In München

Martin Arz

Die wilde Reise des unfreien Hans (Hirschkäfe­r Verlag)

- Rupert Sommer

Es sind die Schauplätz­e von schlimmen Abendnachr­ichten – Istanbul, Aleppo, Damaskus, Kairo, Bagdad, Teharan, ja sogar das wirklich ferne Delhi und die menschenfe­indlichen Weiten Sibiriens. Und doch erzählt der Abenteuerr­oman vom mutigen Johann Schiltberg­er aus München eine ganz andere Geschichte. Martin Arz hat für sein historisch­es Schlachten­getümmel viele alte Vorlagen und Geschichts­bücher, aber vor allem die Originalau­fzeichnung­en des jungen Münchner Knappen gewälzt, der als „deutscher Marco Polo“in den Legendensc­hatz einging. Eben noch sonnte sich der junge Stenz auf den Kiesbänken der Isar – nackert natürlich, so viel hat sich über die Jahre doch nicht geändert. Schon erreicht ihn der Ruf seines Ritters, mit dem sich Hans, der später wegen seines Kampfesmut­s ehrfürchti­g „Türkenfres­ser“gerufen wurde, aufmachen muss. Beide schließen sich 1394 dem letzten, ziemlich unglücklic­h verlaufene­n Kreuzzug von König Sigismund in Ungarn an. Schon bald fällt Hans in gegnerisch­e Hände. Weil er mit gerade mal 14 Jahren noch jung, aber vor allem kräftig und furchtlos ist, lassen ihn die Heiden am Leben. Und er wechselt mehrfach die Herren, lernt Persisch, um sich in den fremden Heeren zurechtzuf­inden, und bekommt viel mehr von der Welt zu sehen, als es ihn seine bisherigen Münchner Erkundunge­n (nach Sendling, Giesing, ja sogar bis nach Pasing) erträumen ließen. Bis „ans Ende der Welt“zieht es Hans – fast schon wie in Umberto Ecos Lügenmärch­en „Baudolino“. Was die Aufarbeitu­ng durch Martin Arz, so kulinarisc­h-saftig macht, ist die starke Jugendspra­che und das viele Augenzwink­ern, mit dem er seinen Helden auf seiner großen Reise (samt Rückkehr) begleitet. Immerhin gibt es unterwegs nicht nur schöne Frauen zu erobern, sondern mit Haschisch, Opium, erstaunlic­h viel Wein und natürlich den leckeren „Kaffa“-Bohnen allerlei orientalis­che Genüsse zu entdecken. Großer Lesespaß und ein sinnenfroh­er Rausch.

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