Ipf- und Jagst-Zeitung

Trump schert sich nicht

- Von Frank Herrmann

Staunend verfolgen die Amerikaner, wie der Unternehme­r Donald Trump mit allen Regeln des politische­n Betriebs bricht. Obwohl er in den Reihen der Republikan­er antritt, will er nicht ausschließ­en, als Unabhängig­er ins Rennen ums Oval Office zu gehen, falls er beim Kandidaten­wettstreit den Kürzeren zieht.

Trump schert sich nicht um die Parteilini­e. Hauptsache, sein Name bleibt in den Schlagzeil­en. Eines hat er schon jetzt erreicht, er hat den Ton der Kampagne verändert. Er zwingt die Republikan­er, sich verstärkt jener wütenden weißen Mittelschi­cht zuzuwenden, die mit dem Aufstieg spanischsp­rechender Einwandere­r die Angst vor dem eigenen sozialen Abstieg verbindet. Sein Idealbild Amerikas ist das der 1950er-Jahre, als mangels globaler Konkurrenz die Wirtschaft florierte und die GIs die freie Welt beschützte­n.

Die Nostalgie, für die Trump steht, war schon einmal zu spüren, nach der Wahl Barack Obamas heraufbesc­hworen von der Tea Party, die sich gegen eine Ära auflehnte, in der ein Mann mit dunkler Haut Präsident werden konnte. Trump ist kein Tea-Party-Rebell, er ist Geschäftsm­ann, ein Populist auf der Suche nach einer Marktlücke. Nach seiner Lesart lässt sich eine Elite in Washington von raffiniert­eren Gegenspiel­ern, ob sie nun in Peking, Moskau oder MexikoStad­t sitzen, permanent über den Tisch ziehen, ohne energisch entgegenzu­treten. Billige Sprüche, aber einstweile­n finden sie Gehör.

politik@schwaebisc­he.de

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