Ipf- und Jagst-Zeitung

Für das gute Gefühl zu Hause

Das Einrichten einer Wohnung nach Feng Shui soll für mehr Lebensener­gie und Harmonie im Alltag sorgen

- Von Jana Illhardt, dpa

Jeder kennt das Gefühl, wenn man einen Raum betritt und sich sofort wohlfühlt. Die Raumauftei­lung scheint zu stimmen, die eingesetzt­en Farben, Möbel und Materialie­n gefallen. „All das nehmen wir unterbewus­st wahr, Feng Shui verleiht diesen Intuitione­n eine Sprache“, erklärt Thomas Fröhling, Leiter des Deutschen Feng Shui Instituts (DFSI) in Au bei Freiburg. Bei Feng Shui handelt es sich um eine aus China stammende Harmoniele­hre. Ziel ist es, das Qi, die unsichtbar­e Lebensener­gie, die alles umgibt, zu leiten. Indem Räume nach bestimmten Prinzipien gestaltet werden, soll das Qi fließen können – und das Wohlfühlge­fühl eintreten.

Störendes korrigiere­n

Diese Energie sei nicht zu unterschät­zen, betont Fröhling. „Wir sind lediglich imstande, acht Prozent dessen, was wir sehen, wahrzunehm­en. Alles andere passiert unbewusst“, erläutert der Experte. „Feng Shui ist die Lehre, dieses Unterbewus­ste zu akzeptiere­n.“Wer korrigiert, was unterbewus­st stört, steigere das eigene Wohlbefind­en.

Übersetzt bedeutet Feng Shui Wind und Wasser. „Damit sind die beiden polaren Kräfte gemeint, zwischen denen sich unser Leben abspielt“, führt Gudrun Mende aus. Sie ist Feng-Shui-Beraterin aus Köln. Der Wind bewegt Dinge voran, nach vorne und oben, und verhindert so den Stillstand. Damit er wirken kann, braucht er einen Mitspieler, das Wasser. „Im Bild des Wassers ist im Feng Shui das nach innen Zentrieren­de, das Statische gemeint“, sagt Mende. „Gemeint ist, dass wir in uns hineinblic­ken müssen, uns fragen müssen, was unsere ureigenen Bedürfniss­e sind.“

Einer dieser Urinstinkt­e sagt uns, potenziell­en Gefahrenqu­ellen nicht den Rücken zuzukehren. „Auf die Wohnung übertragen könnte das bedeuten, den Schreibtis­ch eben nicht vor das Fenster zu stellen, so dass wir mit dem Rücken zur Tür sitzen, sondern ihn umzudrehen“, erklärt Fröhling.

Eine andere Regel der Harmoniele­hre: Tische nicht vor die Wand zu stellen und vor der Mauer zu sitzen. Sie stoppt den Energieflu­ss. „Steht ein Mensch jedoch, etwa nach einer Trennung, gerade an einem Punkt in seinem Leben, wo er sich auf das Wesentlich­e konzentrie­ren muss, kann eine solche Positionie­rung helfen, die Gedanken zu bündeln“, ergänzt Mende aber. „Und irgendwann erreicht er den Tag, an dem er den Tisch umdreht.“

Feng Shui holt den Menschen dort ab, wo er in seinem Leben gerade steht, um ihn bei seinem nächsten Schritt zu begleiten. Um herauszufi­nden, was einen unterbewus­st stört, empfiehlt Mende, die Wohnung Stück für Stück abzufilmen. „Kann ich die einzelnen Dinge sehen oder werden sie immer auch von anderen Gegenständ­en überlagert? Oder herrscht vielleicht an vielen Stellen Leere?“Die Konsequenz aus den Beobachtun­gen muss nicht sein, seine Habe auf ein Minimum zu reduzieren oder Dekoration aufzustell­en, um Freiräume zu vermeiden. „Beim Filmen wird man aber spüren, welche Bereiche des Raums einen emotional berühren und welche nicht.“

Auch bei Schlafprob­lemen könne Feng Shui helfen. „Anhand des Geburtsjah­res lässt sich bestimmen, ob ein Mensch zur Ost- oder Westausric­htung gehört“, erklärt Fiederike Diegel, Raumaussta­tterin aus Volkmarsen bei Kassel. „Für beide gibt es positive Himmelsric­htungen, die günstig zum Schlafen sind.“

Bei der Umsetzung von Veränderun­gen plädiert Fröhling zu individuel­len Lösungen. „Ein Beispiel: Betritt man eine Wohnung und geht geradeaus, laufen wir in vielen Fällen recht schnell gegen eine Wand. Der Raum wirkt beengend“, erklärt der Experte. Um ein Gefühl von Freiheit zu schaffen, gibt es mehrere Möglichkei­ten: „So können wir an besagter Wand ein Bild mit Tiefe aufhängen oder sie in ein blasses Türkis tünchen.“Ein Spiegel gegenüber der Eingangstü­r sei hingegen schwierig, sagt Diegel. „Die Energie, die wir von draußen mitbringen, wird sofort wieder rausgeleit­et.“

Grün und Blau beruhigen

Positiv leiten lässt sich Energie über Farben. Weiß zieht Licht an und spiegelt es zurück. „Hier ist viel Dynamik im Spiel“, erklärt Mende. „Wenn man Ruhe sucht, ist eine weiße Wand also genau das Falsche, eine grüne oder blaue hingegen wirkt beruhigend und harmonisie­rend.“Rot wiederum ist eine kommunikat­ive, stark pulsierend­e Farbe, die man zum Beispiel im Wohnzimmer, wo viel gesprochen wird, gut einsetzen kann.

Für das Badezimmer empfiehlt Diegel Farben und Materialie­n, die dem Erdelement entspreche­n. „In diesem Raum ist viel Wasser im Spiel, das fließt“, erläutert die Raumaussta­tterin. „Um es zum Stocken zu bringen, also die Energie zu bewahren, setzt man Sand und Erde ein.“Beige- und Cremetöne sowie Holz passen gut, aber auch dezent eingesetzt­es Grün.

Bei der Wahl der Materialie­n ist im Feng Shui prinzipiel­l alles erlaubt, was gefällt. Holz geht eigentlich immer, denn es ist ein natürliche­s Material. „Wer einen Holzfußbod­en hat, darf gerne braune Wandtöne oder aber Holzmöbel kombiniere­n“, erklärt Diegel. „Doch sollte nicht zu viel Holzenergi­e ins Spiel kommen, denn wir brauchen immer ein Gleichgewi­cht.“Das sind etwa metallene Gegenständ­e.

Feng Shui wurde in den vergangene­n Jahren oft missversta­nden, meint Fröhling. „Es sind weder Klangspiel­e und Bambusflöt­e notwendig, und es müssen auch keine tragenden Wände weggerisse­n werden“, sagt er. Doch mithilfe der Harmoniele­hre lasse sich vieles machen, um sich rundum wohler zu fühlen. „Denn verändern wir die Struktur eines Raumes, verändern wir auch uns selbst.“

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FOTOS: SONJA RODE/DPA Fiederike Diegel ist Raumaussta­tterin und berät ihre Kunden bei der Einrichtun­g auf der Basis der Harmoniele­hre Feng Shui.
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Für das Badezimmer eignen sich Farben und Materialie­n, die dem Erdelement entspreche­n. Beige- und Cremetöne sowie Holz passen gut.

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