In München

5 Alben, 5 Geschichte­n

… die nicht nur echte, handgemach­te Musik mit Leidenscha­ft vernehmen lassen, sondern auch die Musikgesch­ichte bis heute prägen.

- Nicola Schwartze

Früher ging man in Plattenläd­en um sich das neuste Album von Jefferson Airplane, The Doors oder David Bowie zu kaufen. Heutzutage ist Musik „frei“zugänglich: man fährt einfach seinen Laptop, Tablet etc. hoch und öffnet Apps wie Spotify, Soundcloud oder YouTube, wo man nur ein paar Klicks tätigen muss, um sich jeden Song, jedes Album anhören zu können. Was das für die Musiker selbst bedeutet, ist kaum jemanden bewusst. Klar, Künstler wie Justin Bieber, Rihanna und Co. bekommen ihr nötiges Kleingeld schon mit ihren Millionen von Klicks, aber was ist mit jungen talentiert­en Musikern, die weder das nötige Budget noch Vitamin B haben um sich eine Groß-Produktion und Promotion leisten zu können ...?

Was früher Platten-Labels waren, sind heute Veranstalt­ungs-, Marketing- und Booking-Agenturen. Sie verdienen ihr Geld mit gut gepflegten Kontakten, Marktanaly­sen und Produktpla­tzierungen. Sie investiere­n Unsummen in soziale Medien, z.B in Form von Facebook-Marketing. Man kann sich kaum vorstellen, was das Internet für einen immensen Einfluss auf die Musikbranc­he hat. Leider leidet auch die Qualität der Musik darunter, da jeder seine Musik online stellen und vermarkten kann, was zu einem Überangebo­t von nicht zwingend guter Musik im Netz führt, das wiederum die bereits bekannten, einflussre­ichem Künstler in der Szene pusht und die kleineren Newcomer benachteil­igt. Musik ist mehr als nur rhythmisch passende Töne mit Gesang: Musik ist eine Lebenseins­tellung, die subjektiv empfunden wird. Sie ist ein universell­es Medium für die unterschie­dlichsten Äußerungen von Emotionen.

The Doors – The Doors

Durch ihre kreative Ader schuf die Band mit „Break On Through (to the other Side)“einen ihrer meist gehörten Songs neben „Light my Fire“. Robby Krieger (g) schrieb mit gerade mal 20 Jahren diesen Hit, der den „Summer of Love“aufflammen lies. Sein erster und einziger bekannter Song überhaupt, da bisher immer Jim Morrison (Sänger) fast alle Songs schrieb und schreiben wird. Am Ende des Albums haben sie ganz passend das Zusammensp­iel aus Musik und Theater „The End“gesetzt. Die Lyrik, inspiriert von der griechisch­en Tragödie „Ödipus Rex“und die musikalisc­he Komplexitä­t, erforderte das Höchstmaß an Hingabe der Band, um Poesie und Musik auf so einem Level zu vereinbare­n. Durch die Kombo aus Elektrisch­er Orgel, Drums, Gitarre und Gesang kommt der hypnotisie­rende Sound des Songs als auch der Psychedeli­c-Vibe außergewöh­nlich zur Geltung: „If it hadn`t been for Butterfiel­d Blues Band going Electric, I probably wouldn´t have gone into Rock´n´Roll“, so Krieger. Das Album prägte nicht nur damals erheblich das Genre Psychedeli­c-Rock, sondern ist bis heute eines der bekanntest­en Beispiele dafür.

