Die Erde steht bis heute nicht still
Über 100 Tage nach dem Erdbeben in Nepal gibt es immer noch Nachbeben
(an) - Über drei Monate sind seit den verheerenden Erdbeben am 25. April und 12. Mai in Nepal vergangen. Bis heute steht die Erde nicht still und die Nachbeben nehmen kein Ende. Heftige Regen, Stürme, Überflutungen und Erdrutsche setzen den Nepalesen während des Monsuns außerdem zu. „88 0000 Haushalte wurden komplett oder partiell zerstört und 8898 Menschen haben ihr Leben verloren. Nur 50 Prozent der Menschen in den 14 betroffenen Distrikten haben bislang Hilfe beim Bau von Notunterkünften erhalten“, berichtet Rocco Umbescheidt, Vorstandsvorsitzender von GovindaEntwicklungshilfe, der in den vergangenen zwei Wochen wieder vor Ort in Nepal war.
„Gut, dass keinem der Kinder im Waisenhaus etwas passiert ist. Sie besuchen wieder die Schule, die Govinda bereits im Jahr 2002 erdbebensicher gebaut hat. Diese steht nun auch offen für ein geplantes Gemeindeprojekt, um die umliegenden Menschen der Dörfer in Handwerksberufen, wie Mauerer oder Zimmermann, zu schulen“, sagt Umbescheidt.
Nahrungsmittel dringend benötigt
Aktuelle Daten gehen von zwei Millionen Menschen aus, die ihre ursprüngliche Wohnunterkunft verlassen haben. Viele Menschen in abgelegenen Gebieten wurden weiterhin nicht von der internationalen Hilfe oder den Hilfsmaßnahmen der Regierung erreicht, obwohl 1,4 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel benötigen. Immer mehr Kinder leiden unter den Folgen von Unterernährung. „Eine Million Kinder ist weiterhin ohne Zugang zu Klassenräumen aufgrund der Vielzahl an zerstörten Schulen. Die UN hat bislang nur 50 Prozent der 422 Millionen Dollar erhalten, die sie benötigt“, sagt Umbescheidt. Keines der 14 „Disaster Risk Reduction Committees“ schließt Dalits (Menschen aus niedrigen Kasten oder Kastenlose) mit ein, was die Unterdrückung dieser unterprivilegierten Menschen noch mehr verstärkt. Die Beteiligung von Frauen ist ebenfalls auf einem sehr niedrigen Niveau. „Erschreckend, dass derartige Grundsätze, die wir seit Jahren in den Gemeindeprojekten umsetzen, noch immer kaum Berücksichtigung erfahren“, so Umbescheidt. Dabei hätten es gerade diese Gruppen in den abgelegenen Gebieten denen es an allem fehlt, besonders nötig, Hilfe von außen zu erfahren.
Umbescheidt war mit dem Wiederaufbauteam im Juli in den Krisengebieten unterwegs. Im Projektgebiet Kalikatar/Bharta wurden zwischenzeitlich 39 Notunterkünfte erbaut und Nahrungsmittel verteilt. Im bergigen Terrain sind in fünf verschiedenen Schulen weitere Notlager mit Hilfsgütern eingerichtet. Sie werden von Sozialarbeitern verwaltet. „Es ist wichtig, dass die Menschen auch in Zeiten in denen die Region – wie seit vergangener Woche wieder einmal – komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist, Zugang zu unseren Hilfeleistungen haben. Wahnsinn, wie dankbar sie sind für unsere direkte humanitäre Hilfe und über die Empfehlungen zu Hausbau, Materialien und Transportmöglichkeiten“,berichtet Umbescheidt.
Die Partnerorganisation SDA (Shangrila Development Association), die aus ehemaligen und nun jungen erwachsenen Waisenhausbewohnern besteht, untersuchte zudem Schüler in fünf Schulen. Ein Teil der Mitglieder hatte eine Hebammenausbildung oder Krankenschwesterausbildung abgeschlossen, so dass nicht nur examiniert, sondern mehr als 300 Menschen mit Schmerzen, Erkältungen und Durchfallerkrankungen behandelt werden konnten. Außerdem wurden bereits fünf Übergangsschulen gebaut und private Haushalte mit Notunterkünften und Nahrungsmitteln unterstützt.
„Weitere Gruppenmeetings fanden im Nothilfezentrum in der Hauptstadt Kathmandu mit den vom Erdbeben betroffenen Eltern unseres Schülerförderprogrammes statt. Auch hier wurden der Wiederaufbau der Häuser und die aktuelle Monsunhilfe intensiv besprochen, Trainings im Hygiene und Sanitärbereich folgten“, so Umbescheidt.
In einer Ausschreibung hat Govinda mittlerweile aus fünf Bewerbern Architekturfirmen für den Wiederaufbau der Häuser in beiden Projektdistrikten ausgewählt. Die zwei Bestplatzierten werden in den nächsten Tagen präzisierte Bau-, Kosten,- und Supervisionspläne einreichen. Die Modellhäuser werden anhand der Bedürfnisse der Bevölkerung mit nepalesischen Ingenieuren und einem Expertenteam von Govinda entwickelt. Rauchfreie Öfen, Erdbebensicherheit, der Einbezug lokaler Ressourcen und ökologische Toiletten sind wichtige Komponenten der Modellhäuser. Durch die in den Verteilund Beratungszentren angebotenen Schulungen, die noch vor dem Ende der Monsunzeit stattfinden werden, und den Bau der Modellhäuser erwartet Govinda einen großen Multiplikatoren-Effekt.
„Gut, dass keinem der Kinder im Waisenhaus
etwas passiert ist“,
Wiederaufbau von Schulen
„Es ist nach wie vor kompliziert. Angesichts der Umstände hat die nepalesische Regierung einiges geleistet bei der direkten Hilfeleistung und der Entwicklung von Baurichtlinien. Aber viel zu sehr erschweren intransparente Prozesse, fehlende Koordination, Richtlinien und Zeitangaben zum Wiederaufbau die direkte und unbürokratische Arbeit der Hilfsorganisationen. Wir sind mit einer Reihe von Organisationen vernetzt, die ebenfalls den Wiederaufbau dringend benötigter Schulen zum Ziel haben und seit Wochen ausharren, um endlich tätig werden zu können“, berichtet Umbescheidt. „Auch wir haben neben dem erfolgten Aufbau temporärer Schulunterkünfte den Wiederaufbau von drei zerstörten Schulen vorbereitet.“Bleibt zu hoffen, dass die Menschen in Nepal nicht zu lange auf diese Hilfe warten müssen.
sagt Rocco Umbescheidt.
Kontakt: Govinda Entwicklungshilfe, Julius-Leber-Straße 28, 73430 Aalen, Telefon 07361 / 375079, E-Mail: govinda@waisenkind.de, www.waisenkind.de.
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