Virginie Despentes
Vernon Subutex 2 (KiWi)
Der erste Band war einer der Romane des letzten Jahres, das französische Gesellschaftstableau war nicht nur im Nachbarland in Feuilleton und auf den Bestsellerlisten stark vertreten, sondern auch im „Literarischen Quartett“(Thea Dorn: „Eine Frau, die schreibt wie ein aufgeklapptes Rasiermesser“). Die Geschichte des ehemaligen Plattenverkäufers Vernon, der arbeits- und mittellos sich erst durch die Couchen seiner vermeintlichen Freunde und ehemaligen Freundinnen surfte und schließlich auf der Straße beziehungsweise auf dem Hügel Butte Bergeyre im 19. Arrondissement von Paris landete. Der zweite Band der Romantrilogie trifft Vernon nun auf einer Parkbank im Park Buttes Chaumont wieder, Obdachlose bilden hier eine exzentrische Hilfsgemeinschaft und seine Freunde versuchen ihn zurück in ihre Gesellschaft zu holen. Despentes fokussiert sich diesmal vor allem auf die Frauen aus dieser Gruppe, wieder gelingt ihr ein faszinierendes Panorama der aktuellen französischen Gesellschaft. Islamphobie, Rassenhass, Antisemitismus, Rechtsextremismus, militanter Feminismus, Chauvinismus – irgendwie haben damit alle Menschen, die um den schon bald wie ein Guru umschwärmten Vernon kreisen, schon zu tun gehabt. Am Schluss bleibt nur der Ausstieg in ein selbstbestimmtes, freies Leben – natürlich auf dem Land. Schwächer als der erste Band, aber immer noch sehr lesenswert.