AUSSTELLUNGEN Viel los
Religiöse Humorkritik, Fotografiegeschichte und ein Schmuckkünstler
Es ist Diplom! Aber nicht mehr lange! Also schnell rüber zur Akademie der
und schauen, was die Jungen so machen. Nicht von dem drögen Titel Diplom 2018 (bis 11. Februar, Mi–Fr 14–20 Uhr, So/So 11–20 Uhr) täuschen lassen. 81 Ex-Studenten sämtlicher Disziplinen stellen ihre Abschlussarbeiten vor. Allein die schiere Zahl verspricht Vielfalt. Hin – und sich treiben lassen durch den Kunstwald, und schon mal beobachten, wie der Kunstbetrieb von morgen aufgestellt ist.
Und dann? Geht’s weiter und zwar im und zwar mit einem religiösen Thema. Die Ausstellung A Muslim, a Christian and a Jew. Eran Shakine (21. Februar bis 21. Oktober, Katalog erscheint bei Hirmer) war schon im Jüdischen Museum Berlin zu sehen und macht nun Station in München. Wie es der Titel bereits vermuten lässt, setzt sich Shakine in dieser Serie mit der Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der drei großen Weltreligionen Islam, Christentum und Judentum auseinander. Er tut das in schwarz-weißen Bildgeschichten, mit kraftvollem Strich und humorvollkritischer Haltung: „Ich lache nicht über Religion. Ich lache über das menschliche Verhalten.“Er weiß, wovon er spricht und zeichnet. Schließlich ist Shakine in Israel aufgewachsen und lebt derzeit in Tel Aviv. Zwischendrin lebte er in Paris, London und New York. Längst ist er angekommen in der internationalen Kunstwelt, seine Arbeiten findet man zum Beispiel in den Sammlungen des British Museums, im Aachener Suermondt-Ludwig-Museum oder im Tel Aviv Museum of Art. Malerei, Zeichnungen, Skulpturen oder Kunst im öffentlichen Raum – Shakine arbeitet mit verschiedenen Medien und hat sich während seiner Zeit in New York von der Street Art beeinflussen lassen. In München werden jetzt 30 großformatige Leinwände, drei Metallskulpturen und dazu eine Menge Acrylstift- und Tuschezeichnungen gezeigt.
Ebenfalls gezeichnet wird in der Pinakothek der Moderne. Dort zeigt die Graphische Sammlung München SkizzenBuchGeschichte(n) (Eröffnung am Dienstag, 21. Februar um 18:30 Uhr, 22. Februar bis 21. Mai, Katalog). Das Schöne an Skizzenbüchern ist, dass man etwas über die Person erfährt. Wie geht sie mit Ideen um? Werden sie gleich ausformuliert? Oder erstmal vage hingehaucht und mehrfach variiert? Skizzenbücher sind ein geschützter Raum, in dem man sich ausprobieren kann, ohne dass man selbst oder die anderen kritisierend eingreifen. Eine freie Stoffsammlung. Seit Jahrhunderten sind Skizzenbücher wichtiger Bestandteil eines jeden Künstlerlebens. Gesehenes, Gehörtes und Gelesenes, Einfälle, Gedanken und Erinnerung – alles, was einem durch den Kopf krabbelt, darf dort festgehalten werden. Jedes Buch hat seine eigene Geschichte und erzählt eine eigene Geschichte. Die Staatliche Graphische Sammlung bewahrt etwa 260 Skizzenbücher auf, vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, von Malern, Zeichnern, Bildhauern bis zu Architekten: Johann Georg Dillis ist dabei, Franz Horny, Franz Kobell, Carl Spitzweg, Hermann Obrist, Alexander Kanoldt, Franz Marc, Beate Terfloth oder Heinz Butz. Diese Ausstellung rückt erstmals das Unfertige, das im Entstehen begriffene in den Mittelpunkt und macht so nachvollziehbar, wie sich Ideen ihren Weg bahnen.
Was haben Richard Avedon, George Hoyningen-Huene und Irving Penn gemeinsam? Alle drei haben die amerikanische Fotografie-Geschichte beeinflusst und sind jetzt im Kunstfoyer zu sehen. Aber wie der Ausstellungstitel The Concept of Lines. Richard Avedon, George HoyningenHuene und Irving Penn. (21. Februar bis 10. Mai) andeutet, haben sie noch etwas gemeinsam: Die subtile Handhabung der Linie. Jeder auf seine Art und Weise versteht sich, und in Abhängigkeit der jeweiligen Stilistik. Gezeigt werden Porträts prominenter Persönlichkeiten, Modeinszenierungen, Akte und Körperbilder. Da kann man schön vergleichen bzw. herausfinden, was den einen vom anderen unterscheidet. Los geht es chronologisch mit George HoyningenHuene (1900–1968), dessen Arbeiten den Zeitraum ab 1930 bis in die frühen 1950er Jahre abdecken. Seine Modeaufnahmen für die Zeitschrift Vogue (ab 1926) und später dann auch für Harper’s Bazaar und die kühlen, sachlich subtilen Porträts beeinflussten Irving Penn (1917–2009) und Richard Avedon (1923–2004) gleichermaßen. Weiter geht es mit Irving Penn, einem der bekanntesten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Berühmt wurde er für seine besonderen Modeinszenierungen irgendwo zwischen Eleganz und Sachlichkeit. Auch er arbeitete für die „Vogue“. Penn gilt neben Richard Avedon als Neuerer der Bildnis- und Modefotografie, der seine Bildideen sehr puristisch umsetzte. Richard Avedon arbeitete teils frei, teils nahm er Aufträge an. 1946 gründete er das Richard Avedon Studio in New York und belieferte den „New Yorker“mit Porträtfotografien. Seine Porträtfotografien sind durchlässig und offen und lassen so die inneren Stärken und Schwächen der abgelichteten Personen erkennen. Mei, was soll man sagen: Hingehen und ein Stück Zeitgeschichte erleben.
Wofür machen wir die Dinge? Und aus welchem Material? Wie sind sie gestaltet? Und wie nutzen wir sie? Das sind so die Fragen, die sich Rudolf Bott stellt. Die zeigt eine umfassende Werkschau des Gold- und Silberschmieds. Der Schwerpunkt der Ausstellung Rudolf Bott. Enduro (22. Februar bis 13. Mai) liegt auf dem Bereich „Gerät“, das heißt, es werden vor allem Schalen, Gefäße, Dosen, Leuchter oder Kannen gezeigt. Dazu kommen Papiermodelle, die Bott von fast allen Arbeiten im Maßstab 1:1 anfertigt. Bevor er sich – je nach Objekt – für ein Material entscheidet: Silber zum Beispiel oder Kupfer oder Bergkristall.