RAUS AUS MÜNCHEN
Zu Besuch in Deutschlands Urwald und bei seltenen Tierbabies
Als alljährlicher Indikator für die kommende Saison zeigte auch jetzt im Februar unsere Reisemesse (free) wieder, wohin es sie zieht unsere Münchner und das verstärkte Interesse an bayerischen Destinationen scheint sich auch ohne die akut bedrohliche Sicherheitssituation des letzten Sommers fortzusetzen. Favoriten in der Urlaubergunst sind zunehmend u.a. die Bayerwaldregionen, die bekanntlich ihr Arme-Leute-Grenzland-Image längst abgeschüttelt haben. Durchweg professionelle touristische Infrastruktur, ein breites Angebot an Unterkunftsmöglichkeiten in allen Komfortstufen, reichlich zeitgemäße SportFreizeitund Outdoormöglichkeiten – auch für Familien –und ein attrakti ves Preis-Leistungsgefüge. Der große Trumpf im so großzügigen Ärmel der „Waidler“sind allerdings ihre Naturlandschaften. Weitläufige geschlossene Waldgebiete, sanftes Hügelland, Bergregionen bis gut über 1.000 Meter Höhe und natürlich der Nationalpark. Einzigartig in Europa, mit fast 25.000 Hektar der größte Zurückzur-Naturraum zwischen Atlantik und Ural. Seit über drei Jahrzehnten darf sich hier entlang des tschechischen Grenzkammes die Wildnis nach ihren eigenen Gesetzen zu einem Urwald zurückentwickeln.
Freyung-Grafenau – das Tor zum Nationalpark: Der Landkreis am Südende des Parks eignet sich mit rund 200 Kilometern Entfernung von München nicht nur als bequemes Wochenendoder Kurzurlaubsziel, aufgrund der strategisch günstigen Lage lassen sich die landschaftlichen Highlights und Freizeiteinrichtungen von hier aus schnell erreichen, selbst Trips ins benachbarte Tschechien sind unkompliziert. Insgesamt gemäßigte Höhen zwischen 500 und 700 Metern, die sich Richtung Osten bei Neureichenau an der Grenze bis auf stattliche, gut 1.300 Meter hochschaukeln. Als älteste Stadt des Bayerischen Waldes (seit 1.376) steht Grafenau mit seinen knapp 9.000 Einwohnern natürlich die Favoritenrolle zu. Gemütliche Kleinurbanität mit hübscher Altstadt und viel Charme, Fredl Fesl Geburtsstadt, Filmkulisse für Forsthaus Falkenau und Luftkurort. Vor zwei Jahren wurde der Kurpark am künstlichen See (gespeist durch die Ilz seit 1976) zum Erlebnisterrain mit Abenteuerspielplatz, einer Insel, Sinnesgarten und Kulturpavillon ausgebaut und da der Bär das Stadtwappentier ist, darf das ganze Gelände jetzt „Bäreal“heißen. Wie übrigens so vieles hier: Bärenbob, die Sommerrodelbahn (ab April, 13 bzw. 10 bis 17.00, drei Euro) oder Babalu (ist ja bekanntlich auch ein Bär), ein Hallenfunpark auf 1.400 qm (ganzjährig, fünf Euro). Außerdem gibt es rund 100 Kilometer markierte Rund- und Stre-
ckenwanderwege durch alle Ortsteile. z.B auf dem Bärenpfad über Neuschönau bis zum Bärengehege.
