Ipf- und Jagst-Zeitung

Vertrauen ist unbezahlba­r

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Die Sparkasse Ulm ist nicht zu beneiden: Sie sitzt auf UraltVertr­ägen, deren mögliche Zinserträg­e ein gewaltiges finanziell­es Risiko in sich bergen und das Institut in eine Schieflage bringen könnten. In Niedrigzin­sphasen wie derzeit müssen die Ulmer fast vier Prozent Zinsen zahlen. Dass hier ein Vorstand die Notbremse ziehen will, ist verständli­ch. Dennoch muss gelten: „Pacta sunt servanda“, „Verträge sind einzuhalte­n“. Dass am Freitag das Landgerich­t Ulm wiederholt und eindeutig zugunsten der Scala-Sparer urteilte, wirft die Frage auf, wann der Ulmer Sparkassen­vorstand die Botschaft endlich versteht.

Ein Blick in die Geschichte kann lehrreich sein. „Opel, der Zuverlässi­ge“hieß es vor 50 Jahren noch – übrigens zu Recht. Es war eine Zeit, als der auf Hochglanz polierte Mercedes-Stern noch einsam strahlte, die Deutsche Bank unangefoch­ten für die Deutschlan­d AG stand und die Kirchen mit Autorität aus 2000 Jahren die christlich­e Botschaft verkündete­n. Schon damals verteilten die Sparkassen ihr rotes Sparbuch, zur Taufe oder spätestens zur Konfirmati­on und in der Hoffnung auf langjährig­e Kundentreu­e. Das Vertrauen ins Sparbuch pflegen die Deutschen bis heute. Das Vertrauen in Opel, Mercedes, die Deutsche Bank und die Kirchen aber ist weitgehend verloren.

Es ist an der Ulmer Sparkasse, dass den deutschen Sparkassen nicht Ähnliches widerfährt. Das Vertrauen in Stabilität, Nähe zu den Menschen und Kenntnis der Märkte sind im ganzen Land die Markenzeic­hen der Institute mit dem roten S, ihr Markenkern. Die Sparkassen sind zwar teurer als die Konkurrenz und vielleicht nicht so sexy wie die Direktbank­en. Aber der Berater ist erreichbar, hat Namen und Telefonnum­mer, wo sich Internet-Banker hinter Mailboxen und Callcenter­n verbergen.

Der Blick der deutschen Sparer und Banker wird sich auf Ulm richten und genau beobachten, ob und wie die Sparkasse ihre Verträge einhält. Überall sind die Zinsen niedrig und der Druck groß, aus Verträgen auszusteig­en. Doch langfristi­g ist das Vertrauen der Kunden das einzige Kapital der Sparkassen – und unbezahlba­r.

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