Gareth Murphy
Cowboys & Indies (Heyne Hardcore) Dem Geld folgen, ist eine sichere Art zu verstehen, wie organisiertes Verbrechen funktioniert – ein oft zitierter Satz, der auch auf das Musikbusiness zutrifft. Gareth Murphy rückt in seinem „Sachbuch“, das sich oft spannender liest wie die meisten Romane zum Thema, nicht die berühmten Musiker in den Mittelpunkt des Geschehens, sondern die Männer, die durch technologische Innovationen, künstlerischen Entdeckergeist und wirtschaftliche Gier hinter der Fassade einer Industrie stehen, die neben den bewegten Bildern den wohl größten Anteil an der westlichen Unterhaltungskultur hat. Die Rede ist von den record men, gemeint sind Erfinder, Label- und Plattenfirmen-Gründer, Produzenten, Manager, Vermarkter und Aufsichtsräte – alles was mit der Ware Musik und weniger mit dem künstlerischen Aspekt zu tun hat. Sam Philips, John Hammond, Clive Davis, Jac Holzman, Ahmet Ertegun, David Geffen, Malcolm McLaren, Seymour Stein, Chris Blackwell, Simon Draper, Jake Riviera, Rick Rubin – die Liste ist endlos, genau wie die mal köstlich, mal bitter beschriebene Aneinanderreihung von Deals und Beschiss, Fusionen und Prozessen, Höhenflügen und Abstürzen, die die eigentlichen Hauptakteure dieser „abenteuerlichen Reise ins Herz der Musikindustrie“wie unschuldige, bekiffte Kinder mit Gitarren aussehen lässt. War in den Anfangstagen der record men noch Entdecker und Förderer, so ist er spätestens in den Siebziger Jahren zum Finanzbuchhalter mutiert. Wo steht er wohl heute in der Ära Streaming, wo Musiker nur noch im Promillebereich an ihrer Musik verdienen?