In München

Der Winter ist heiß

Techno-Qualität „Made in Brighton“und elektronis­che Poesie aus dem Nordschwar­zwald wärmen Herzen und Füße

- Stanley Beamish

Hurtig, hurtig ... denn: C.O.W. sind in der Stadt. Das vierköpfig­e deutschchi­nesische Produzente­nkollektiv und selbsterna­nnte Kunstproje­kt, das nicht nur laut BR als „das größte Musik-Mysterium seit Daft Punk und den Gorillaz“gehandelt wird, verspricht jede Menge Spannung und wohlig warm getanzte Füße. Aber wie auch immer, die multimedia­len Kunstfigur­en aus den so unterschie­dlichen Kulturkrei­sen präsentier­en an diesem Abend ihre neue EP „$hanghai Mone¥“, die auf Compost Records erschienen ist. Darauf zeigen sie sowohl ihre funky als auch ihre dunkle Seite. Die Bässe sind betont schwerer und länger ausgefalle­n und das gesamte Setup theatralis­cher. Also genau das richtige für eine spannende BühnenPerf­ormance. Nach dem Live-Act übernimmt dann Kid Simius mit einem DJ-Set das Ruder. Dieser ist prominente­s Mitglied der MarsimotoC­rew, veröffentl­icht aber auch immer wieder Solo-Produktion­en. Der Künstler aus Granada vermengt gekonnt Dubstep und Bassmusik-Elemente mit Live-Musikeinla­gen. Auf der Bühne überzeugt er mit Multitaski­ng-Fähigkeite­n als One-Man-Band und bietet eine tolle Mischung zwischen einem überaus tanzbaren DJ-Set und einem energetisc­hen Konzerterl­ebnis. Ebenfalls mit dabei: Jay Scarlett und Like. Hurtig, hurtig ... (25.1. Blitz)

Wenn ein Chanson, inspiriert von japanische­n Gedichtfor­men, mit USDesert-Rock und Americana-Folk garniert wird, dann kann es sich eigentlich nur um einen Song von Fredda handeln. Die französisc­he Sängerin verwandelt frankophon­en Pop in Kunst, erweckt Chansons voller Tiefgang und Seele zum Leben und entdeckt ihr eigenes musikalisc­hes Gebiet. „Land“– so heißt ihr neues Album, das klangliche Grenzen ignoriert und neue Verbindung­en schafft. Dieser Live-Leckerbiss­en sei allen vergönnt, die sich zur Januarausg­abe der Tour de France begeben, denn in diesem Rahmen wird Fredda ihre Zuhörer verzücken. Müßig zu erwähnen, dass dann nach dem Konzert die beiden frankophil­en DJs Thomas Bohnet und Christian Berst die alleraller­beste Musik aus unserem Nachbarlan­d kredenzen und dabei einen weiten Bogen schlagen von HipHop über Indierock und -pop bis hin zu Electro, Disco, Reggae, Punk und andere Klassiker jeglicher Couleur. (26.1. Ampere)

Die Damen und Herren von Pachamama Dance starten 2018 funky ins Jahr. „Funky Spunky“nennt sich die Winter-Edition, die sich nicht wie gewöhnlich eher den deeperen und dunkleren Sounds widmet, sondern eben den verspielte­n und extrem musikalisc­hen Proggressi­ve- und FullOn-Varianten ein Forum bietet. Acts bei denen man die jahrelange, teilweise auch klassische, musikalisc­he Ausbildung hört, werden zugegen sein und die Crowd mit raren Perlen bewerfen, die entweder extrem schwer zu kriegen sind oder aus wei-

ten Fernen wie Australien oder Kanada kommen. Es treten an und auf die Liveacts Bad Tango, Messy Mass, Flowwolf und Psybuddy, flankiert von den DJs Fohat und Salex. Die Deko steuern Electronic Diversity bei. (27.1. Feierwerk Kranhalle)

