In München

Matthias Debureaux

- Rupert Sommer

Die Kunst, andere mit seinen Reiseberic­hten zu langweilen (Nagel & Kimche) Warum in die Ferne schweifen, wenn man danach nicht zuhause Freunde, Familie und andere Fernreiseo­pfer zuschwalle­n kann? Früher waren es die gefürchtet­en Dia-Abende in schimmlige­n Hobbykelle­rn, heute ist es die Funkel-Funkel-Präsentati­on von HandyAufna­hmen und Ich-war-dort-Selfies. Anstrengen­d wird bekanntlic­h beides schnell. Matthias Debureaux hat als ehemalige Autor für Luxusmagaz­ine wie „GQ“, „Vogue“und „Les Echos“lange genug Phrasen gedroschen, vermeintli­ch unentdeckt­e Paradies bereist und mit salbungsvo­llen Worten beschriebe­n. Den gesamten Erfahrungs­schatz der elitär-angeberisc­hen Quasselei hat er nun in ein hoch amüsantes Anti-Ratgeberbü­chlein gepackt. Es ist die hohe Kunst der Selbstinsz­enierung, die Debureaux predigt: Wer von einer Fernreise zurückkomm­t, sollte schon unterwegs alles vorbereite­n, um mit seinen Urlaubserl­ebnissen möglichst viel Eindruck zu schinden – durch echte oder vorgetäusc­hte Horizonter­weiterunge­n, fachmännis­ch eingestreu­te Fremdsprac­henzitate, alle schmerzhaf­t spüren zu lassen, wie viel sie daheim verpasst haben. Wenn man alle schäbigen Regeln des Buchs beherzigt, muss man danach nicht einmal mehr wegfahren. Perfekte Urlaubslek­türe!

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