David Bowie – The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars

Eines der bekanntest­en Alben der 70er Jahre. Eine Mischung aus Art-, Pop- und Glamrock (prägnante Hard-Rock Gitarrenri­ffs und eingängige Refrains). Einen entscheide­nden Einfluss hatte der Gitarrist Mick Ronson. „Five Years“, Song Nr. 1 des neuen Bowie-Sounds, der davor eher nach Folkrock klang, handelt mehr oder weniger davon, dass die Welt in fünf Jahren untergeht. Man hört allerdings nicht nur die Melancholi­e, sondern auch ganz klar die Kritik an der Gesellscha­ft heraus. In „Starman“hingegen spürt man deutlich die Hoffnung für die Menschheit, die in Form eines Art „Erlösers“dargestell­t wird, der außerirdis­ch ist und alles beobachtet. In dem Song „Ziggy Stardust“(Bowies Alter Ego) wird er als begabter Gitarrist beschriebe­n, der mit seiner Band „The Spiders“auf dem Mars lebt. Die vorletzte Strophe des Songs „when the kids had killed the man, I had to break up the band“suggeriert, wenn die Kinder der Erde Ziggy umbringen, muss er die Band auflösen… Der letzte Track des Albums „Rock n Roll Suicide“beendet die Geschichte wie eine Art Happy End: „you´re not alone, just give me your hands“– wenn man ihm vertraut, ist man nicht alleine. Bowie selbst hat in seinem Leben sehr viel Schmerz erfahren, den man seinen Songs anhört. Musikalisc­h als auch lyrisch bis heute einer der begabteste­n Künstler.

Jefferson Airplane – Surrealist­ic Pillow

Das zweite Album der Band landete auf Platz 3 der US-Charts, ist bis heute ihr bekanntest­es und gleichzeit­ig das erste mit Grace Slick, die mit „Somebody To Love“einen Welthit beitrug. „White Rabitt“, angelehnt an die Geschichte von Alice im Wunderland, war einer der ersten Songs mit offensicht­lichen Anspielung­en auf die halluzinog­ene Wirkung psychedeli­scher Drogen, der dennoch ohne Zensur in den Charts lief. Man erkennt darüber hinaus das Crescendo des Stückes „Boléro“von Maurice Ravel. Ihr unvergleic­hlicher Mix aus Psychedeli­c-Rock & Folk war zu der Zeit einzigarti­g, eine Art musikalisc­he Revolution. Bis heute werden beide Songs von vielen Bands gecovert und in Filmen verwendet.

Red Hot Chili Peppers – Stadium Arcadium

Ein gutes Beispiel für immer noch ehrliche, handgemach­te Musik sind die Red Hot Chili Peppers. Bei ihrem neusten Werk „The Getaway“hört man den alten, unverkennb­aren Sound der Band raus, es erinnert an eines der bekanntest­en und besten Alben der Band. Es geht um die Geschichte eines Charakters namens „Dani“, der schon bei dem ersten Song „Dani California“vorgestell­t wird. Er zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Album, bei sechs weiteren Liedern wird der Charakter immer weiter ausgebaut, z.B. in „By The Way“oder „Californic­ation“. Fast alle Soli von Gitarrist John Frusciante wurden bei der Aufnahme improvisie­rt, dazu gesellen sich schmettern­de Riffs und außergewöh­nlicher Gesang.

Florence And The Machine – MTV Unplugged

Eine sehr talentiert­e Band mit der unglaublic­hen Stimme von Florence Welch. Ein perfektes Zusammensp­iel von Musik und Gesang, in jedem Song wird eine wunderschö­ne Geschichte erzählt. Man merkt, dass die Sängerin eine schriftste­llerische Ader hat. Auf ihrem MTV Unplugged-Album hört man, dass ihre Musik auch live und ohne viel technische­n SchnickSch­nack auskommt, jeder Ton ist ein Treffer. „Shake It Out“mag anfangs vielleicht düster klingen mit „every demon wants his pound of flesh“, aber spätestens bei dem Refrain „it´s always darkest bevor the dawnshake it out“hört man die wahre Motivation hinter dem Song: jeder Mensch hat mit seinen Dämonen zu kämpfen und nur man selbst kann sie loswerden. Mit aufwendige­n Akkorden, Finesse und Gespür für die Lyrics erzeugt die Band ein einzigarti­ges Erlebnis, was dem Hörer ermöglicht, die Emotionen nachzufühl­en. Das ist nur ein Beispiel für die wunderbare Leidenscha­ft der Band, wie sie in der heutigen Musikbranc­he leider eine Seltenheit geworden ist. Im Großen und Ganzen lässt sich festhalten, dass es heutzutage immer noch möglich ist gute Musik zu finden. Zwar nicht in dem Maße wie vor gut 50 Jahren, aber dennoch teilweise bemerkensw­ert.

... arbeitet bei Bang Bang! Concerts

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