Imtech: „Relativ entspannt“nach Insolvenzantrag
Am Standort Aalen sind 450 Mitarbeiter bei sehr guter Auftragslage betroffen – Betriebsrat denkt „in alle Richtungen“
- Die Imtech Deutschland GmbH & Co. KG mit Sitz in Hamburg hat am späten Donnerstagnachmittag beim dortigen zuständigen Amtsgericht Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Betroffen davon sind auch die 450 Mitarbeiter am Imtech-Standort Aalen. Dort gibt sich Betriebsratsvorsitzender Edwin Rief derzeit „relativ entspannt“. Er glaubt fest an eine Zukunft für seine Kollegen in Aalen. „Und wenn’s nicht unter Imtech ist, dann mit jemand anders“, wie er auf Nachfrage dieser Zeitung sagt.
Imtech Deutschland, ein Tochterunternehmen des im niederländischen Gouda ansässigen, weltweit tätigen Konzerns Royal Imtech, ist einer der führenden Ausrüster in der Gebäude- und Anlagentechnik mit rund 4000 Mitarbeitern an 60 Standorten. 1997 war das Unternehmen aus der Fusion von Rheinelektra und der Firma Rudolph Otto Meyer (R.O.M.) entstanden. Seit etwa 2013 ist von einer massiven Krise die Rede, in der sich der niederländische Mutterkonzern befinde. Und auch die deutsche Konzerntochter blieb von Schlagzeilen nicht verschont, unter anderem wegen Betrugs- und Korruptionsvorwürfen gegen die Chefetage. Seit Dezember 2014 ermittelt die Staatsanwaltschaft Neuruppin unter anderem gegen vier frühere leitende Mitarbeiter von Imtech wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit beim Bau des neuen Berliner Großflughafens BER.
Bei stetig steigenden Verlusten – allein in den vergangenen Jahren kletterten sie um 290 auf Schulden von aktuell rund 545 Millionen Euro – und einem akuten Finanzbedarf von 150 Millionen Euro haben die Banken jetzt offenbar die Reißleine bei Imtech Deutschland gezogen. Nach dem Insolvenzantrag am Donnerstag ist Rechtsanwalt Peter-A. Borchardt von der Hamburger Kanzlei Reimer zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden. Bei ihm will der Aalener Betriebsratsvorsitzende Edwin Rief am Montag „Flagge für Aalen zeigen“, wie er sagt. Rief, der auch Mitglied des Gesamtbetriebsrats und jetzt des Gläubigerausschusses ist, macht sich derzeit um dem Erhalt des Standortes Aalen keine größeren Sorgen. „Wir waren immer die Besten und sind die Besten“, meint er selbstbewusst und verweist unter anderem auf ein Auftragsvolumen von rund 60 Millionen Euro allein für diesen Standort.
Denken statt Däumchen drehen
„Wir sitzen ja nicht da und drehen nur Däumchen“, sagt Rief weiter. Nach dem Insolvenzantrag denke man jetzt in alle Richtungen, „und wenn’s nicht unter Imtech ist, dann mit jemand anders“, glaubt er fest an die Zukunft in Aalen. Eingebunden in die Überlegungen sind laut Rief inzwischen auch die IG Metall sowie Berndt-Ulrich Scholz, der geschäftsführende Gesellschafter der Scholz Immobilien GmbH & Co. KG. Ihr gehört nicht nur der Neubau an der Gartenstraße, in den Imtech 2013 eingezogen ist, Scholz hat für Imtech auch in Stuttgart-Weilimndorf und Lahr Immobilien errichtet. Immer auf der Basis einer langfristigen Vermietung zur Refinanzierung der Investition.
Am Freitag ist laut Rief die Aalener Imtech-Belegschaft in einer Versammlung über die aktuelle Situation informiert worden. Jetzt müsse sich der Insolvenzverwalter erst einmal einen Gesamtüberblick verschaffen, sagt Rief, in den nächsten nächsten drei Monaten – so lange ist die Zahlung der Löhne und Gehälter nach Insolvenzrecht gesichert – werde in Aalen gar nichts passieren, schätzt er. Außer, dass man wie gewohnt am großen Auftragsbestand weiterarbeiten werde.