Schaufenster im Maxvorstadt-Hinterhof
Am Volkstheater kommen für „Radikal jung“wieder die kreativsten Regisseure der Szene zusammen
Es ist die radikale Antwort auf den Jugendwahn und die panische Angst davor, vielleicht doch nicht mehr ganz mitzubekommen, was die jeweils nächste Generation bewegt. Und gleichzeitig ist natürlich das Radikal jung-Festival, das in diesem Jahr vom 28. April bis 7. Mai schon in seine 13. Auflage geht, selbstverständlich das, was begeisterte Theaterfans in einem unbeobachteten Moment auch mal flapsig als „hot shit“bezeichnen. Volkstheater-Intendant Christian Stückl und sein Team haben diesmal neun Inszenierungen von Nachwuchskollegen nach München eingeladen.
Aus dem eigenen Haus steuert man die sehenswerte Das Schloss-Adaption nach Franz Kafka (Regie: Nicolas Charaux) bei. Ebenfalls einen Klassiker bringt Leonie Böhm vom Thalia Theater auf die Bühne. Sie hat sich nur einen originellen Kniff einfallen lassen, den Kenner bereits bei der Titelnennung Nathan die Weise nach Gotthold Ephraim Lessing durchschauen werden. Hier verschiebt sich die Perspektive des vermeintlich allzu bekannten Schulbuchklassikers auf Reha, Nathans Tochter, die sich ein eine eigenwillige, multikulturelle Patchwork-Familie einfügen muss (28.4.).
Gleich zwei Produktionen kommen vom Berliner Maxim Gorki Theater – Suna Gürlers Stören-Inszenierung über eine junge Frau, die mit ihrem Mitfahrer nachts im dunklen Wald landet (29.4.), sowie die SuperheldenFilm-Dekonstruktion The Making-of der Münchner Regisseurin Nora AbdelMaksoud (30.4./1.5.). Noch ein zweites Mal ist aber auch das Thalia vertreten – mit Wenn die Rolle singt oder der vollkommene Angler (1./12./13.5.), in Szene gesetzt von Johanna Louise Witt. Sie hat das Stück zusammen mit den Schauspielern Thomas Niehaus und Paul Schröder entwickelt.
Hinter dem Titel Der 2. Mai 2017 über eine Spielhandlung parallel zur „Tagesschau“im Fernsehen verbirgt sich eine Performance von Jan Philipp Stange vom Studio Naxos aus Frankfurt (2.5.).
Zwei Frauen an einem Grenzposten – eine israelische Soldatin und eine palästinensische Krankenschwester – lässt Regisseurin Pinar Karabulut in Gott wartet an der Haltestelle (4./5.5.) aufeinandertreffen. Vom berühmten Theater NT Gent kommt Florian Fischers Produktion mit dem sprechenden Titel Kroniek oder Wie man einen Toten im Apartment nebenan für 28 Monate vergisst (6.5.). Last but not least rundet Samira Elagoz mit der Performance Cock, Cock ... Who’s There (7.5.) das Programm ab, zu dem natürlich auch Publikumsgespräche und zwei Parties (28./30.4.) gehören. Hingehen!