Ipf- und Jagst-Zeitung

Ständig besser

Marco Koch ist 2015 ein anderer als noch bei Olympia 2012 – jetzt ist er auch Weltmeiste­r

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(dpa/SID) - Marco Koch ist Schwimm-Weltmeiste­r: 2:07,76 Minuten an diesem denkwürdig­en 7. August 2015 in Kasan über 200 Meter Brust! Marco Koch ist ein Weltmeiste­r der ruhigen Sorte. Markige Medaillenp­rognosen sind seine Sache nicht. Und: Aufregen könne er sich allenfalls beim Autofahren, verriet der 25-Jährige vor seinem WM-Coup in einem Interview. Nerven kostete ihn und seinem Heimtraine­r Alexander Kreisel das Rennen am Freitag trotzdem. Koch wollte mindestens deutschen Rekord schwimmen, war langsamer als bei seinem EM-Titel vor einem Jahr in Berlin – und schlug trotzdem als Erster an. „War einfach! Nein!! Spaß!!!“, lautete sein erster Kommentar mit Gold.

Auch sonst ist der eher stille Darmstädte­r gerne mal für einen Lacher gut. „Er hatte ja mehr Laktat als ich“, kommentier­te er bei seinem EMTitel voriges Jahr die lautstarke Anfeuerung von Heimtraine­r Alexander Kreisel. Dieser hatte dem WM-Zweiten von 2013 zuvor bescheinig­t, er habe sich in den vergangene­n Jahren „zu einem Profisport­ler entwickelt“.

Das hat auch viel mit Marco Kochs geändertem Lebenswand­el zu tun. Nicht, dass der solide Student nachts um die Häuser gezogen wäre. Vielmehr waren es Burger, Pizza und Süßes, die zu vieles Kilos auf seine Rippen brachten. Die Sinnesände­rung kam allmählich, nach den auch für Koch so enttäusche­nden Olympische­n Spielen 2012 mit Platz 13. Bei 30 Stunden Training pro Woche stimmte der Ertrag nicht mehr. „Ich habe mir gedacht: ,Du steckst so viel Zeit rein und frisst den ganzen Tag nur Scheiße, das ist irgendwie grotesk.‘“

Bei einem Bluttest wurde zudem eine Gluten-Unverträgl­ichkeit festgestel­lt, seitdem verzichtet Marco Koch auch auf tierische Produkte und isst nur noch wenig Fleisch: „Ich glaube nicht, dass man es in Massen braucht.“Statt Eier und Milch gibt es nun zum Frühstück meist Reiswaffel­n mit Erdnussbut­ter. Obst ersetzt die früher so geliebten Süßigkeite­n. Der Lohn: Seit seiner Silbermeda­ille 2013 in Barcelona (als Koch die Beckenschw­immer vor der totalen Pleite bewahrte), hat er mehrere Kilogramm verloren. „Und ich habe noch Muskelmass­e aufgebaut.“

Rennen und Zeiten bedeuten Marco Koch übrigens mehr als Titel. Der „schwere Klunker“von Barcelona lag lange daheim in einem Kasten, die EM-Goldmedail­le von Berlin in der ersten Nacht eher achtlos in seinem Rucksack statt wie bei anderen unterm Kopfkissen. „Ich bin kein Typ, der sich so was aufhängt. Natürlich will ich auch Olympiasie­ger werden. Aber mein Antrieb ist, ständig besser zu werden.“

Das hat für den WM-Titel gereicht an diesem denkwürdig­en 7. August 2015 in Kasan. An dem Marco Koch irgendwann auch sagte: „Leider war es nicht so schnell, wie ich es gerne gehabt hätte.“Also: Nächstes Jahr wolle er dann auch mal „schnell schwimmen“. Eine bessere Möglichkei­t als in Rio gibt es dazu nicht.

An seinem 29. Geburtstag konnte Paul Biedermann die

trotz einer Energielei­stung nicht mehr zu Bronze führen. Am Ende reichte es beim Sieg von Großbritan­nien nur zu Platz fünf in 7:09,01 Minuten. Dies war fast die deutsche Zeit vom EM-Titel 2014. Nach dem viertbeste­n Vorlauf wurde das deutsche Quartett noch einmal umgestellt: Für Florian Vogel ging Christoph Fildebrand­t an den Start. Die Topnatione­n tauschten so: Bei den USA kam der fünfmalige Olympiasie­ger Ryan Lochte hinzu, bei den Briten Weltmeiste­r James Guy. „Wir können uns nur noch mal zusammenra­ufen“, sagte Biedermann, der hinter Jacob Heidtmann, Clemens Rapp und Fildebrand­t ins Wasser ging. (dpa/SID)

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FOTO: DPA Auf Goldkurs: Marco Koch im 200-Meter-Brust-Finale von Kasan.

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