Ipf- und Jagst-Zeitung

Flaschenpo­st-Notruf

Eine Erzählung von Elke Bräunling

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Viele Tage verbringen Pia und Pit am Ufer des Flüsschens. Hier kann man ungestört spielen. Staudämme haben die beiden gebaut und Piratenbur­gen, Stauseen und einen Hafen. Und Boote haben sie gebastelt.

Heute wollen sie ihr neues Floß aus Kork testen. Pia will das Floß gerade zur ersten Probefahrt aufs Wasser setzen, als sie eine aufregende Entdeckung macht. „Da schwimmt eine Flasche! Das ist bestimmt eine Flaschenpo­st.“Pit beugt sich über das Wasser und versucht mit einem Aststück, die Flasche an Land zu lotsen. „Das glaube ich auch“, sagt er ehrfürchti­g. „Vielleicht hat sie ein Seeräuber ins Wasser geworfen.“„Oder ein Schiffbrüc­higer, der auf den Inseln weiter oben sitzt und Hilfe braucht.“

Endlich gelingt es den Freunden, die Flasche an Land zu ziehen. Pia untersucht sie genauer. „Stimmt. Hier drin ist wirklich ein Hilferuf.“Aufgeregt zeigt sie auf den Zettel, der zusammenge­rollt in der Flasche liegt. „Super!“, ruft sie. „Wir haben eine echte Flaschenpo­st gefunden. Das glaubt uns keiner.“

Eilig öffnen die beiden den Drehversch­luss der Flasche und klopfen so lange auf den Flaschenbo­den, bis die Botschaft aus dem engen Flaschenha­ls rutscht. Mit zitternden Händen rollt Pia das Papier auf und liest laut vor: „Hallo! Ich heiße Paul Bauer. Ich bin neu hier und sterbe vor Langeweile. Leider kenne ich niemanden zum Spielen, und das ist ein gemeines Gefühl. Ob mir die Flaschenpo­st Freunde bringt? Toll wäre das. Bitte, schreibt mir! Ich wohne in der Auwaldstra­ße 17.“

„Das ist wirklich eine echte Flaschenpo­st, oder?“Pia und Pit sehen sich fragend an. „Ganz schön schlau, dieser Paul“, meint Pit anerkennen­d. Pia nickt. Klar würden sie den Brief beantworte­n. Heute noch. Langeweile ist nämlich wirklich eine gemeine Sache.

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