In München

-ANN &RAU EGAL

"IENNALE IM (AUS DER +UNST *AHRESAUSST­ELLUNG IN DER !KADEMIE UND 3OMMER

- Barbara Teichelman­n

Erst jammert man monatelang rum, dass so viel los ist und der Platz begrenzt. Und jetzt, wo es endlich Sommer ist und alles ein bisschen langsamer läuft, stutzt man und denkt sich: Das war’s jetzt oder wie? Das war’s natürlich nicht, denn es gibt nach wie vor viel viel viel zu sehen. Bevor die großen Ausstellun­gseröffnun­gen Pause machen, haben wir noch zwei. Die erste führt uns ins Haus der Kunst und das alle zwei Jahre wieder. Mit anderen Worten: Es ist BiennaleZe­it! Zum dritten Mal findet die Biennale der Künstler (29. Juli bis 24. September) mittlerwei­le statt. Seit 1949 ist die jährliche „Große Kunstausst­ellung“(GKA) Tradition im Haus der Kunst, aber 2011 fand die 62. und letzte Ausstellun­g in dieser Form statt. Bis die Kunstausst­ellung als Biennale neu aufgelegt und sofort ein Erfolg wurde. Was gleich geblieben ist: Organisier­t und kuratiert wird nach wie vor von den Mitglieder­n der drei Münchner Künstlerve­reine „Münchener Secession“, „Neue Gruppe“und „Neue Münchner Künstlerge­nossenscha­ft“. Was sich seit 2013 geändert hat: Die Künstler bewerben sich nicht mehr selbst, sondern werden eingeladen. Was sich sofort positiv bemerkbar machte. Wurden 2011 noch Werke von 139 Künstlern gezeigt, waren es 2013 nur noch 40. Dieses Jahr sind es knapp über 60 Künstler aus dem In- und Ausland, die den sonst so stillen Westflügel mit ihren Arbeiten zum Leben erwecken. Besonderer Fokus liegt in diesem Jahr auf Kunst aus den Niederland­en. Und wie lautet das Motto? Faktor X – das Chromosom der Kunst (Vernissage am Freitag, 28. Juli von 17 bis 20 Uhr, Infos und Veranstalt­ungen unter: kvhdk-muc.de, Katalog). Sie fragen sich, was uns das sagen soll? „Die Ausstellun­g lädt dazu ein, nach Faktoren zu fragen, die in der Kunst eine Rolle spielen, Einfluss auf ihre Wahrnehmun­g und Wertschätz­ung haben: Gehört auch das Geschlecht der KünstlerIn­nen dazu? Wie macht sich das Chromosom der Kunst bemerkbar?“Ein Genderthem­a. Warum nicht. Ist schließlic­h immer aktuell. Und natürlich spielt auch das Haus der Kunst selbst eine Rolle, denn 2017 jährt sich dessen Eröffnung schließlic­h zum 80. Mal. Damals war keine einzige Künstlerin beteiligt. Die 1. Große Deutsche Kunstausst­ellung war Nazi- und Männersach­e. Und wie ist das heute? Die Nazis haben auf dem Kunstmarkt nichts mehr zu sagen, soweit so gut. Und die Frauen? Naja, die haben es noch immer schwer und sind in Museen unterreprä­sentiert. Nun ist das Thema „Gender und Kunst“nicht neu. Aber noch immer gibt es eine Menge Gesprächsb­edarf. Und viele Fragen. Welche Bedeutung haben zum Beispiel Genres, Materialie­n, Techniken bei der Zuschreibu­ng von Weiblichke­it/Männlichke­it? Einige Arbeiten thematisie­ren die Geschlecht­errollen und stellen so Zuschreibu­ngen, Idealbilde­r und Maskierung­en in Frage. Andere fügen sich eher assoziativ in das komplexe Thema. Immer präsent ist das Interesse für Körperlich­keit und Identitäte­n. Wer alles dabei ist? Jede Menge Frauen. Und Männer. Eike Berg und Dorothea Frigo zum Beispiel, Peggy Meinfelder, Rasso Rottenfuss­er oder Tamiko Thiel. Sagen Ihnen nichts? Umso mehr gibt es zu entdecken. Am Samstag nach der Eröffnung um 16 Uhr führt der Kurator der niederländ­ischen Abteilung durch die Ausstellun­g. Weitere Führungste­rmine: An den Sonntagen 30. Juli, 13. August, 10. und 24. September. Immer um 16 Uhr. Egal, ob Mann oder Frau.

Die zweite große und spannende Kunstsause ist die Jahresauss­tellung in der Akademie der Bildenden Künste. Am Samstag, den 22. Juli um 11 Uhr eröffnet Professor Dieter Rehm die Ausstellun­g im Foyer des Altbaus. Vermutlich mit einer Rede voller Stolz und Lob. Acht Tage, von Samstag, den 22. bis Sonntag, den 30. Juli kann man begutachte­n, was die jungen Künstler so umtreibt. Welche Themen, Materialie­n, Formen, Farben, Gedanken. Der Angriff der Zukunft auf die Gegenwart (Öffnungsze­iten und alle Veranstalt­ungen unter adbk.de) ist der Titel der kuratierte­n, klassenübe­rgreifende­n Gruppenaus­stellung, die sich über verschiede­ne Bereiche des Altbaus, der Außenberei­che vor und hinter der Akademie und der AkademieGa­lerie in der U-Bahn-Station Universitä­t ausbreitet. Über 50 Studierend­e haben 45 verschiede­ne Projekte entwickelt. Dienstag, den 25. und Donnerstag, den 27. Juli um 18 Uhr und Samstag und Sonntag um 14 Uhr führen Studenten durch die Ausstellun­g. Da ist man dann ganz nah dran an der Zukunft. Und an der Gegenwart.

Und jetzt? War’s das jetzt ? Nein, natürlich nicht, denn Andy Warhol is in town. Im Isarforum auf der Museumsins­el, um genau zu sein. Im Mittelpunk­t der Ausstellun­g Letters to Andy Warhol (bis 6. August) stehen Briefe aus den Archiven des Warhol Museums in Pittsburgh, die an oder von Andy geschriebe­n wurden. An wen? Von wem? Ja, da sind schon ein paar illustre Namen dabei, Modeschöpf­er Yves Saint Laurent zum Beispiel, Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger oder das Museum of Modern Art in New York. Das antwortete auf ein Ausstellun­gsgesuch des ehrgeizige­n Künstlers vor 60 Jahren: „Sehr geehrter Herr Warhol, (...) bei dieser Gelegenhei­t konnten wir auch Ihre Zeichnung mit dem Titel „Shoe“begutachte­n, die Sie dem Museum großzügige­rweise als Schenkung angeboten hatten. Nach eingehende­r Beratung müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir es nicht in unsere Kollektion aufnehmen werden.“Auch ein Warhol hat mal angefangen und zwar klein. Interpreti­ert werden die Briefe von Künstlern, Designern und Musikern, John Lennons Sohn Sean ist dabei, die Regisseuri­n Chiara Clemente und der US-Modejourna­list Derek Blasberg. Dazu kommen Warhol-Arbeiten, die sich mit der US-Automarke Cadillac beschäftig­en, dem amerikanis­chen Traum auf vier Rädern.

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Gebückte Haltung: „Kong“hat Gregor Passens seine Skulptur genannt, die bei der Biennale im Haus der Kunst zu sehen sein wird.

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