Ausgebildete Theaterdarstellerin
Marie-Luise Marjan über ihre Rolle als Helga Beimer in der
„Lindenstraße“
Das Schauspiel lernte
geschieden. Die Einschaltquote der seit 30 Jahren laufenden Serie ist von ehemals mehr als zwölf Millionen Zuschauern auf zweieinhalb Millionen gesunken. Dennoch hat die ARD die Produktionsverträge im vergangenen Jahr bis 2016 verlängert.
Die Rollenzuschreibung als Mutter steht im Kontrast zu Marjans eigenem Leben. Von ihrer eigenen Mutter wurde sie ins Waisenhaus gebracht, kaum dass sie am 9. August 1940 im Zweiten Weltkrieg in Essen das Licht der Welt erblickt hatte. Bald darauf kam sie in eine Pflegefamilie in Hattingen an der Ruhr. Dass sie ein Adoptivkind ist, erfuhr Marjan erst mit 16 über eine Mitschülerin – eine schockierende Nachricht.
Dieses Jugenderlebnis wirkte prägend: „Eine gewisse Distanz ist mir zueigen. Ich bin ein vorsichtiger Mensch.“Selbst gründete sie nie eine Familie, eine 25-jährige Beziehung ohne Trauschein endete vor einigen Jahren. Interesse habe sie freilich immer noch, verriet sie der „Bunten“: „Das Kapitel mit den Männern ist noch nicht abgeschlossen“, sagte sie. Zu alt für so etwas sei sie noch lange nicht. „Ich bin doch noch sexy – oder?“, fügte Marjan kokett hinzu.
Ihre leibliche Mutter lernte Marjan später kennen. Sie bemühte sich um den Kontakt und besuchte sie später in Kanada, wohin diese ausgewandert war. Doch das Verhältnis zu ihr blieb kühl. „Ich bin ihr aber nicht böse, dass sie mich damals weggegeben (Foto: dpa) nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Sprechstundenhilfe Ende der 1950erJahre an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Hamburg. Es folgten Engagements in Basel, Karlsruhe und Bonn. Der Höhepunkt ihrer Theaterkarriere wurde hat. Denn sie hatte ja eigentlich das gleiche Schicksal wie ich, war auch im Waisenhaus“, sagt Marjan. Enttäuscht sei sie aber darüber gewesen, dass die Mutter ihr nichts über ihren Vater erzählen wollte.
Erst 2007 fand Marjan heraus, wer er war. Sie erfuhr, dass sie einen Halbbruder namens Günther sowie mehrere Cousinen und Cousins hat. Ihren 75. Geburtstag will Marjan, die das von 1967 bis 1979 dauernde Engagement am Schauspielhaus Bochum, wo Marjan in Inszenierungen von Peter Zadek, Hans Neuenfels oder Jürgen Flimm ein Publikumsliebling wurde. Mit der von Elke Heidenreich geschriebenen Serie „Tour de Ruhr“hatte sie 1981 – als Mutter – ihren Durchbruch im TV. (AFP) privat zwischen Köln und Hamburg pendelt, auch mit ihrer neuen Familie feiern. „Ich bin froh, dass ich sie gefunden habe“, sagt sie.
Warum sie bei ihrer Familiengeschichte als Kinderlose auf die Mutterrolle abonniert ist, beantwortete Marjan einmal mit einer Gegenfrage: „Muss man ein Mörder sein, um einen Mörder zu spielen?“Sie habe eben sehr viel Mütterliches an sich.
Doch nicht immer ist Marjan uneingeschränkt glücklich als „Mutter Beimer“: Entsprechend ihrer Ausbildung im Charakterfach am Theater ärgerte sich Marjan manches Mal darüber, wie einfach „Lindenstraße“Erfinder Hans W. Geißendörfer die Helga Beimer anlegte und wie sich die Figur bis heute in vielen Folgen gibt. „In solchen Momenten versuche ich sie mit einem Augenzwinkern zu spielen, mit Humor - damit die Zuschauer erkennen, dass ich in dem Moment so handeln muss, es aber eigentlich besser weiß.“Aber weiter spielen, das will Marjan auf jeden Fall.