Catch me if you can
In seiner Mission als Volksschn ar chbe schleuniger hatteOld Goethe baby bisweilen anti-b ar bituratisc he Momente, in denen er seine Leser zu wecken vermochte, statt diese zu Morpheus’ Followern zu bekehren. „Goatie“, wie Yankees den Namen des Dichtervecks gerne aussprechen, hatte einen seiner wachsten und wachmachendsten Momente, als er sich entschloss, das mittelalterliche Versepos Reineke Fuchs mit dem Goethelabel zu pimpen. Reineke ist ein smarter Fiesling, frei von moralischem Ballast wie Gewissen, Ehrlichkeit, Friedfertigkeit und all dem humanistischen Tugendscheiß. Ölglatt und Bonnie-andClyde-dreist windet er sich aus allen situations. Wären da nicht sein flotter Prozessor und seine rhetorische Eleganz – Reineke könnte einen erfolgreichen modernen Politiker abgeben. Den anderen Tieren zieht er regelmäßig Fell und Federn über die Ohren. Einzig sein Onkel Grimbart, ein Dachs (biologisch nicht ganz sauber, but hey, it’s fiction!), der König Nobel (Löwe, was sonst?) und ein paar königliche Berater halten zum Fiesfuchs, weil er ihnen nützt. Beim Hoftag sprechen allerdings so viele Kläger vor, dass selbst der auf dem Fuchsauge blinde König nicht mehr anders kann, als Reineke vorzuladen. Das knallt an sich schon wie Machiavelli on the rocks. Erst recht live und upgecycelt mit der WDR Big Band, Fiesdialekten und anderen Sprachschrullen, passend zum Respektlevel der jeweiligen Tierfigur. Der Wolf Isegrimm mit seinem heavy O-und-RFetischismus bekommt einen Touch Führer wie der Fake-German („Schnätzel!“) sabbernde Adolf Wolf in Tex Averys Fuck-the-Nazis-Cartoon Blitz Wolf (1942). Meister Lampe der strapaziert mit einer Gänse häutend gemümmelten Sangeseinlage. Und der Auftritt von Henning Hahn klingt wie ein Direktlink zu Wigald Bonings Hit Gimme More Huhn – karikiert von der jazzigspöttischen Soundkulisse der WDR Big Band Köln. Die Geschichte ist arg komprimiert und verzichtet auf den Orginal-Showdown, den Zweikampf zwischen Reineke und seinem Power-Enemy Isegrimm. Dennoch opulentes Thanksgiving in die Ohren. Johann Wolfgang von Goethe: Reineke
Fuchs. Live gevoicet von Theo Bleckmann, Ulrich Noethen, Nina Kawalun und Peter Saurbier; Musik: WDR Big Band Köln, 1 CD, 1 Std., kidskompatibel, www.deraudio-verlag.de