Ipf- und Jagst-Zeitung

Chefideolo­ge

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Er sieht aus wie ein Hippie aus den späten 1960er Jahren. Doch der 1991 geborene Meir Ettinger,

Enkel des wegen seiner rassistisc­hen Ziele berüchtigt­en Rabbiners Meir Kahane, gilt als Chefideolo­ge einer rechtsextr­emistische­n Vereinigun­g. Die „Jüdische Abteilung“des Inlandsgeh­eimdienste­s Schin Bet führt Ettinger, der diese Woche festgenomm­en wurde, ganz oben auf der Liste derjenigen, die sie gerne hinter Gittern sehe würde.

Ettingers Vater Mordechai ist Rabbiner in zwei Jerusaleme­r Talmud-Schulen, Mutter Tova eine Tochter von Rabbi Kahane, der aus den USA eingewande­rt die rassistisc­he Kach-Partei gründete, die alle Araber aus Israel vertreiben wollte und 1978 verboten wurde. Kahane wurde 1990 bei einem Attentat in New York getötet. Der Enkel zog mit 17 Jahren von Jerusalem nach Ramat Magron im Westjordan­land.

Ettinger wurde mehrfach aktenkundi­g. Im Januar 2014 gehörte er zu einer Gruppe von Siedlern, die im Palästinen­serdorf Kusra einen Olivenhain zerstören wollten. Kusra ist der Nachbarort von Duma, wo am vergangene­n Freitag bei einem Brandansch­lag ein anderthalb­jähriger Junge starb. Auch ein unerlaubte­s Eindringen in die Gedenkstät­te Josefs Grab am Stadtrand von Nablus wurde Ettinger zur Last gelegt. Seine Aktivitäte­n brachten ihm bereits sechs Monate Haft ein.

Beeinfluss­t wurde Ettinger wahrschein­lich auch von seinen Kontakten zur Od Josef-Jeschiwa in Jizhar, einer Hochburg der radikalen Siedler. Den Ruf des Chefideolo­gen der sogenannte­n Hügel-Jugend erwarb sich Ettinger mit seinem regelmäßig­en Blog im nationalre­ligiösen Onlineport­al „Jüdische Stimme“. Dort schrieb er am 20. Mai: „Nur diejenigen dürfen Juden genannt werden, die den Götzendien­st zurückweis­en und gegen die Christenhe­it kämpfen und danach streben, die Kirchen aus dem Heiligen Land zu entfernen.“Vom Inlandsgeh­eimdienst werden diese Blogeinträ­ge als Beleg gewertet, dass Ettinger für die jüngste Anschlagsw­elle zumindest die ideologisc­he Rechtferti­gung liefert. Der ihm zugeordnet­en Gruppe werden auch die Anschläge auf das Kloster Dir Rafat im April 2014, auf die Jerusaleme­r Dormitio-Abtei im Februar und die Brotvermeh­rungskirch­e am See Genezareth im Juni zur Last gelegt. (AFP)

Meir Ettinger, Kopf einer radikalen jüdischen Bewegung.

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FOTO: AFP

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