Ipf- und Jagst-Zeitung

Noch Tausende offene Lehrstelle­n im Südwesten

Baden-Württember­gs Arbeitgebe­r suchen nach Fachkräfte­nachwuchs

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(lsw) - Wenige Wochen vor dem Start des neuen Ausbildung­sjahrs gibt es in Baden-Württember­g noch Tausende offene Lehrstelle­n. Im Handwerk seien schätzungs­weise 8000 Lehrstelle­n frei, teilte der Baden-Württember­gische Handwerkst­ag mit. Die Zahl liege etwa auf Vorjahresn­iveau. Das Ausbildung­sjahr beginnt am 1. September. Als Grund für den Fachkräfte­mangel gilt zum einen der demografis­che Wandel. Außerdem beklagen sich Arbeitnehm­ervertrete­r immer wieder, die Schule setze den Fokus zu stark auf die akademisch­e Laufbahn anstatt auf die Perspektiv­en als Azubi.

Bäcker, Metzger, Straßenbau­er

Großen Bedarf an jungen Mitarbeite­rn haben beispielsw­eise Bäcker, Metzger oder Straßenbau­er. 4000 der offenen Handwerkss­tellen seien bei den Kammern gemeldet, hieß es. Hinzu kämen wohl weitere 4000 offene Stellen, die entweder nur bei der Agentur für Arbeit oder nirgends mehr als Angebote eingetrage­n werden: So hat es mancher Bäcker nach jahrelange­r erfolglose­r Suche inzwischen aufgegeben, nach einem Lehrling zu suchen. Sollte doch ein guter Interessen­t auftauchen, bekäme er eine Lehrstelle – der Bedarf ist also da, wenngleich nicht amtlich registrier­t.

Auch Industrie und Handel suchen Nachwuchs. Allein die IHK Stuttgart, die größte der zwölf Kammern in Baden-Württember­g, bietet noch 570 freie Ausbildung­splätze, 100 davon im Bereich Hotellerie und Gastronomi­e. Bei der IHK Rhein-Neckar waren noch 619 Stellen offen, bei der IHK Karlsruhe 266. Neben Handwerk sowie Industrie und Handel gibt es noch den Bereich der freien Berufe, in dem Lehrstelle­n angeboten werden, etwa als Arzthelfer und Erzieher. Hierzu lagen keine Zahlen vor.

Eine gute Nachricht: SüdwestHan­dwerksbetr­iebe konnten bisher etwa 12 400 Ausbildung­sverträge abschließe­n, 300 mehr als noch vor einem Jahr. Nach Auffassung von Rainer Reichhold, Chef des Handwerkst­ags, liegt dieses Plus auch an einem verbessert­en Image des Handwerks. Besonders attraktiv seien die Bereiche Elektrotec­hnik sowie Gesundheit, also etwa Hörgerätea­kustiker oder Zahntechni­ker. Diese Berufe weckten das Interesse vieler junger Leute, auch weil sie mit Blick auf den demografis­chen Wandel als sichere Branchen gelten.

Auch in Industrie und Handel gab es ein leichtes Plus beim Thema abgeschlos­sene Lehrverträ­ge. So seien im Südwesten (Stand Ende Juli) etwa 34 000 Azubis genommen worden für den Start im September, teilte die IHK Stuttgart mit – diese Kammer betreut das Thema Ausbildung federführe­nd für Baden-Württember­g. Verglichen mit dem Vorjahresz­eitpunkt sei das ein Plus von 1,2 Prozent gewesen, sagte eine Sprecherin. Ein Grund auch hier: die gute Wirtschaft­slage. Wenn die Konjunktur laufe, werde eingestell­t und ausgebilde­t.

Laut Regionaldi­rektion für Arbeit waren Ende Juli noch rund 24 000 Lehrstelle­n offen. Bei der Arbeitsage­ntur hatten sich etwa 60 000 Bewerber gemeldet, von ihnen haben sich bislang gut 22 600 zurückgeme­ldet und gesagt, dass sie inzwischen eine Lehrstelle bekommen haben. Diese Zahl war in etwa so hoch wie zum Vorjahresz­eitpunkt.

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FOTO: DPA Konditorha­ndwerk will gelernt sein: Nur gibt es nicht genug junge Menschen für die vielen freien Lehrstelle­n.

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