Ipf- und Jagst-Zeitung

Die neue Suche nach Außerirdis­chen

Fast 100 Millionen Euro für Suche nach Leben im All beflügeln Spekulatio­nen

- Von Frank Walker und Christiane Oelrich

(dpa) - Grüne Männchen und Zombies bevölkern ScienceFic­tion-Welten. Jetzt wird auch in der realen Welt die ernsthafte Suche nach Außerirdis­chen im All mit einer Millionens­pende intensivie­rt.

Spätestens seit der Kultserie „Raumschiff Enterprise“halten Erdlinge sich für Kenner des Außerirdis­chen. Und die Entdeckung­en erdähnlich­er Exoplanete­n, wie die von „Kepler-452b“im Juli, beflügeln diese Spekulatio­nen noch.

Das Universum gründlich aushorchen

Spitze Ohren, grünes Blut, kaum Gefühle, und doch so liebenswer­t: das ist Mr. Spock, der Halbvulkan­ier, der Erdlingen die Angst vor Andersarti­gen nimmt. „Aber Vorsicht!“mahnt Astrophysi­ker Matthew Bailes. Oder, wie Mr. Spock in der Folge „Der schlafende Tiger“sagt: „Eine unzureiche­nde Faktenlage begünstigt immer Gefahren, Käpt’n.“

Bailes von der Swineburne-Universitä­t in Australien gehört zu einem Team hochkaräti­ger Wissenscha­ftler, die die Suche nach außerirdis­chen Zivilisati­onen dank einer Millionens­pende von Millionäre­n nun vorantreib­en. Mit den 100 Millionen Dollar (umgerechne­t 91 Millionen Euro) von der Stiftung „Breakthrou­gh Prize“(Preis für Durchbrüch­e) werden Planetenke­nner, AllForsche­r und Physiker zehn Jahre das Universum aushorchen.

Beweise für Kleinstleb­ewesen in kommenden Jahrzehnte­n erwartet

„Wenn wir ein Signal aus dem All empfangen, sollten wir genau überlegen, bevor wir antworten“, warnt Bailes. „Wir suchen nach fortgeschr­ittenen Zivilisati­onen, die beim Aussenden von Signalen deutlich mehr auf der Pfanne haben als wir.“Sonst würden die Signale über Zehntausen­de Lichtjahre Entfernung ja gar nicht ankommen. „Wenn aber schwache Zivilisati­onen in Kontakt mit starken Zivilisati­onen treten, ist das in der Geschichte immer schlecht ausgegange­n“, sagt er.

Die Chefwissen­schaftleri­n der US-Weltraumbe­hörde Nasa, Ellen Stofan, glaubt, dass der Mensch schon bald außerirdis­che Lebewesen findet. „Ich gehe davon aus, dass wir innerhalb von zehn Jahren starke Anzeichen von Leben außerhalb der Erde haben werden, und richtige Beweise in den nächsten 20 bis 30 Jahren“, sagte sie – allerdings mit Blick auf Mikroorgan­ismen. Das amerikanis­che Seti-Institut forscht dagegen schon seit 1984 nach intelligen­ten Außerirdis­chen. Die Wissenscha­ftler haben zwar schon Planeten außerhalb des Sonnensyst­ems entdeckt. Aber die Suche nach Leben war bislang erfolglos.

Bailes’ Fachgebiet sind „extragalak­tische Ausbrüche im Bereich der Radiostrah­lung“. Er arbeitet am Parkes-Teleskop 350 Kilometer westlich von Sydney, einem der leistungss­tärksten Teleskope der Welt. Es war die erste Erdstation, die 1969 Bilder von Neil Armstrong auf dem Mond empfing. Das Breakthrou­gh-Projekt hat sich mit mehreren Millionen Dollar für fünf Jahre ein Viertel der Arbeitszei­t des Teleskops gesichert.

Unterstütz­ung vom Kosmologen Stephen Hawking

Ob Signale entdeckt werden oder nicht, der australisc­he Forschungs­organisati­on Csiro ist sicher, dass das Projekt „exzellente wissenscha­ftliche Ergebnisse liefern und zu anderen Feldern der Astronomie beitragen wird“. Die Hauptarbei­t machen Hochleistu­ngscompute­r. „Sie müssen Milliarden Daten pro Sekunde durchforst­en und nach einem Muster suchen, dass ein Signal sein könnte.“

Hinter dem Projekt steht auch der bekannte britische Kosmologe Stephen Hawking, Autor des Bestseller­s „Eine kurze Geschichte der Zeit“. „Es ist wichtig für uns, zu wissen, ob wir alleine im Dunklen sind“, sagte er bei Vorstellun­g des Projekts.

Ein Signal garantiert noch lange keine Begegnung

Auf eine baldige Begegnung mit der anderen Art müsse sich allerdings niemand gefasst machen, meint Bailes. Die Signale kämen höchstwahr­scheinlich aus Tausenden Lichtjahre­n Entfernung. „Selbst, wenn wir morgen eins auffingen, wären wir lange unter der Erde, bevor eine Antwort von uns überhaupt bei den Außerirdis­chen angekommen wäre.“

Das Schlusswor­t dazu liefert – natürlich – der Vulkanier Mr. Spock, die Hand mit gespreizte­n Fingern zum vulkanisch­en Gruß gehoben: „Diftor heh smusma.“Das ist vulkanisch und heißt auf Deutsch: Lebe lange und in Frieden.

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FOTO: DPA Sympathisc­her Außerirdis­cher: Mr. Spock, verkörpert vom mittlerwei­le verstorben­en Leonard Nimoy, bekannt aus der Serie „Raumschiff Enterprise“.

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