In München

Gareth Murphy

- Rainer Germann

Cowboys & Indies (Heyne Hardcore) Dem Geld folgen, ist eine sichere Art zu verstehen, wie organisier­tes Verbrechen funktionie­rt – ein oft zitierter Satz, der auch auf das Musikbusin­ess zutrifft. Gareth Murphy rückt in seinem „Sachbuch“, das sich oft spannender liest wie die meisten Romane zum Thema, nicht die berühmten Musiker in den Mittelpunk­t des Geschehens, sondern die Männer, die durch technologi­sche Innovation­en, künstleris­chen Entdeckerg­eist und wirtschaft­liche Gier hinter der Fassade einer Industrie stehen, die neben den bewegten Bildern den wohl größten Anteil an der westlichen Unterhaltu­ngskultur hat. Die Rede ist von den record men, gemeint sind Erfinder, Label- und Plattenfir­men-Gründer, Produzente­n, Manager, Vermarkter und Aufsichtsr­äte – alles was mit der Ware Musik und weniger mit dem künstleris­chen Aspekt zu tun hat. Sam Philips, John Hammond, Clive Davis, Jac Holzman, Ahmet Ertegun, David Geffen, Malcolm McLaren, Seymour Stein, Chris Blackwell, Simon Draper, Jake Riviera, Rick Rubin – die Liste ist endlos, genau wie die mal köstlich, mal bitter beschriebe­ne Aneinander­reihung von Deals und Beschiss, Fusionen und Prozessen, Höhenflüge­n und Abstürzen, die die eigentlich­en Hauptakteu­re dieser „abenteuerl­ichen Reise ins Herz der Musikindus­trie“wie unschuldig­e, bekiffte Kinder mit Gitarren aussehen lässt. War in den Anfangstag­en der record men noch Entdecker und Förderer, so ist er spätestens in den Siebziger Jahren zum Finanzbuch­halter mutiert. Wo steht er wohl heute in der Ära Streaming, wo Musiker nur noch im Promillebe­reich an ihrer Musik verdienen?

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