Tastenstürmer
Tastenstürmer
JAZZ NOTES
Nachdem über viele Wochen ein Jazz-Highlight das andere jagte, bricht nun eine etwas trostlose Phase an – weil einige Konzert-Reihen jetzt schon bis zum Herbst aussetzen und manche Location mal kurz Luft holen muss, um das dicht gedrängte Sommerprogramm durchhalten zu können, das sich dann von Ende Juni bis in den August hinein zieht. Hier ein Überblick über das spärliche Angebot der nächsten zwei Wochen: Trompeter Florian Brandl geht mit seinem Projekt „Rejuvenation“im Millerzimmer des Künstlerhauses mal wieder auf Jazz-Verjüngungskur (26.5.).
In der Unterfahrt stellt die junge Sängerin Natalia Mateo ihr Album „De Profundis“vor (26.5.). Am nächsten Abend bleibt dort das Gesangsmikrofon kalt: da macht sich ein aufregend spielender, ungewöhnlich heißblütiger Finne namens Aki Rissanen über den Steinway her. Sogar das amerikanische Magazin Down Beat hat schon Notiz genommen von diesem unerschrockenen Tastenstürmer (Unterfahrt, 27.5.). Raul Midón weiß seine sehr geschmeidige, sonore, durchdringende Soul-Stimme perfekt einzusetzen und spielt sensationell Gitarre. In der Unterfahrt zitiert der umwerfende Performer Material seines neuen Albums „Bad Ass And Blind“(30.5.). Bassist Michael League kann sich über den Luxus freuen, aus einem Pool von mehreren Dutzend Musikern schöpfen zu können. Projektabhängig stattet er die texanische Großformation Snarky Puppy personell aus. Wir sind gespannt, wer diesmal dabei ist, wenn die zwischen Fusion, Funk, Jazz und Weltmusik changierende KultTruppe in die Muffathalle einfällt (31.5.).
Nicht zum ersten Mal wechselt der Spanier Jorge Rossy das Instrument. Lange bevor er zum ersten Schlagzeuger des Brad Mehldau Trios wurde, hat er Trompete und Klavier gespielt. Neuerdings lässt er Schlegel auf Metallplatten sausen. Sein Vibes Quintet ist furios besetzt, mit Tenorsaxofonist Mark Turner, Gitarrist Jaume Llombart und Bassist Doug Weiss. Das Schlagzeug-Set überlässt Rossy dem großartigen Joey Baron (Unterfahrt, 31.5.). Vielleicht sollte man zu dem Thema mal eine wissenschaftliche Untersuchung anstellen: warum nur kommen so viele außerirdische Bassisten ausgerechnet aus Kamerun? Einer von ihnen ist der stets mit schwarzen Handschuhen spielende Etienne Mbappé, der seine extraterrestrische Technik hier in München gerade erst wieder an der Seite von John McLaughlin demonstrierte. Nun kommt er als Bandleader zurück an die Isar – mit The Prophets gastiert der in Paris lebende Virtuose in der Unterfahrt. Seine Gruppe ist interessant instrumentiert: mit zwei Geigen, Duduk, Trompete, Tenorsaxofon, Keyboards, Schlagzeug (1.6.).
Im Gasteig feiern hiesige Labels und Veranstalter auf vier Bühnen am 3. Juni mal wieder ein ausgelassenes KlangFest. Mancher Act mit mehr oder weniger starkem Jazzanteil präsentiert sich bei dieser Sause: Sängerin Sandra Hollstein (Kleiner Konzertsaal, 15.15 Uhr), Gitarrist Azhar Kamal (Kleiner Konzertsaal, 17:15 Uhr), das Duo Le Bang Bang (19:30, Carl-Orff-Saal), Die Drei Damen (20:30 Uhr, Carl-Orff-Saal), die Band Distances (21:15 Uhr, Kleiner Konzertsaal) und das Trio Laccasax (21:30 Uhr, Carl-OrffSaal). Zur Big Band Night in der Unterfahrt spielt das Uptown Jazz Orchestra auf (5.6.). •••2009 hat sich Bassist Ben Williams bei der „Thelonious Monk International Bass Competition“gegen starke Konkurrenz (Joe Sanders, Matt Brewer) durchgesetzt und den Wettbewerb gewonnen. Nun kommt er mit einer neuen Truppe namens Sound Effect in die Unterfahrt. Mit Saxofonist Marcus Strickland, Gitarrist Alex Wintz und Drummer John Davis macht er Jazz funky (6.6.).
Ein Abend voller Klang-Poesie erwartet uns in der Unterfahrt, wo die israelische Pianistin Anat Fort mit ihrem Trio auf den italienischen Meister-Klarinettisten und Saxofonisten Gianluigi Trovesi trifft (7.6.). Hinter dem Namen ELEW steckt der einstige Wynton Marsalis-Pianist Eric Lewis, der eine verfilmenswerte Lebensgeschichte hinter sich hat. Am 8. Juni tritt dieser spannende Typ solo in der Unterfahrt auf.