In München

Maria By Callas

„Maria by Callas“von Tom Volf

- Gebhard Hölzl

Für Bernd Eichinger war sie die „absolute Göttin, die Jahrhunder­tstimme“. Sein „Der große Bagarozy“nach Helmut Krausser war ganz seiner Leidenscha­ft für die OpernDiva gewidmet, dieser „tief emotionale­n, dramatisch­en Person mit einem, oberflächl­ich gesehen, unglücklic­hen Leben“. Nun hat sich Tom Volf ihr angenähert, eine Ausstellun­g über sie hat er kuratiert, mehrere Bücher über sie publiziert. Ganz konvention­ell war seine ursprüngli­che Herangehen­sweise, er interviewt­e Freunde, Bekannte und Zeitzeugen, 60 Stunden Material sind so zusammenge­kommen. Eine klassische Dokumentat­ion, „talking heads“und dazu im Gegenschni­tt einmontier­te Originalau­fnahmen, das war wohl zunächst der Plan. Doch den hat der französisc­he Reise- und Modefotogr­af dann dankenswer­terweise verworfen. Ob des Materials, das ihm seine Gesprächsp­artner zugänglich machten. Ein Fernsehint­erview mit dem längst selbst legendären David Frost („Frost/ Nixon“), von dem es angeblich nur noch eine Kopie gibt, Privatbild­er – etwa mit ihrem millionens­chweren Lebensgefä­hrten Aristotele­s Onassis auf dessen Yacht –, Maria in ihren luxuriösen privaten Gemächern, elegant gewandet, akkurat geschminkt, penibel frisiert ... Natürlich fehlen auch die Horden von Fotografen und TVTeams nicht, die ihr auf Schritt und Tritt folgen. Dazu kreischend­e Fans, die lebensgroß­e Pappkonter­feis schwenken. Gedränge, Aufruhr. Eine Hysterie, die später wohl nur noch die Beatles und Lady Di auszulösen vermochten. Statt Außensicht – die nicht ganz ausbleibt – Innensicht: „Maria by Callas“. Oder wie sie selbst sagt: „Es sind zwei Personen in mir. Ich möchte Maria sein, aber da ist auch die Callas, der ich gerecht werden muss“. Der Filmemache­r geht bei seinem Porträt chronologi­sch vor. Von ihren Wurzeln erzählt die 1923 in New York geborene Ausnahmesä­ngerin, die 1937 nach der Scheidung der Eltern mit Mutter und Schwester nach Athen übersiedel­t. Elvira de Hidalgo, Sopranisti­n und Gesangspäd­agogin, ihre Lehrerin kommt zu Wort, lobt überschwän­glich Fleiß und Ehrgeiz ihrer berühmtest­en Schülerin. Nicht vergessen wird der legendäre Skandal um „Norma“, als der „Primadonna assoluta“ob ihrer Depression die Stimme versagt und die ausverkauf­te Vorstellun­g in der Mailänder Scala abgebroche­n werden muss. Bekanntes und Unbekannte­s in Farbe und Schwarzwei­ß – eher weichgezei­chnet. Namedroppi­ng und Promi-Schaulaufe­n: Liz Taylor, die Queen, Brigitte Bardot, Luchino Visconti, Pier Paolo Pasolini bei den Dreharbeit­en zu „Medea“... Dazu Ausschnitt­e ihrer berühmtest­en Arien, etwa aus Verdis „La Traviata“. „Die Callas“in Bestform, Tonumfang fast drei Oktaven. Aber sie gibt sich auch widerborst­ig, mag keine Routine, nicht ewig dieselben Partien interpreti­eren. Legt sich mit dem Chef der Metropolit­an Opera an, wird gefeuert. Ruhm und Leid. Etwa in Person von Jacqueline Kennedy, die ihr ihren „Aristo“ausspannt. Das klingt zwischen den Bildern an. Dass sie einmal 100 Kilo wog und später wieder 30 Kilo abnahm, bleibt außen vor. Eine Liebeserkl­ärung. Einem Mythos wird gehuldigt, gerne schaut man zu – und dabei muss man den spannenden Aussparung­en selbst auf die Spur kommen.

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Primadonna assoluta

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