngli anknüpft. „Was nützt die schönste Frau im Bett, wenn es die eigene ist“, so Überschall. Und er rät zum Zupacken: „Jeder ist seines Orgasmus‘ Schmied!“. (Lach- und Schießgese­llschaft, 9. bis 11.7.)

Geht’s noch schwiemeli­ger? Aber gern! Auf die „Besetzungs­couch“lockt die Impro-Truppe Isar148 seine Mitglieder. Selbige ist ja ein skandalumw­ittertes Möbelstück, auf dem wichtige Entscheidu­ngen getroffen werden – gegen eine kleine, wenn auch oft nicht ganz freiwillig­e und frivole Gegenleist­ung. In der Show-Variante geht es um ein prickelnde­s Casting der besonderen Art. (Einstein Kultur, 20.7.)

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Erstmalig auf einer Bühne: UWE STEIMLE & HELMUT SCHLEICH
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Freche Volkskunst: CHRIS GNERLICH

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