-ANN &RAU EGAL
"IENNALE IM (AUS DER +UNST *AHRESAUSSTELLUNG IN DER !KADEMIE UND 3OMMER
Erst jammert man monatelang rum, dass so viel los ist und der Platz begrenzt. Und jetzt, wo es endlich Sommer ist und alles ein bisschen langsamer läuft, stutzt man und denkt sich: Das war’s jetzt oder wie? Das war’s natürlich nicht, denn es gibt nach wie vor viel viel viel zu sehen. Bevor die großen Ausstellungseröffnungen Pause machen, haben wir noch zwei. Die erste führt uns ins Haus der Kunst und das alle zwei Jahre wieder. Mit anderen Worten: Es ist BiennaleZeit! Zum dritten Mal findet die Biennale der Künstler (29. Juli bis 24. September) mittlerweile statt. Seit 1949 ist die jährliche „Große Kunstausstellung“(GKA) Tradition im Haus der Kunst, aber 2011 fand die 62. und letzte Ausstellung in dieser Form statt. Bis die Kunstausstellung als Biennale neu aufgelegt und sofort ein Erfolg wurde. Was gleich geblieben ist: Organisiert und kuratiert wird nach wie vor von den Mitgliedern der drei Münchner Künstlervereine „Münchener Secession“, „Neue Gruppe“und „Neue Münchner Künstlergenossenschaft“. Was sich seit 2013 geändert hat: Die Künstler bewerben sich nicht mehr selbst, sondern werden eingeladen. Was sich sofort positiv bemerkbar machte. Wurden 2011 noch Werke von 139 Künstlern gezeigt, waren es 2013 nur noch 40. Dieses Jahr sind es knapp über 60 Künstler aus dem In- und Ausland, die den sonst so stillen Westflügel mit ihren Arbeiten zum Leben erwecken. Besonderer Fokus liegt in diesem Jahr auf Kunst aus den Niederlanden. Und wie lautet das Motto? Faktor X – das Chromosom der Kunst (Vernissage am Freitag, 28. Juli von 17 bis 20 Uhr, Infos und Veranstaltungen unter: kvhdk-muc.de, Katalog). Sie fragen sich, was uns das sagen soll? „Die Ausstellung lädt dazu ein, nach Faktoren zu fragen, die in der Kunst eine Rolle spielen, Einfluss auf ihre Wahrnehmung und Wertschätzung haben: Gehört auch das Geschlecht der KünstlerInnen dazu? Wie macht sich das Chromosom der Kunst bemerkbar?“Ein Genderthema. Warum nicht. Ist schließlich immer aktuell. Und natürlich spielt auch das Haus der Kunst selbst eine Rolle, denn 2017 jährt sich dessen Eröffnung schließlich zum 80. Mal. Damals war keine einzige Künstlerin beteiligt. Die 1. Große Deutsche Kunstausstellung war Nazi- und Männersache. Und wie ist das heute? Die Nazis haben auf dem Kunstmarkt nichts mehr zu sagen, soweit so gut. Und die Frauen? Naja, die haben es noch immer schwer und sind in Museen unterrepräsentiert. Nun ist das Thema „Gender und Kunst“nicht neu. Aber noch immer gibt es eine Menge Gesprächsbedarf. Und viele Fragen. Welche Bedeutung haben zum Beispiel Genres, Materialien, Techniken bei der Zuschreibung von Weiblichkeit/Männlichkeit? Einige Arbeiten thematisieren die Geschlechterrollen und stellen so Zuschreibungen, Idealbilder und Maskierungen in Frage. Andere fügen sich eher assoziativ in das komplexe Thema. Immer präsent ist das Interesse für Körperlichkeit und Identitäten. Wer alles dabei ist? Jede Menge Frauen. Und Männer. Eike Berg und Dorothea Frigo zum Beispiel, Peggy Meinfelder, Rasso Rottenfusser oder Tamiko Thiel. Sagen Ihnen nichts? Umso mehr gibt es zu entdecken. Am Samstag nach der Eröffnung um 16 Uhr führt der Kurator der niederländischen Abteilung durch die Ausstellung. Weitere Führungstermine: An den Sonntagen 30. Juli, 13. August, 10. und 24. September. Immer um 16 Uhr. Egal, ob Mann oder Frau.
Die zweite große und spannende Kunstsause ist die Jahresausstellung in der Akademie der Bildenden Künste. Am Samstag, den 22. Juli um 11 Uhr eröffnet Professor Dieter Rehm die Ausstellung im Foyer des Altbaus. Vermutlich mit einer Rede voller Stolz und Lob. Acht Tage, von Samstag, den 22. bis Sonntag, den 30. Juli kann man begutachten, was die jungen Künstler so umtreibt. Welche Themen, Materialien, Formen, Farben, Gedanken. Der Angriff der Zukunft auf die Gegenwart (Öffnungszeiten und alle Veranstaltungen unter adbk.de) ist der Titel der kuratierten, klassenübergreifenden Gruppenausstellung, die sich über verschiedene Bereiche des Altbaus, der Außenbereiche vor und hinter der Akademie und der AkademieGalerie in der U-Bahn-Station Universität ausbreitet. Über 50 Studierende haben 45 verschiedene Projekte entwickelt. Dienstag, den 25. und Donnerstag, den 27. Juli um 18 Uhr und Samstag und Sonntag um 14 Uhr führen Studenten durch die Ausstellung. Da ist man dann ganz nah dran an der Zukunft. Und an der Gegenwart.
Und jetzt? War’s das jetzt ? Nein, natürlich nicht, denn Andy Warhol is in town. Im Isarforum auf der Museumsinsel, um genau zu sein. Im Mittelpunkt der Ausstellung Letters to Andy Warhol (bis 6. August) stehen Briefe aus den Archiven des Warhol Museums in Pittsburgh, die an oder von Andy geschrieben wurden. An wen? Von wem? Ja, da sind schon ein paar illustre Namen dabei, Modeschöpfer Yves Saint Laurent zum Beispiel, Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger oder das Museum of Modern Art in New York. Das antwortete auf ein Ausstellungsgesuch des ehrgeizigen Künstlers vor 60 Jahren: „Sehr geehrter Herr Warhol, (...) bei dieser Gelegenheit konnten wir auch Ihre Zeichnung mit dem Titel „Shoe“begutachten, die Sie dem Museum großzügigerweise als Schenkung angeboten hatten. Nach eingehender Beratung müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir es nicht in unsere Kollektion aufnehmen werden.“Auch ein Warhol hat mal angefangen und zwar klein. Interpretiert werden die Briefe von Künstlern, Designern und Musikern, John Lennons Sohn Sean ist dabei, die Regisseurin Chiara Clemente und der US-Modejournalist Derek Blasberg. Dazu kommen Warhol-Arbeiten, die sich mit der US-Automarke Cadillac beschäftigen, dem amerikanischen Traum auf vier Rädern.