Wakayama Bokusu
In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter. Moderne Tanka
(Manesse)
Sehen und Empfinden. „Wenn am Tama-Fluss / im Ufersand der Löwenzahn / hervorsprießt / wird es Zeit dass auch für mich / eine neue Liebe blüht.“Momentaufnahmen. Naturerlebnis. Das Dasein beschreiben. Im Tanka, der ältesten Gedichtform Japans und Ursprung des Haiku, verbinden sich spontanes Erleben und Gedankentiefe. Wakayama Bokusui (1885 - 1928) war ein berühmter Meister dieser kurzen Form. Aus dem reichen Schatz von einigen 1.000 Texten hat Eduard Klopfenstein 250 Fünfzeiler ausgewählt und übersetzt. Erklärt im Nachwort ihre Entstehung … und stellt Bezüge zu Bokusuis Leben her. Weil die Anordnung chronologisch ist, kann man beim Lesen Entwicklungen begleiten, von Bokusuis Naturerfahrungen zu den inneren Welten eines modernen, subjektiven Ich. Das mal das Leben feiert, mal mit dem Schicksal hadert. Die Liebe, Familie, Armut, Krankheit, seelische Krisen, Reifen und Selbstfindung zum Thema macht: „Über fünf Jahre / waren wir in Gesprächen / miteinander verbunden – / Wieviele Tage davon / waren mit Freude erfüllt?“„Mittags / liegt der Garten in vollem Licht / Allein vergnügt / und splitternackt rennt dort mein Junge / hinter den Hühnern her.“„Mit Wehmut denke ich / zurück an meine Gedichte / Jedes einzelne / ein Fußabdruck den ich / auf dieser Erde hinterlasse.“