Trump schert sich nicht
Staunend verfolgen die Amerikaner, wie der Unternehmer Donald Trump mit allen Regeln des politischen Betriebs bricht. Obwohl er in den Reihen der Republikaner antritt, will er nicht ausschließen, als Unabhängiger ins Rennen ums Oval Office zu gehen, falls er beim Kandidatenwettstreit den Kürzeren zieht.
Trump schert sich nicht um die Parteilinie. Hauptsache, sein Name bleibt in den Schlagzeilen. Eines hat er schon jetzt erreicht, er hat den Ton der Kampagne verändert. Er zwingt die Republikaner, sich verstärkt jener wütenden weißen Mittelschicht zuzuwenden, die mit dem Aufstieg spanischsprechender Einwanderer die Angst vor dem eigenen sozialen Abstieg verbindet. Sein Idealbild Amerikas ist das der 1950er-Jahre, als mangels globaler Konkurrenz die Wirtschaft florierte und die GIs die freie Welt beschützten.
Die Nostalgie, für die Trump steht, war schon einmal zu spüren, nach der Wahl Barack Obamas heraufbeschworen von der Tea Party, die sich gegen eine Ära auflehnte, in der ein Mann mit dunkler Haut Präsident werden konnte. Trump ist kein Tea-Party-Rebell, er ist Geschäftsmann, ein Populist auf der Suche nach einer Marktlücke. Nach seiner Lesart lässt sich eine Elite in Washington von raffinierteren Gegenspielern, ob sie nun in Peking, Moskau oder MexikoStadt sitzen, permanent über den Tisch ziehen, ohne energisch entgegenzutreten. Billige Sprüche, aber einstweilen finden sie Gehör.
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