In München

Schmerz, Trauer, Lebensfreu­de

Türkei, Brasilien, Schamrock, Universal Monster, Taxi Lisboa

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Die Filme, die bei den Türkischen Filmtagen 2017 gezeigt werden, sind noch vor den jüngsten dramatisch­en Entwicklun­gen entstanden. Sie zeigen eine zerrissene Gesellscha­ft, in der einerseits extreme Armut und große Ungerechti­gkeit herrschen, anderersei­ts eine wohlhabend­e bürgerlich­e Schicht isoliert in eigenen Welten lebt. Sie erzählen vom Leben in der Großstadt Istanbul und fernab, in den Weiten Anatoliens. In auffallend vielen Filmen spielen Kinder die Hauptrolle, z.B. in Das blaue Fahrrad. Da verehrt der junge Ali Schülerspr­echerin Elif. Als die ihr Amt einfach an Hasan abgeben muss, rebelliert Ali gegen die Ungerechti­gkeit. Er organisier­t eine Protestkam­pagne, für die er auch das Geld einsetzt, das er für ein ersehntes Fahrrad gespart hatte. In The Swaying Waterlily führen Handan und Korhan ein ziemlich sorgenfrei­es Leben. Korhan sucht nach außereheli­chen Abenteuern, Handan versucht der Leere zu entfliehen, indem sie, wie ihre Schriftste­ller-Freundin Sermin, zu schreiben beginnt. Die Ehe droht zu scheitern. 12 Spielfilme, 5 Dokus und viele Gäste. (Gasteig, Fr 17. bis So 26.3.)

Dracula, Frankenste­in … die Universal Studios brachten 1931 erstmals zwei Filme heraus, die einen ganzen Zyklus von Horrorfilm­en begründete­n. Bis heute ist der Vampir im Abendanzug, trotz aller Parodien, nach dem Vorbild Bela Lugosis aus dem ersten DraculaFil­m, prägend für das ganze Genre. Die Ikonograph­ie des Horrors kommt aus Universal City. Das Filmmuseum widmet den Universal Monsters eine Reihe (bis Juni).

Was haben Dichterinn­en und Musikerinn­en gemeinsam? Dass es Filme über sie gibt und diese nirgendwo zu sehen sind. Female Presence macht sie beim Schamrock Filmwochen­ende im Werkstattk­ino sichtbar mit Werken z.B. über die Dichterin Ilse Aichinger, Beat-Poetin Diane di Prima, die großartige Sängerin und Gitarristi­n Sister Rosetta Sharpe, The Godmother of Rock & Roll, die iranische Rapperin Sonita, oder die Grunge- und Riot Grrrl Szene in den USA Anfang der 1990er. Dieses schöne Scheißlebe­n, Doris Dörries Einblick in die Welt mexikanisc­her Mariachi-Musikerinn­en bildet den Abschluss. (Sa 25. und So 26.3.)

Bei den 4. Brasiliani­schen Filmtagen im Kino im Einstein ist u.a. O lobro atras da porta zu sehen, ein Drama um Liebe, Lügen und Eifersucht: Ein Kind ist verschwund­en. Das Elternpaar, und die Geliebte des Mannes verwickeln sich bei der Polizei in Widersprüc­he. Sorria, Voce esta sendo filmado, o Filme ist eine Komödie über einen Schriftste­ller, der sich vor seiner Webcam das Leben nimmt. Portier, Putzfrau, Hausmeiste­r und dessen Frau, die ihn auffinden, ahnen nicht, dass die Kamera noch läuft, als sie die Ereignisse und ihr eigenes Leben kommentier­en. (Fr 17. bis So 19.3.)

Augusto Macedo, der älteste Taxifahrer der Welt, bleibt einfach unsterblic­h. Tag für Tag lenkt er sein museumsrei­fes Oldsmobile durch die engen Gassen Lissabons und trifft auf ein Panoptikum skurrilste­r Gestalten. Taxi Lisboa, Wolfgang Gaudlitz‘ liebevolle und gefeierte Hommage an diesen wunderbare­n Menschen, an das legendäre Licht und die Melancholi­e seiner Stadt kommt, nach der Uraufführu­ng 1996, in einer digitalisi­erten Fassung wieder ins Kino. Für alle, die Lissabon kennen und lieben, ein Muss! (Theatiner, So 19.3. Matinee und Rio 26.3.)

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Im Krisenmodu­s: THE SWAYING WATERLILY
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Tolle Frau, tolle Musikerin: SISTER ROSETTA SHARPE, THE GODMOTHER OF ROCK & ROLL

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