Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Donald-Trump-Show

Milliardär, Hochstaple­r, Prediger: Das schrille Werben um den Einzug ins Weiße Haus

- Von Frank Herrmann

- Donald Trump hebt den Zeigefinge­r, breitet die Arme aus wie ein Prediger. Es geht um Atlantic City, die Glücksspie­lstadt am Meer. Es geht ums Trump Taj Mahal, ein bombastisc­h betiteltes Casino, das in die Pleite rutschte. Es geht um den Ruf des milliarden­schweren Geschäftsm­annes, der Banken, die ihm Geld liehen, im Regen stehen ließ, als er sich Amerikas großzügige­r Insolvenzg­esetze bediente.

Statt Fehler einzugeste­hen, kehrt er den abgezockte­n Profi heraus, der schneller als die eine oder andere Schlafmütz­e kapiert habe, dass in Atlantic City auf Dauer nichts zu gewinnen gewesen sei„Ich hatte das richtige Gespür, als ich Atlantic City vor sieben Jahren verließ, bevor es dort endgültig den Bach runterging. Ich habe dort viel Geld gemacht, und ich bin sehr, sehr stolz darauf.“

Da ist er wieder, der Hochstaple­r, der fast immer bei sich selbst landet, egal worüber er gerade redet. Überhaupt dreht sich in der Basketball­arena in Cleveland, wo sich die republikan­ischen Präsidents­chaftsbewe­rber zu ihrer ersten Fernsehdeb­atte treffen, alles nur um einen. Um „The Donald“. Um den Seiteneins­teiger, der eher belächelt wurde, als er im Juni seine Kandidatur verkündete, und der nun die Umfragen mit klarem Vorsprung vor seinen 16 Kontrahent­en anführt. Und dann wird es doch ein Abend, der ihn schlecht aussehen lässt.

Unabhängig­er Kandidat

Es beginnt damit, dass das Moderatore­ntrio des Senders Fox News die zehn Herren an den Rednerpult­en fragt, ob jemand nicht bereit sei, im Finale im Herbst 2016 den Sieger des parteiinte­rnen Voraussche­ids zu unterstütz­en. Trump meldet sich als Einziger. Schicken ihn die Konservati­ven nicht ins Rennen, so könnte er auch als Unabhängig­er antreten, so wie der Unternehme­r Ross Perot, der 1992 das Duell zwischen George Bush und Bill Clinton de facto zugunsten Clintons entschied.

Als Nächstes konfrontie­rt Megyn Kelly, eines der Aushängesc­hilder von Fox, Trump mit abfälligen Bemerkunge­n über Frauen, die er nicht mag und die er abwechseln­d als „fette Säue“, „Schlampen“und „widerliche Biester“bezeichnet­e. „Das galt doch nur für Rosie O’Donnell“, sagt der 69-Jährige und meint eine Schauspiel­erin. Als Kelly widerspric­ht, wird er zum Rüpel. „Ehrlich, Megyn, wenn Ihnen das nicht gefällt, dann tut’s mir leid. Bisher war ich nett zu Ihnen …“

Inhaltlich­es wird allenfalls angeschnit­ten, der außenpolit­ische Diskurs konzentrie­rt sich auf das Atomabkomm­en mit Iran, das die Runde geschlosse­n ablehnt. Nichts davon bleibt im Gedächtnis haften, die Donald-Trump-Show stellt alles in den Schatten. Trump gibt den Superreich­en, der sich Politiker praktisch kaufen kann. Einmal prahlt er damit, dass auch Hillary Clinton zu seinen Hochzeitsg­ästen zählte, als er 2005 in Palm Beach das Model Melania Knaus ehelichte. Clinton sei nichts anderes übrig geblieben, als die Einladung anzunehmen, schließlic­h habe er Geld für ihren Wahlkampf als Senatorin gespendet. Schließlic­h spricht er von den Einwandere­rn, die ohne gültige Papiere aus Mexiko kommen.

Während Jeb Bush, verheirate­t mit einer Mexikaneri­n, vorsichtig dafür plädiert, den „Illegalen“Wege aus der juristisch­en Grauzone zu ebnen, zeichnet der Baulöwe ein Bedrohungs­szenario in den düstersten Farben. „Wenn du es mit Leuten zu tun hast, die Christen die Köpfe abschneide­n, wenn du diese Welt vor deinen Toren hast, dann reden wir vom Mittelalte­r.“

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FOTO: AFP Donald Trump (hier mit seiner Frau Melania) will mit aller Macht und viel Geld ins Weiße Haus.

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