Martin Arz
Die wilde Reise des unfreien Hans (Hirschkäfer Verlag)
Es sind die Schauplätze von schlimmen Abendnachrichten – Istanbul, Aleppo, Damaskus, Kairo, Bagdad, Teharan, ja sogar das wirklich ferne Delhi und die menschenfeindlichen Weiten Sibiriens. Und doch erzählt der Abenteuerroman vom mutigen Johann Schiltberger aus München eine ganz andere Geschichte. Martin Arz hat für sein historisches Schlachtengetümmel viele alte Vorlagen und Geschichtsbücher, aber vor allem die Originalaufzeichnungen des jungen Münchner Knappen gewälzt, der als „deutscher Marco Polo“in den Legendenschatz einging. Eben noch sonnte sich der junge Stenz auf den Kiesbänken der Isar – nackert natürlich, so viel hat sich über die Jahre doch nicht geändert. Schon erreicht ihn der Ruf seines Ritters, mit dem sich Hans, der später wegen seines Kampfesmuts ehrfürchtig „Türkenfresser“gerufen wurde, aufmachen muss. Beide schließen sich 1394 dem letzten, ziemlich unglücklich verlaufenen Kreuzzug von König Sigismund in Ungarn an. Schon bald fällt Hans in gegnerische Hände. Weil er mit gerade mal 14 Jahren noch jung, aber vor allem kräftig und furchtlos ist, lassen ihn die Heiden am Leben. Und er wechselt mehrfach die Herren, lernt Persisch, um sich in den fremden Heeren zurechtzufinden, und bekommt viel mehr von der Welt zu sehen, als es ihn seine bisherigen Münchner Erkundungen (nach Sendling, Giesing, ja sogar bis nach Pasing) erträumen ließen. Bis „ans Ende der Welt“zieht es Hans – fast schon wie in Umberto Ecos Lügenmärchen „Baudolino“. Was die Aufarbeitung durch Martin Arz, so kulinarisch-saftig macht, ist die starke Jugendsprache und das viele Augenzwinkern, mit dem er seinen Helden auf seiner großen Reise (samt Rückkehr) begleitet. Immerhin gibt es unterwegs nicht nur schöne Frauen zu erobern, sondern mit Haschisch, Opium, erstaunlich viel Wein und natürlich den leckeren „Kaffa“-Bohnen allerlei orientalische Genüsse zu entdecken. Großer Lesespaß und ein sinnenfroher Rausch.