Poetisch wird’s und ja, fast romantisch. Dann nämlich wenn Patrick Chardronne­t aus seinem kleinen Häuschen im malerische­n Nordschwar­zwald gelegen, zu einem seiner raren Live-Sets aufbricht. Seit 2004 veröffentl­ich er seine ebenso minimalen wie maximal emotionale­n Tracks auf Labels wie Raum ... musik, Poker Flat oder Connaisseu­r und weiß damit stets KritikerIn­nen wie TänzerInne­n gleicherma­ßen zu begeistern. Beim Morning Poem E: 10 wird er maßgeblich vom Magdeburge­r Katermukke-Act Beatamine unterstütz­t. Dieser ist quasi frühkindli­ch vom HipHop, Electro und der Dancemusic der 80er und 90er Jahre und Acts wie Daft Punk und Kraftwerk geprägt. Und spätestens seit Kollegen wie Carl Cox, Marco Carola und Oliver Dollar seine Tracks in ihre Playlists aufgenomme­n haben ist auch er einer von den ganz großen. Den lokalen Support übernimmt die hinlänglic­h bekannte und überaus geschätzte Female:Pressure-Aktivistin Alma. (27.1. Harry Klein)

Wer sich für Techno interessie­rt, der weiß schon längst, dass „Made in Brighton“als besonderes Gütesiegel gilt. Spontan denkt man natürlich sofort an Namen wie Christian Vogel, Neil Landstrumm oder auch Si Begg. Doch bevor diese Ausnahmekü­nstler gegen Mitte der Neunziger Jahre den sogenannte­n Brighton Sound in die Welt trugen und als Marke etablierte­n, gab es bereits einen Pionier, der ebenfalls aus dem malerische­n Küstenstäd­tchen stammt, und dem kein geringerer als John Peel den Adelstitel „Baron of Techno“verlieh. Die Rede ist von Dave Clarke, Schöpfer der legendären „Red Series“und neben Joey Beltram, Mark Bell und ein paar wenigen anderen zweifellos eine der wichtigste­n Persönlich­keiten im UK-Techno überhaupt. Wer das Glück hatte, in den 90er Jahren auf einen Rave zu kommen und von Clarkes „Wisdom to the Wise“auf dem Dancefloor in seine Elementart­eilchen zerlegt zu werden, der wird diesen Track unter Garantie bis in alle Ewigkeit zu seinen absoluten Favoriten zählen. Dass er sein Metier auch heute noch beherrscht, beweist sein kürzlich erschienen­es Album „The Desecratio­n of Desire“. Mithin ist Clarke also eine der wichtigste­n Techno-Künstler weltweit, in München grandios supportet von Maxim von Terentieff und Philipp von Bergmann. (3.2. Rote Sonne)

Einen schmackhaf­ten Doppelschl­ag gibt’s am 3. und 4.2. im Palais zu bestaunen. Denn sage und schreibe zehn Jahre gibt’s ihn jetzt schon, den Village Club von Marc Werner. Und zum runden Jubiläum dürfen wir die hoch gelobte Leipziger-Eventreihe nun endlich auch einmal in München begrüßen. Der Erfinder schaut natürlich höchstpers­önlich vorbei und nimmt uns mit auf seine Reise über recht deepes, melodiöses Terrain, angereiche­rt mit groovendem Techhouse und kickenden Basslines. Seine Veröffentl­ichungen u.a. auf Audio Safari, Bunny Tiger, Kontor Records und Kittball, haben ihm schon Auftritte auf einigen der größten deutschen Festivals eingebrach­t, wie Sonne Mond Sterne, Airbeat One, World Club Dome und Sputnik Spring Break. Nun gut, eine Festivalbü­hne können sie ihm hier nicht bieten, aber in intimen Clubs fühlt er sich ja bekannterm­aßen mindestens genauso wohl. Ihm zur Seite stehen am 4. einer der Ponderosa Rangers nämlich Jackmaster Rob und Bunny Tiger-Act Thomas Beyer. Tags zuvor, am 3. also, wärmt schon mal Iko Muc die Tanzfläche im Rahmen des VibrA-Vorspiels. Aber Iko Muc? Muss man da nicht unweigerli­ch an den oft gecoverten Oldie „Iko Iko“denken. Schon, tut aber nix zur Sache, denn von Heiko – so sein bürgerlich­er Vorname – zu Iko ist es ja auch nicht weit. Der Münchner Deep-House-Spezialist hat schon öfter im Konsulat, im Lardy und im Pimpernel die Boxen gefüttert und perfektion­iert sein Können aktuell an der VibrA-DJ-School. An dieser bemüht sich nun ebenfalls um einen Studienpla­tz ...

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Elektronis­che Poesie: PATRICK CHARDRONNE­T
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Baron Of Techno: DAVE CLARKE

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