Waguih Ghali
Snooker in Kairo
(C.H. Beck)
Wie kann man überzeugter Kommunist sein, mit dem Kampf gegen Besatzungsmächte sympathisieren, ein dekadentes Herrschersystem kritisieren, das die Reichen begünstigt, und trotzdem nicht auf Maßanzüge, Cocktail-Exzesse und ein vom echten Staub und wahren Gefahren abgeschottetes Leben hinter den hohen Mauern von exklusiven Oberschicht-Privatclubs führen? Es ist nicht so, dass sich Ram, ein latent schnöseliges Mitglied der ägyptischen Oberschicht, diese Frage nicht auch selbst stellt. Und doch ist er nicht nur den hochprozentigen Drinks, den feinen Verlockungen der Millionenmetropole, sondern auch dem freien europäischen Denken – und
einer nicht ganz ungefährlichen Liebe zu seiner jüdischen Freundin Edna - verfallen. Waguih Ghalis eleganter Herumtreiberroman „Snooker in Kairo“erschien bereits in den 60er Jahren, erlebte aber während der kurzen hoffnungsfrohen Phase des Arabischen Frühlings bei der umstürzlerischen Jugend in Ägypten eine enorme Renaissance. Es geht nämlich nicht nur um große gesellschaftliche Fragen, sondern auch darum, wie man selbstbestimmt – und einigermaßen würdevoll – seinen Platz im Leben findet. „Fänger im Roggen“meets „Der Große Gatsby“– und ein verruchter, Gedanken und Widerspruch-provozierendes Schelmenstück, das jetzt endlich erst auf Deutsch erschienen ist. Darauf einen Martini!