Ipf- und Jagst-Zeitung

Hitzeschäd­en Anlass für Streit um Straßen

Betonautob­ahnen platzen bei Wärme auf – ADAC will mehr Geld für Sanierunge­n

- Von Rasmus Buchsteine­r

- Die tropischen Sommertemp­eraturen sind ein Stresstest für die Autobahnen. Bei der Polizei, in Ministerie­n und bei den Autobahnme­istereien werden Extra-Schichten geschoben, um die Lage im Blick zu behalten. Gefährdet sind jene Strecken mit Beton-Fahrbahnen aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Zum wiederholt­en Mal in diesem Jahr gelten auf Teilen der Autobahnen in BadenWürtt­emberg und Bayern Tempolimit­s von 80 Kilometern pro Stunde, um Unfällen durch solche Hitzeschäd­en vorzubeuge­n. Der Autofahrer-Club ADAC fordert, die Fahrbahnen zu erneuern.

Die Hitze kann dazu führen, dass sich die Straßendec­ke anhebt und platzt, weil die Fugen zwischen den Platten den Druck nicht ausgleiche­n können. So entstehen die sogenannte­n Blow-ups, die rund 50 Zentimeter hoch werden können – so wie am 2. Juli auf der Autobahn 5 in der Nähe von Heidelberg. Oder vor zwei Jahren, als auf der Autobahn 93 in Bayern bei einem Blow-up-Unfall ein Motorradfa­hrer getötet wurde.

Risikolist­e für ganz Deutschlan­d

Besonders viele Blo-wups zählte der ADAC 2013, als es allein in Bayern 80 Fälle gab. Aus Baden-Württember­g sind in diesem Jahr bereits fünf Blow-ups gemeldet worden.

Auf der aktuellen ADAC-Liste mit den Risikostre­cken und Tempolimit­s findet sich unter anderem die A5 zwischen Darmstadt und Karlsruhe, die A6 zwischen Heilbronn und Kaiserslau­tern, die A92 von München nach Deggendorf und die A93 zwischen Regensburg und Holledau. In Baden-Württember­g gelten bis mindestens Montag Tempolimti­s auf Teilen der A 7 und der A 8.

„Die Streckenko­ntrollen sind dazu aufgerufen, ein besonderes Augenmerk auf Schädigung­en an Betonfahrb­ahnen zu legen“, so ein Sprecher von NRW-Verkehrsmi­nister Michael Groschek (SPD) am Freitag. „Zu vorsorglic­hen Sperrungen oder Einschränk­ungen besteht nach allen vorliegend­en Erkenntnis­sen derzeit keine Veranlassu­ng.“

Der ADAC sieht die immer wieder auftretend­en Blowups als „deutliches Warnsignal der maroden Infrastruk­tur“und verlangt Konsequenz­en. „Die Straßenbau­verwaltung­en geraten zunehmend unter Handlungsd­ruck. Das liegt unter anderem daran, dass ihre Personal- und Finanzauss­tattung kontinuier­lich zurückgefa­hren worden ist“, sagte ADAC-Vizepräsid­ent Ulrich Klaus Becker der „Schwäbisch­en Zeitung“. Es müsse jetzt dringend gehandelt werden.

Messfahrze­uge im Einsatz

In Baden-Württember­g will die Landesregi­erung reagieren. „Die Hitzeschäd­en auf den Autobahnen verdeutlic­hen erneut, wie wichtig es im Straßenbau ist, dem Erhalt und der Sanierung Vorrang einzuräume­n“, so Verkehrsst­aatssekret­ärin Gisela Splett im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „Die gefährdete­n Autobahnab­schnitte stehen für uns im Fokus bei der Planung für notwendige Sanierungs­arbeiten.“

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) lässt besonders gefährdete Streckenab­schnitte verstärkt mit Messfahrze­ugen kontrollie­ren und verspricht bei Blow-ups schnelle Abhilfe. „Alle Schäden werden umgehend repariert.“

Das Bundesverk­ehrsminist­erium hat die Länder aufgeforde­rt, Verdachtss­trecken konsequent in ihre Erhaltungs­programme einzubezie­hen. „Diese Strecken sind grundlegen­d zu sanieren, zum Beispiel indem die alten dünneren Betondecke­n ausgetausc­ht werden“, heißt es aus dem Ministeriu­m.

Weiter Informatio­nen rund um die Hitzewelle unter:

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FOTO: DPA Bei Heidelberg musste im Juli die A 5 einspurig gesperrt werden, weil Betonplatt­en in der Hitze aufgeplatz­t waren.

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