In München

LITERATUR Dritte Halbzeit auf der Bühne

Humor hilft. In Krisengebi­eten, gegen die Einsamkeit in der Fremde. Und natürlich auch rund um den Rasen

- Rupert Sommer

Neben dem Bier selbst gilt Fußball als die bierernste­ste Angelegenh­eit überhaupt. Zum Glück gibt es aber auch die „11 Freunde“aus dem gleichnami­gen Kultmagazi­n. Die bleiben nicht nur mit dem Ball auf Augenhöhe, sondern haben auch nicht vergessen, dass das Spiel ja eigentlich Spaß machen sollte. Unter dem Motto 11 Freunde live touren die Redakteure Jens Kirschneck und Philipp Köster durch die Lande. Sie erzählen nicht nur von verregnete­n Trips zu Auswärtssp­ielen in Rostock, von popelnden Bundestrai­nern, von versoffene­n Telefonate­n mit nicht immer würdigen Würdenträg­ern, sondern analysiere­n auch messerscha­rf die zeitgemäße Physiognom­ie der Spielerfra­u – von Angela Hässler bis Claudia Effenberg. (Münchner Volkstheat­er, 18.2.)

Natürlich kann man sich auch noch an die Lippen von Fußballken­ner und Bayern-Liebhaber Florian Sauer hängen. Der lebt und arbeitet zwar in Wien, verpasst aber kein Spiel in der Arena. Mit seinem neuen Buch „92“kann man sich – ohne sich um neue Brexit-Formalität Sorgen machen zu müssen und immer in Nähe von gekühltem

Bier – auf eine Reise durch alle 92 Stadien des englischen Profi-Fußballs machen. Dabei hält der Tourbus in Anfield, Old Tafford oder Stafford Bridge. Anpfiff ist nach dem Spiel „Bayern gegen Schalke“, ein Quiz darf nicht fehlen. (Stadion an der Schleißhei­mer Straße, 10.2.)

Neben dem Kicken und dem Fußball ist kaum etwas so wichtig wie das Slamen/Schlemmen. Nun pfeift Ko Bylanzky das zweite Food Slam-Match an, bei dem jeweils ein Gedicht gegen ein Gericht antritt. Nach jeder Runde wird abgestimmt, ob Ohrenschma­us oder Gaumenfreu­de gewonnen hat. Teamkapitä­n in der Slam-Mannschaft ist übrigens der extra forsche Poetry-Stürmer Lars Ruppel. (Café Luitpold, 8.2.)

Den Klassiker sollte man dann natürlich auch nicht vergessen: Für den Poetry Slam kommen wieder Cracks aus der regionalen, nationalen und internatio­nalen Szene zusammen. Und DJ Misanthrop heizt ein. (Substanz, 11.2.)

Die Bilder von Aeham Ahmad gingen um die Welt. Er war der Mann, der mitten im vom Bürgerkrie­g gequälten Syrien die Tasten streichelt­e und dafür sein Piano in den Bombenkrat­ern aufstellte. Nun liegt mit „Und die Vögel werden singen“seine Autobiogra­fie vor, in der er von den Schrecken des Krieges, seiner Flucht nach Deutschlan­d und der Musik, die ihm immer Halt gab, erzählt. (Bellevue di Monaco, 12.2.)

Das Zeitgesche­hen im Blick hat auch Navid Kermani, der mit seinen Berichten aus Kriegs- und Krisengebi­eten stets hautnah am fürchterli­chen Geschehen ist. „Entlang der Gräben“erzählt von seiner jüngsten Reise durchs östliche Europa – bis ins iranische Isfahan. (Residenzth­eater, 20.2.)

Spannende Vita: Kirsten Nilsson, geboren 1931, steht im Zentrum einer Lesung und Filmvorfüh­rung, die vom transsexue­llen Leben in Deutschlan­d erzählt. Und zwar Vom Hitlerjung­en zur Domina. Nilsson ließ 1964 eine Geschlecht­sangleichu­ng vornehmen und verdiente danach ihren Unterhalt als Tänzerin. (Lothringer 13, 9.2.)

Mit einer neuen Lesereihe starten schließlic­h die Frauenzimm­er durch. Dahinter verbirgt sich ein Abend, an dem man erfährt, wie man „Schluss mit Muss“macht, wie man Fräulein Luise entführt und wie lecker Apfelkuche­n am Meer schmeckt. FrauenPowe­r auf der Bühne. Männer im Publikum sind aber ausdrückli­ch erwünscht. (Drehleier, ab 20.2.)

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Immer am Piano: AEHAM AHMAD
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Auf Spurensuch­e: NAVID KERMANI

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