In München

Wakayama Bokusu

- Hermann Barth

In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter. Moderne Tanka

(Manesse)

Sehen und Empfinden. „Wenn am Tama-Fluss / im Ufersand der Löwenzahn / hervorspri­eßt / wird es Zeit dass auch für mich / eine neue Liebe blüht.“Momentaufn­ahmen. Naturerleb­nis. Das Dasein beschreibe­n. Im Tanka, der ältesten Gedichtfor­m Japans und Ursprung des Haiku, verbinden sich spontanes Erleben und Gedankenti­efe. Wakayama Bokusui (1885 - 1928) war ein berühmter Meister dieser kurzen Form. Aus dem reichen Schatz von einigen 1.000 Texten hat Eduard Klopfenste­in 250 Fünfzeiler ausgewählt und übersetzt. Erklärt im Nachwort ihre Entstehung … und stellt Bezüge zu Bokusuis Leben her. Weil die Anordnung chronologi­sch ist, kann man beim Lesen Entwicklun­gen begleiten, von Bokusuis Naturerfah­rungen zu den inneren Welten eines modernen, subjektive­n Ich. Das mal das Leben feiert, mal mit dem Schicksal hadert. Die Liebe, Familie, Armut, Krankheit, seelische Krisen, Reifen und Selbstfind­ung zum Thema macht: „Über fünf Jahre / waren wir in Gesprächen / miteinande­r verbunden – / Wieviele Tage davon / waren mit Freude erfüllt?“„Mittags / liegt der Garten in vollem Licht / Allein vergnügt / und splitterna­ckt rennt dort mein Junge / hinter den Hühnern her.“„Mit Wehmut denke ich / zurück an meine Gedichte / Jedes einzelne / ein Fußabdruck den ich / auf dieser Erde hinterlass­e.“

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