Vor allem Ostdeutschland dünnt aus und wird älter
Der demografische Wandel hat vor allem den Osten der Republik fest im Griff. Laut Bundesregierung wird es in den nächsten 15 Jahren zu einer weiteren Ausdünnung vor allem in den ostdeutschen Bundesländern kommen. In ländlichen Regionen der neuen Länder wird laut Raumordnungsprognose 2035 des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) die Bevölkerung bis 2030 um zehn bis 20 Prozent zurückgehen.
In vom Strukturwandel geprägten westdeutschen Regionen rechnen die Experten bis 2030 ebenfalls mit deutlichen Bevölkerungsverlusten von bis zu zehn Prozent – etwa im Saarland und im Ruhrgebiet. So werde es in Deutschland nur noch wenige Wachstumszentren geben, darunter vor allem städtische Regionen im Westen sowie Berlin mit Umland.
Zugleich wird die Bevölkerung im Durchschnitt deutlich älter. So wird bis 2030 der Anteil der über 60-Jährigen vor allem in bestimmten Regionen von Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz um mehr als 25 Prozent wachsen. Dieser Trend gelte auch für die südlichen Regionen Hessens, für Nordrhein-Westfalen mit Ausnahme des Ruhrgebiets und des Niederrheins sowie für große Teile Niedersachsens, SchleswigHolsteins und Mecklenburg-Vorpommerns.
Dabei handelt es sich den Angaben zufolge vor allem um Regionen, in denen der Anteil der über 60-Jährigen 2012 mit etwa 25 Prozent noch vergleichsweise niedrig war. Jene Regionen Sachsens, Thüringens und Sachsen-Anhalts, die bereits 2012 mit 30 Prozent und mehr einen hohen Anteil von Menschen über 60 Jahren aufwiesen, werden der Prognose zufolge bis 2030 einen Zuwachs der über 60-Jährigen zwischen sechs und 20 Prozent verzeichnen.
Ziel: gleiche Lebensverhältnisse
Vor diesem Hintergrund hebt die Bundesregierung die Bedeutung der „Regionalentwicklung schrumpfender ländlicher Räume“und des Ziels der „Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“hervor. Dieses Ziel werde mit Priorität verfolgt und sei „als Leitvorstellung der Raumordnung des Bundes und der Länder gesetzlich verankert“.
Damit dies gelingen kann, muss die Politik neben der demografischen Entwicklung auf gesellschaftliche Ansprüche wie Kinderbetreuung, technologische Entwicklungen wie das Internet, veränderte Organisationsstrukturen und die Entwicklung der Wirtschaftskraft Einfluss nehmen.
Reint E. Gropp, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, sieht vor allem die ostdeutsche Wirtschaft unter Druck: „Sie leidet schon jetzt unter dem Fachkräfteund Azubi-Mangel.“Aber er sucht auch nach Lösungen. „Einwanderung kann den Prozess verlangsamen und abfedern, aber die Probleme nicht vollständig lösen. Ein Zuwanderungsgesetz könnte da schon helfen, auch wenn es eigentlich zu spät kommt.“
Laut Gropp könnten die neuen Bundesländer zu Vorreitern beim Entwickeln und Umsetzen von Lösungen werden: „Der Rückgang hat ja auch positive Seiten für qualifizierte Arbeitnehmer: Die Löhne werden steigen und es gibt mehr attraktive Stellenangebote.“(AFP/dpa)