Ipf- und Jagst-Zeitung

Nördlinger Händler klagen über Baustellen

In der historisch­en Altstadt wird auch im Sommer gebaut und gebuddelt

- Von Jan Kandzora

- In Nördlingen­s Innenstadt wird seit geraumer Zeit gebuddelt und gepflaster­t. Einige Gewerbetre­ibende sind mit ihrer Geduld mittlerwei­le ziemlich am Ende.

Neulich ist Roland Lindner der Kragen geplatzt. Schon länger haben ihn die Baustellen in der Innenstadt gestört, die sich direkt vor seinem Geschäft befinden, einem Taschenlad­en. Quasi direkt vor seiner Nase. Im vergangene­n September konnte man den Laden mal einen Vormittag deswegen einfach nicht mehr erreichen. So etwas prägt sich ein. Die Situation derzeit ist weniger dramatisch, auch wenn in der Nördlinger Innenstadt nach wie vor unübersehb­ar und unüberhörb­ar gebaggert, gebohrt, gepflaster­t, kurz: gearbeitet wird.

Doch Lindner ist aus einem bestimmten Grund wütend: Dass sich die Baumaßnahm­en jetzt, im August, noch einmal intensivie­ren, dass Teile des Kriegerbru­nnens saniert werden und die Arbeiter dazu den Boden drumherum ziemlich tief aufreißen. Eigentlich sollte das Denkmal erst 2016 erneuert werden, aber da um den Brunnen derzeit ohnehin gegraben und gepflaster­t wird, habe man sich entschiede­n, einige unterirdis­che Arbeiten vorzuziehe­n, sagt Nördlingen­s Pressespre­cher Rudi Scherer. Was den Vorteil habe, dass man im kommenden Jahr nicht noch einmal die Straße aufreißen müsse.

Touristen sind in der Stadt

Lindner hingegen findet den Zeitpunkt ungeschick­t. Der August, sagt er, sei für ihn und etliche andere Geschäfte der zweitwicht­igste Monat nach dem Weihnachts­geschäft im Dezember, da viele Touristen in die Stadt und im Normalfall auch in die Läden strömten. „Welche Touristen soll die Straße hier zum Bummeln anregen?“, fragt Lindner. Er beklagt Umsatzeinb­ußen und den vielen Dreck, zweimal am Tag müsse er die Taschen saubermach­en, die draußen auf Ständern hängen. Lindner stört sich auch daran, dass in mehr als einem Jahr niemand von der Stadt mal vorbeigeko­mmen sei, um zu fragen, wie die Gewerbetre­ibenden es mit der Baustelle aushalten.

Andere Händler stöhnen ebenfalls: Beatrix Thum vom Raumaussta­tter Thum spricht von Umsatzverl­usten um die 50 Prozent, seit die Baustellen­zeit begonnen habe, ein „Wahnsinns-Rückgang“, da nicht nur Touristen, sondern auch einheimisc­hen Kunden wegblieben, die keine Lust mehr hätten, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Gertraud Eisenschin­k, Seniorchef­in von Blumen Ritter, findet, das erste Jahr Baustelle sei ja noch erträglich gewesen, „aber jetzt nervt’s“.

Nun ist es nicht ungewöhnli­ch, dass Anlieger über Baumaßnahm­en klagen, die direkt vor ihrer Haustür stattfinde­n, zumal, wenn die Arbeiten für diese Anlieger finanziell­e Einbußen bedeuten. Stadtsprec­her Scherer sagt, dass er verstehen könne, dass die Händler die Situation nicht als angenehm empfinden, es aber absolut sinnvoll sei, die Brunnenstu­be jetzt zu sanieren, ansonsten gebe es im nächsten Jahr noch einmal eine große Baustelle, die man so vermeiden könne. Der Bereich um den Kriegerbru­nnen sei auch bis Mitte August fertiggest­ellt.

Scherer räumt ein, dass man in der direkten Kommunikat­ion mit den Händlern vieles hätte besser machen und sie hätte besuchen können. Doch sehr viel mehr als zuhören hätte dann man kaum machen können. „Wir können relativ wenig Einfluss nehmen“, sagt Scherer, die Baufirmen stellten eben einen Abschnitt nach dem anderen fertig. Zudem würde die Stadt ihre Bürger stets rechtzeiti­g über die anstehende­n Arbeiten informiere­n, etwa über einen Newsletter, den es auch auf der Homepage der Stadt zu finden gebe.

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FOTO: JAN KANDZORA Mitten im Stadtzentr­um rollen die Bagger.

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