Unangefochtene Hauptrolle spielt hier allerdings der Nationalpark. Der Nationalpark Bayerischer Wald um genau zu sein. Nur rund 10 Kilometer entfernt sind die Zugänge zum bayerischen Vorbild-Urwald. Seltene Tiere wie Luchs, Dreizehenspecht, Schwarzstorch oder Auerhuhn finden hier inzwischen einen Rückzugsraum wie sonst nirgendwo in Deutschland. In den Wildfreigehegen lassen sich bei uns seltene oder bereits ausgestorbene Arten in ihrem natürlichen Umfeld beobachten. Darunter Braunbären, Fischotter oder Elche und sogar die scheuen Wölfe. Um diese Jahreszeit natürlich besonders reizvoll, da sich fast überall bereits der Nachwuchs eingestellt hat. Unter der Obhut eines Führers sind diese Beobachtungstouren u.a. auch in vielen Pauschalen inklusive: z.B. in der „Wellness Safari“für ab 269 Euro mit drei Übernachtungen mit HP im Wellnesshotel, Wellnessgutschein über 50 Euro, Eintritt in den Baumwipfelpfad u.v.m. Oder ab Mitte Mai „Woid Wuidness“: Mit drei Übernachtungen/F, Rangertour, Tierfreigelände und Baumwipfelpfad für ab 95 Euro. Der Baumwipfelpfad in Neuschönau ist übrigens ein Muss und bietet mit 3.000 Metern Länge und 44 Metern Höhe faszinierende Einblicke in das Ökosystem Wald und von der Aussichtsplattform atemberaubende Ausblicke auf die Hausberge Rachel (1.453m) und Lusen (1.373m) bis in die Alpen. www.grafenau.de www.baumwipfelpfad.bayern
Waldkirchen ist mit gut über 10 000 Einwohnern zwar die größere, aber deutlich jüngere Stadtschwester im Landkreis „vorm Woid“. Zumindest Fashionvictims und Pflanzenfreunden dürfte sie jedoch ein Begriff sein. Immerhin gab es 2007 hier eine Gartenschau und das Modehaus Garhammer mit seiner Riesenauswahl an namhaften Labels erfreut sich auch bei Markenjägern bis weit ins Oberbayerische großer Beliebtheit. Und allen Klischees zum Trotz, im wuiden Woid kann auch edel getafelt werden: Das Sternerestaurant Johanns wurde vom Feinschmecker immerhin kürzlich auch noch unter die fünf coolsten Szene-Restaurants Deutschlands geadelt. Die Landschaft dagegen ist eher urtümlich, so gar nicht verkünstelt und geprägt von romantischen Schluchten und wilden Flussläufen. In der Saußbachklamm z.B., einem Naturschutzgebiet südlich von Waldkirchen hat die Erlau ganze Arbeit geleistet und die verwunschene Schlucht mit beeindruckenden, tonnenschweren Granitblöcken dekoriert. Insgesamt auch hier rund 100 Kilometer markierte Wanderwege. „GourmetKurztrip“: Zwei Übernachtungen/F, Wanderkarte und Mittagsmenü im Sternerestaurant Johanns u.v.m. für ab 99 Euro, „Waldkirchen entdecken“mit Leistungen s.o., statt Restaurant-Menü Bayerischer Weißwurstfrühschoppen ab 69 Euro. Beides buchbar bis 30.4. www.restaurant-johanns.de www.waldkirchen.de
Neureichenau: Früher ein Manko, heute ein Vorteil–die Lage an der Grenz´. Die Berge sind hier im Dreiländereck deutlich höher (Dreisessel 1.312m), das Klima ist rauher und die Landschaften entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs noch fast unberührt nach dem 40jährigen Dornröschenschlaf. Entsprechend attraktiv ist alles, was im Freien stattfinden kann und interessant ist auch die Reiseoption ins nahe Böhmen oder nach Oberösterreich. Die Pauschalangebote sind hier noch auffallend günstig und besonders lukrativ für Familien: z.B „Tierischer Sommerspaß“(ab April) kostet ab 99 Euro für sieben Übernachtungen mit Kinderfischen, Bauernhoferlebnistag, Baumwipfelpfad, Tierfreigelände u.v.m. Oder „2 Paddel, 3 Länder, 4 Pfoten“für ab 145 Euro mit sieben Übernachtungen, VierSchlösser-Schlauchboot-Tour, Huskynachmittag, Geo-Caching, u.v.m www.neureichenau.de