LITERATUR Dritte Halbzeit auf der Bühne
Humor hilft. In Krisengebieten, gegen die Einsamkeit in der Fremde. Und natürlich auch rund um den Rasen
Neben dem Bier selbst gilt Fußball als die bierernsteste Angelegenheit überhaupt. Zum Glück gibt es aber auch die „11 Freunde“aus dem gleichnamigen Kultmagazin. Die bleiben nicht nur mit dem Ball auf Augenhöhe, sondern haben auch nicht vergessen, dass das Spiel ja eigentlich Spaß machen sollte. Unter dem Motto 11 Freunde live touren die Redakteure Jens Kirschneck und Philipp Köster durch die Lande. Sie erzählen nicht nur von verregneten Trips zu Auswärtsspielen in Rostock, von popelnden Bundestrainern, von versoffenen Telefonaten mit nicht immer würdigen Würdenträgern, sondern analysieren auch messerscharf die zeitgemäße Physiognomie der Spielerfrau – von Angela Hässler bis Claudia Effenberg. (Münchner Volkstheater, 18.2.)
Natürlich kann man sich auch noch an die Lippen von Fußballkenner und Bayern-Liebhaber Florian Sauer hängen. Der lebt und arbeitet zwar in Wien, verpasst aber kein Spiel in der Arena. Mit seinem neuen Buch „92“kann man sich – ohne sich um neue Brexit-Formalität Sorgen machen zu müssen und immer in Nähe von gekühltem
Bier – auf eine Reise durch alle 92 Stadien des englischen Profi-Fußballs machen. Dabei hält der Tourbus in Anfield, Old Tafford oder Stafford Bridge. Anpfiff ist nach dem Spiel „Bayern gegen Schalke“, ein Quiz darf nicht fehlen. (Stadion an der Schleißheimer Straße, 10.2.)
Neben dem Kicken und dem Fußball ist kaum etwas so wichtig wie das Slamen/Schlemmen. Nun pfeift Ko Bylanzky das zweite Food Slam-Match an, bei dem jeweils ein Gedicht gegen ein Gericht antritt. Nach jeder Runde wird abgestimmt, ob Ohrenschmaus oder Gaumenfreude gewonnen hat. Teamkapitän in der Slam-Mannschaft ist übrigens der extra forsche Poetry-Stürmer Lars Ruppel. (Café Luitpold, 8.2.)
Den Klassiker sollte man dann natürlich auch nicht vergessen: Für den Poetry Slam kommen wieder Cracks aus der regionalen, nationalen und internationalen Szene zusammen. Und DJ Misanthrop heizt ein. (Substanz, 11.2.)
Die Bilder von Aeham Ahmad gingen um die Welt. Er war der Mann, der mitten im vom Bürgerkrieg gequälten Syrien die Tasten streichelte und dafür sein Piano in den Bombenkratern aufstellte. Nun liegt mit „Und die Vögel werden singen“seine Autobiografie vor, in der er von den Schrecken des Krieges, seiner Flucht nach Deutschland und der Musik, die ihm immer Halt gab, erzählt. (Bellevue di Monaco, 12.2.)
Das Zeitgeschehen im Blick hat auch Navid Kermani, der mit seinen Berichten aus Kriegs- und Krisengebieten stets hautnah am fürchterlichen Geschehen ist. „Entlang der Gräben“erzählt von seiner jüngsten Reise durchs östliche Europa – bis ins iranische Isfahan. (Residenztheater, 20.2.)
Spannende Vita: Kirsten Nilsson, geboren 1931, steht im Zentrum einer Lesung und Filmvorführung, die vom transsexuellen Leben in Deutschland erzählt. Und zwar Vom Hitlerjungen zur Domina. Nilsson ließ 1964 eine Geschlechtsangleichung vornehmen und verdiente danach ihren Unterhalt als Tänzerin. (Lothringer 13, 9.2.)
Mit einer neuen Lesereihe starten schließlich die Frauenzimmer durch. Dahinter verbirgt sich ein Abend, an dem man erfährt, wie man „Schluss mit Muss“macht, wie man Fräulein Luise entführt und wie lecker Apfelkuchen am Meer schmeckt. FrauenPower auf der Bühne. Männer im Publikum sind aber ausdrücklich erwünscht. (Drehleier, ab 20.2.)